Tagesarchiv: 1. Januar 2010

Rezai appelliert im Namen Moussavis an den Obersten Führer

Veröffentlicht auf Tehran Bureau am 1. Januar 2009
Quelle (Englisch) http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/tehranbureau/2010/01/selected-headlines-101.html

Deutsche Übersetzung: Julia (bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben)

Mohsen Rezai, Kandidat der Präsidentschaftswahlen vom Juni und Sekretär des Expertenrats, das Statement von Mir Hossein Moussavi, in dem er [scheinbar] Abstand von seiner Ablehnung der Regierung Mahmoud Ahmadinejad genommen hat, könne dazu beitragen, die Nation zu einen.

In einem Brief an den iranischen Führer Ayatollah Seyyed Ali Khamenei schreibt Rezai, die massenhafte Beteiligung der Iraner an der Kundgebung [für die Regierung] am Mittwoch habe nicht nur die Schmach der Ashura-Demonstrationen [gegen die Regierung] wettgemacht, sondern werde auch eine wichtige Rolle für die Neutralisierung jeglicher Verschwörungen gegen das Land spielen.

„Ich war bei der Demonstration vom Ferdowsi-Platz zur Teheran-Universität dabei, und ich habe persönlich die reinen Gefühle und die Liebe gesehen, die die Menschen für Imam Hossein (Friede sei mit ihm), den Führer und das geistliche Establishment der Islamischen Republik empfinden,“ schreibt Rezai. „Alle Klassen und politischen Parteien waren in der Menge vertreten.“

„Dies ist das erste Mal seit den Wahlen [vom 12. Juni 2009], dass man die iranische Nation vereint gesehen hat. Ich sah unzählige Frauen, Männer und Jugendliche aus der Nähe. Sie waren aufgebracht über die Ereignisse von Ashura, aber sie hatten Tränen der Freude in ihren Augen, weil sie fühlten, dass das Licht Imam Hosseins (Friede sei mit ihm) und der Führung über ihnen war. Die gestrige Demonstration war eine Manifestation des Koranverses, der besagt, dass man am Göttlichen festhalten und nicht entzweiht werden soll.“

„Dieses Ereignis könnte der Beginn einer neuen Bewegung sein, die die Entwicklung des Landes fördern und zur Lösung der Sorgen und Ungewissheiten bei den wirtschaftlichen Investitionen und anderen Aktivitäten des Landes beitragen kann. Ich habe allerdings keine Zweifel, dass die Radikalen beider Seiten [des politischen Spektrums] einerseits und die kauernden Feinde der iranischen Nation mit ihrem Zorn andererseits versuchen werden, die Errungenschaften dieser großartigen Bewegung zu neutralisieren.“

„Dass Herr Moussavi davon abegrückt ist, die [Legitimität der] Regierung Ahmadinejad in Frage zu stellen, und seine konstruktiven Vorschläge an das Parlament und die Justiz, ihre gesetzlichen Verpflichtungen auszuführen, indem sie – wenn auch verspätet – die Regierung zur Verantwortung ziehen, kann der Beginn einer Bewegung sein, die die Opposition mit dem Rest der Nation vereint.“

Rezai bittet den Führer, ein Statement abzugeben oder eine Rede zu halten, um das Volk zur Einheit zu führen, nun, da der Boden bereitet sei.

[Anm. d. Übers.: Es ist mir selten so schwer gefallen wie hier, mich persönlicher Kommentare zu enthalten]

Freitagspredigt heute: Geistlicher verlangt harte Verfolgung von Demonstranten

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 1. Januar 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/01/hardline-cleric-demands-f.html
Deutsche Übersetzung: Julia (bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben)

Ayatollah Jannati

Der Teheraner Leiter der Freitagsgebete Ayatollah Jannati hat gefordert, anstelle der heutigen „leblosen“ Richter, denen es Jannati zufolge nicht gelungen ist, mit den vor Kurzem Verhafteten „hart“ zu verfahren, zu den „harten und revolutionären“ Richtern der ersten Tage nach der Revolution von 1979 zurückzukehren.

