Tagesarchiv: 2. Januar 2010

Trauernde Mütter versammeln sich trotz starker Polizeipräsenz im Laleh-Park

Veröffentlicht auf http://persian2english.wordpress.com/ am 2. Januar 2009
Quelle (Persisch): Freedom Messenger/HRDAI
Übersetzung Persisch-Englisch: Siavosh für Persian2English
Quelle (Englisch): http://persian2english.wordpress.com/2010/01/02/mourning-mothers-of-laleh-come-to-park-despite-strong-presence-of-police/
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia (bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben)

Laut Berichten von Menschenrechts- und Demokratieaktivisten in Iran haben regierungstreue Kräfte den Laleh-Park und Umgebung besetzt. Sie versuchten, die Trauernden Mütter durch Drohungen und Beleidigungen davon abzuhalten, sich zu versammeln.

Die Trauernden Mütter von Laleh, die ihre Kinder im Juni bei den Protesten gegen die Wahlen verloren haben, versammeln sich jeden Samstag im Teheraner Laleh-Park, um ihrer Kinder zu gedenken und Gerechtigkeit für ihre Lieben zu fordern.

Um 17 Uhr Teheraner Ortszeit am Samstag, dem 2. Januar wurden die Mütter auf ihrem Weg zum Laleh-Park von Sicherheitsagenten verfolgt. Jeweils eine Mutter wurde von zwei oder drei Agenten belästigt. Die Agenten drohten den Müttern mit Verhaftung und ließen sie nicht in den Park.

Einige Mütter, denen es gelungen war, den Park zu betreten, wurden daran gehindert, sich zu den anderen zu gesellen. Die beiden Gruppen versuchten mehrmals, zueinander zu gelangen, drohten jedoch von den Sicherheitskräften überfallen zu werden (? „faced raids by security forces“).

Die Agenten hatten sich in Vierer- und Fünfergruppen an den Parkeingängen sowie an verschiedenen Stellen im Park aufgestellt und griffen jede Mutter, die sie sahen, mit Gewalt an. Sie drohten ihnen mit Verhaftung und Schlägen. Außer der Polizei waren auch Zivilpolizisten und Basijis auf Motorrädern unterwegs, die die Gegend um den Park herum kontrollierten.

Human Right and Democracy Activists in Iran (3. Januar 2010)

Statement der Revolutionsgarden: Basijis werden die Stimmen der Feinde ersticken

Veröffentlicht auf http://persian2english.wordpress.com/ am 2. Januar 2009
Quelle (Persisch): Freedom Messenger
Übersetzung Persisch-Englisch: Siavosh für Persian2English
Quelle (Englisch): http://persian2english.wordpress.com/2010/01/02/revolutionary-guard-statement-basijis-will-stifle-enemies%E2%80%99-voices/
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia (bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben)

Green Path Movement News Agency (Jaras):
Die Sepah [Armee] hat in einem Statement dem Volk für seine Teilnahme an den [pro-Regime-] Kundgebungen vom Mittwoch gedankt und betont, dass „die Basijis in Teheran alle Stimmen ersticken weden, die aus den Kehlen der Feinde des Regimes ertönen.“

Der Iran Labour News Agency (ILNA) zufolge heißt es in dem Statement:
Die Teilnahme von Millionen Geistlichen, Basijis, Frauen, Männern und Jugendlichen, sowohl Mädchen als auch Jungen, die über die Entweihung durch moderne Yazids*) an Ashura [Sonntag, 27. Dezember 2009] verärgert waren, zeigt ihre Treue zur Religion und die Gedankenschule von Imam Hossein, und demonstriert ihre Bereitschaft und Loyalität zum Velayat [Führung der Rechtssprechung, d.h. Führung durch Ayatollah Khamenei].
*) [Yazid war der Kalif, der für den Tod Imam Hosseins verantwortlich war]

Heute haben die Feinde unverholen die Essenz der Religion und der religiösen Führung angegriffen. Diese getäuschten und betrogenen Kräfte innerhalb Irans, die dem Feind Beihilfe leisten, müssen wissen, dass sie mit solchen verächtlichen Taten nicht weit kommen.

Die ergebenen Basijis des Großraums Teheran werden all die Stimmen ersticken, die aus den Kehlen der Feinde des heiligen Regimes der Islamischen Republik ertönen. Der Feind und seine Agenten müssen wissen, dass dieses Land von Imam Zaman [dem letzten Nachfolger des Propheten Muhammad im schiitischen Glauben] begründet wurde, und die Führung durch Velayat ist seine Grundlage. Man würde sich einer irrigen Fantasie hingeben, wenn man glaubte, dass teuflische, verbrecherische und heuchlerische Aktionen dieses Regime und die Revolution auch nur im Geringsten verschleißen können.

Die Basijis, inspiriert von Ashura und dem Gehorsam gegenüber dem Führer Ayatollah Khamenei, sind bereit, ihr Leben für diesen Weg zu opfern, und sie werden mit all ihrer Kraft die Revolution unterstützen.
Wenn die politisch Besiegten zusammen mit den von östlichen und westlichen Mächten Übertölpelten etwas tun, was die Gefühle der Gläubigen und den Großen Führer verletzt, werden die Unterstützer des Velayat hart mit ihnen umspringen.