In der Zeit nach der Revolution waren viele Menschen ohne ordentliche Gerichtsprozesse kurzerhand hingerichtet worden.

ILNA zitiert Ayatollah Jannati mit den Worten: „Die Erwartungen des Volkes an die Justiz sind sehr hoch. Natürlich ist uns bewusst, dass die Justiz zur Zeit bestimmten Einschränkungen unterliegt und nicht so arbeiten kann wie in den frühen Tagen der Revolution. Hätten sie jedoch so gehandelt wie damals, wäre diese Angelegenheit längst erledigt.“

Irans Generalstaatsanwalt Mohsen Ejei hat die bevorstehende Hinrichtung von „mindestens drei Personen“ bekanntgegeben, die am Ashura-Tag am 27. Dezember 2009 verhaftet worden waren.

Ayatollah Jannati erklärte, die Demonstranten von Ashura seien “mofsed-e-fel-arz”, verdorbene Personen – ein Terminus, der in der in der Rechtssprechung der Islamischen Republik für Delikte verwendet wird, die die Todesstrafe verdienen.

210 Studenten der Freien Universität Mashhad verhaftet, darunter ein naher Verwandter Khameneis

Veröffentlicht auf Persian2English am 1. Januar 2010
Quelle (Persisch): Rahe Sabz
Übersetzung Persisch-Englisch: Siavash Sartipi für Persian2English
Quelle (Englisch): http://persian2english.wordpress.com/2010/01/01/210-azad-university-of-mashhad-students-arrested-including-a-close-relative-of-khameneis/
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia (bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben)



Jaras exklusiv: 210 Grüne Studenten der Freien Universität Mashhad verhaftet – darunter ein naher Verwandter Ayatollah Khameneis.

Jaras (Netzwerk Grüner Weg):
Nach der stillen Versammlung von mehr als 3.000 Studenten der Freien Universität Mashhad am Donnerstag, dem 31. Dezember, mit der sie gegen die blutigen Angriffe auf die Universität am Vortag protestierten, sind 180 protestierende Studenten verhaftet worden.

Wie Jaras mitteilt, wurden zusammen mit den bereits am Mittwoch verhafteten Studenten insgesamt 210 Studenten verhaftet.

Es muss dazu gesagt werden, dass bei den blutigen Angriffen der mit Messern und Holzknüppeln bewaffneten Ansar viele Studenten verletzt wurden. Zwei Studenten *), die von Messern am Hals/Nacken verletzt worden waren, sind in einem kritischen Zustand. Es gibt keine Nachrichten von diesen verletzten Studenten, was nahelegt, dass sie möglicherweise tot sind.
*) Anm. d. Übers.: das im englischen Text verwendete Wort „students“ lässt keinen Rückschluss auf das Geschlecht der beiden zu. In früheren Berichten zu diesem Vorfall war jedoch von „Studentinnen“ die Rede.

Mit der Versammlung hatten die Studenten der Freien Universität Mashhad gegen den barbarischen Angriff der Ansar auf die Universität am Mittwoch protestiert und die Freilassung der verhafteten Studenten gefordert.

Die Freie Universität Mashhad war seit den frühen Morgenstunden von Polizei und Sicherheitskräften sowie von Schlägern der Ansar umstellt. Die Schweigeversammlung, an der mehr als 3000 Studenten teilnahmen, fand von 11:30 bis 16 Uhr statt.

Vertreter des Stadtrates von Mashhad kamen dazu und sagten den Studenten, sie sollten ihre Versammlung beenden, wenn sie wollten, dass die am Vortag Verhafteten freigelassen werden. Die Studenten wiesen dies jedoch zurück und kündigten an, ihre Versammlung zu beenden, sobald ihre Freunde frei sind.

Die mittlerweile mehr als 4000 Studenten kündigten gegen 16 Uhr an, dass sie ihre Versammlung am Sonntag fortsetzen werden, um gegen die Verhaftung ihrer Freunde zu protestieren und die Klärung des Zustandes der verletzten Studenten zu fordern, insbesondere der beiden, die Gerüchten zufolge gestorben sind.

Als die Studenten die Universität verließen, wurden sie von Anti-Aufruhr-Einheiten und pro-Regime-Zivilpolizisten angegriffen. Etwa 200 von ihnen wurden verhaftet.

Berichte besagen, dass auch alle Studentenvertreter verhaftet wurden, die an einem Meeting mit Offiziellen der Universität und dem Stadtrat teilgenommen hatten.

Seyed Sadra Mirdamadi und alle anderen Mitglieder des Zentralrats der Islamischen Organisation dieser Universität wurden ebenfalls verhaftet.

Seyed Sadra Mirdamadi ist ein naher Verwandter Ayatollah Khamenei.

Die verhafteten Studenten wurden auf die Polizeistation in der Reza Avenue, in eine Haftanstalt in Rezashahr und in die Haftanstalt zur Bekämpfung von Volksverhetzung („detention centre for fighting sedition“) in Mashhad gebracht.

Die Angehörigen der verhafteten Studenten sind seit den frühen Abendstunden vor der Polizeistation versammelt und fordern die Freilassung ihrer Kinder.

Anmerkungen zu den von China an Iran gelieferten Panzerfahrzeugen

Veröffentlicht auf Persian2English am 1. Januar 2010
Quelle (Persisch): http://sohrabestann.blogspot.com/2009/12/blog-post_3677.html
Übersetzung Persisch-Englisch: Tour Irani für Persian2English
Quelle (Englisch): http://persian2english.wordpress.com/2010/01/01/a-note-about-the-armoured-vehicles-from-china-to-iran/
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia (bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben)

(Die Informationen in diesem Text über die gepanzerten Fahrzeuge sind durch mehrere Quellen bestätigt)

Mit der Ankunft der ersten Ladung gepanzerter Fahrzeuge hat sich China endlich offiziell der Unterdrückung des iranischen Volkes angeschlossen, wahrscheinlich, um den Sturz der „Obersten Führerschaft“ und seiner eigenen illegitimen Interessen in der Region zu verhindern. Die Fahrzeuge wurden im Militärkomplex Dalian DES-516B hergestellt. Hier die Einzelheiten zum Hersteller:

Dalian Eagle-Sky Co.
Tel: +86-411-8681-3362
Fax: +86-411-8681-3763
Email: eagle@eagle-sky.net
http://www.eagle-sky.net/

Die gepanzerten Sondereinsatzfahrzeuge haben ein Fassungsvermögen von 10.000 Litern und können sowohl kaltes als auch heißes Wasser werfen. Außerdem haben sie drei Tanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 100 Litern für ätzende chemische Flüssigkeiten. Das Wasser wird mit Farbe oder Tränengas vermischt, das nicht abwaschbar ist. Jedes Fahrzeug hat zwei Vorrichtungen, mit denen Flüssigkeiten bis zu 70 Meter weit geschossen werden können. Sie werden vom Innern des Fahrzeugs aus gesteuert. Der Preis pro Einheit beträgt 650.000 Dollar. Zusätzlich wurden große Mengen ätzender Flüssigkeit, Farbe und Tränengas gekauft.

Es hat vier Monate gedauert, bis die Panzerfahrzeuge geliefert werden konnten. Da das iranische Regime unter Zeitdruck stand, erfolgte die Lieferung durch die chinesische Militärorganisation, was selten ist. Die chinesische Regierung hatte es ebenso eilig, die Fahrzeuge nach Iran zu liefern.

Wir beten, dass dieses Regime aufhört zu bestehen, bevor diese aggressive Ausrüstung zur Anwendung kommt. Doch selbst wenn das Regime diese Fahrzeuge in den Straßen einsetzt, ist das kein Grund zur Sorge. Iraner sind so kreativ, dass sie einen einfachen Weg finden werden, sie zu zerstören. Die tyrannische und blutrünstige chinesische Regierung sollte erkennen, dass dieses unmenschliche Vorgehen gegen das iranische Volk sich als große Strafe erweisen wird. Wir werden ihre Hände von unserem Land entfernen und alles tun, um ihre Produkte aus unserer Region zu verbannen. China sollte sich außerdem auf unsere vollständige Unterstützung des Tibetischen Volkes im Kampf gegen die barbarischen Verbrechen [der chinesischen Regierung] und der Moslems in Sien Kiang einstellen [hier folgt eine persönliche Äußerung, die ich weggelassen habe, d. Übers.]

Diese klare Einmischung Chinas in Irans innere Angelegenheiten und ihre Mithilfe bei der Niederschlagung des iranischen Volkes muss von allen Nationen der Welt verurteilt werden. Wir haben Mitleid mit dem „Obersten Führer“, der bereit ist, den Chinesen, die nicht einmal an Gott glauben, den Allerwertesten zu küssen, dem iranischen Volk hingegen kein Gehör schenken will.

1) Farsi: Link der Iran News Agency mit weiteren Informationen über die gepanzerten Fahrzeuge

2)Ein weiterer Link, der ein Bild des Fahrzeugs zeigt

Moussavis Statement #17 zu den blutigen Ereignissen von Ashura (Zusammenfassung)

Quelle (Englisch): Mir Hossein Moussavis Facebook-Seite, veröffentlicht am 1. Januar 2010
Quelle (Englisch): Enduring America, veröffentlicht am 1. Januar 2010

Deutsche Übersetzung: Julia (bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben)

Mir Hossein Mousavi: Ich habe keine Angst davor, zu einem der Märtyrer zu werden, die seit den Wahlen in ihrem Streben nach ihren legitimen religiösen und nationalen Forderungen ihr Leben verloren.

In seinem ersten Statement nach den Tragödien des Ashura-Tages 2009 hat Mir Hossein Moussavi das brutale Vorgehen der Regierung gegen die trauernde Bevölkerung Irans scharf verurteilt. Gleichzeitig schlägt er einen Fünf-Punkte-Plan zur Lösung der gegenwärtigen kritischen Situation vor.

Er betrachtet die Demonstrationen der Menschen an den Tagen von Ashura und Tasua (zwei der heiligsten religiösen Feiertage) als spontane Proteste.

Die einzelnen Schritte seines Fünf-Punkte-Plans:

1. Die Regierung, das Parlament und die Justiz müssen die direkte Verantwortung für die jüngsten Ereignisse übernehmen.

2. Es muss ein transparentes Wahlgesetz geben, das geeignet ist, öffentliches Vertrauen herzustellen.

3. Die politischen Gefangenen müssen Freigelassen und ihre Würde und Ehre wiederhergestellt werden.

4. Anerkennung von Presse- und Medienfreiheit

5. Zusicherung der Rechte der Menschen auf Abhaltung legaler Demonstrationen

Ohne den Tod seines eigenen Neffen bei den jüngsten Ereignissen hervorzuheben, wiederholt Moussavi, er habe keine Angst davor, einer der Märtyrer zu werden, die seit den Wahlen in ihrem Streben nach ihren legitimen religiösen und nationalen Forderungen ihr Leben verloren. Sein Blut, so fügte er hinzu, sei nicht roter als das der Märtyrer. Er unterstreicht, dass das Problem durch die Anordnung der Hinrichtung, Ermordung oder Inhaftierung von Karroubi, Moussavi und anderen nicht gelöst werden wird.

Der Führer der Grünen Bewegung bezeichnet in seinem Statement die Proteste der diesjährigen Feiertage Ashura und Tasua als spontan und verurteilt das brutale Vorgehen der Regierung gegen die trauernde Bevölkerung Irans aufs schärfste.

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Nachtrag: Jemand hat den vollständigen Wortlaut des Briefes ins Deutsche übersetzt: http://bit.ly/7GRwRS