Das Volk hat mit seiner Präsenz und seiner Beteiligung den Offiziellen ein Ultimatum gestellt, insbesondere der Justiz, den dreisten Feinden das Buch zuzuwerfen [Anm. d. Übers. – was damit genau gemeint ist, weiß ich leider nicht. Im englischen Text heißt es „to throw the book“].
Diese Forderung wurde in dem Statement manifestiert, das am Ende der Kundgebung [für die Regierung] am Mittwoch verlesen wurde.

Die Sepah [Armee] für den Großraum Teheran sendet den mutigen Menschen, die sich an der Teheraner Kundgebung beteiligt haben, ihre wärmsten Grüße und ihre Dankbarkeit und bittet sie darum, auch weiterhin zur Führerschaft des Velayat beizutragen.

Familien protestieren vor dem Revolutionsgericht/Liste einiger Verhafteter vom 26. und 27. Dezember

Veröffentlicht auf Persian2English
Quelle (Persisch):Freedom Messenger/HRDAI
Übersetzung Persisch-Englisch: Siavosh für Persian2English
Quelle (Englisch): http://persian2english.wordpress.com/2010/01/02/the-protest-of-families-in-front-of-the-revolutionary-court-partial-list-of-detainees-from-dec-26-and-dec-27/
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia (bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben)

Laut Berichten der Menschenrechts- und Demokratieaktivisten in Iran sind am Montag, dem 2. Januar [sic] mehr als 100 Angehörige von Personen, die am 7., 27. und 28. Dezember verhaftet wurden, zum Revolutionsgericht gegangen, um nach ihren Angehörigen zu fragen und ihre Freilassung zu fordern.

Am heutigen Samstag kamen Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes des Gerichts auf die Familien zu und fragten, warum sie sich dort versammelt hätten. Die Familien standen um die Mitarbeiter herum, und einer der Agenten fragte, was sie wollten. Als sie hörten, dass die Familien die Freilassung ihrer unschuldigen Angehörigen forderten, sagte einer von ihnen, „Und wer ist verantwortlich für all die Schäden an öffentlichem Eigentum und für all die angezündeten Autos? Sie müssen sich an diejenigen wenden, die Ihre Kinder zum Aufruhr angestachelt haben.“

Die Familien antworteten: „Und wer ist verantwortlich für all die Toten und Verletzten? Sie lassen die Menschen von Ihren Kräften angreifen, und ausgerechnet an Ashura verhaften Sie unsere Kinder.“

Die Sicherheitsmitarbeiter sagten, die Polizei habe ihre Pflicht getan. Eine Mutter antwortete: „Welche Pflicht? Sie haben meine Tochter verprügelt, ihren Schädel gebrochen, und sie dann verhaftet.“ Eine andere Mutter sagte: „Welche Pflicht? Menschen mit Polizeifahrzeugen zu überfahren ist eine Pflicht?“

Die Sicherheitsmitarbeiter versuchten, gelassen zu bleiben, aber dann plötzlich sagten sie, „Hat die Polizei nicht gesagt, dass sie gegen jede illegale Versammlung vorgehen werden, und dass Sie nicht nach Verhafteten suchen sollen? Wenn Sie sich Sorgen um Ihre Kinder machen würden, hätten Sie ihnen nicht erlaubt, das Haus zu verlassen und Unruhe zu stiften. Gehen Sie jetzt nach Hause und warten Sie bis zum Prozesstag. Alle, die verhaftet wurden, sind schuldig und müssen bestraft werden.“

Viele Eltern wurden bei diesen Worten unruhig und besorgt, aber unsere Mütter trösteten sie und sagten, wir wüssten doch, dass sie lügen. Bleibt stark! Sie wollen nur, dass wir aufgeben. Solange wir zusammen sind und die Fälle unserer Kinder verfolgen, können sie nichts machen.
Einige Eltern taten sich zusammen und sagten, sie würden trotz all ihrer Krankheiten wir Herzproblemen, Diabetes und chronischer Schmerzen jeden Tag zum Gericht kommen.

Die Sicherheitsmitarbeiter warfen einige von ihnen hinaus und behaupteten, sie würden den Verkehr und das Gericht blockieren und den Frieden stören. Die Familien fanden sich jedoch draußen wieder zusammen und bekräftigten, dass sie jeden Tag wiederkommen würden, bis alle Gefangenen frei sind.

Eine neue Liste der Inhaftierten ist veröffentlicht worden und wird an Menschenrechtsorganisationen geschickt werden.

Hier sind Namen und Informationen von 35 [sic] Personen, die am 26. und 27. Dezember verhaftet wurden:
1. Bahram Moosivand, 27 – Offizier der Luftwaffe
2. Mahsa Yadollahi Razavi, 24 -Verhaftet auf der Hafez-Brücke
3. Rojan Nourian, 31 -Verhaftet am Vali Asr Square
4. Ashkan Saeedi, 24 -Verhaftet am Vali Asr Square
5. Majid Pourabed, 29- Verhaftet am 26. Dezember am Imam Hossein Square
6. Seyyed Ali Reza Hosseini, 25 – Verhaftet am Enghelab Square, er wurde von zwei Zivilagenten über den Gehsteig geschleift
7. Amir Amirentezami, 30 – Verhaftet am Hafez Square
8. Hamed Asqarpour, 22 – Verhaftet am Imam Hossein Square
9. Mohsen Hakimi, 30 – Verhaftungsort unbekannt
10. Aryan Nezam abadi, 23 – Verhaftet in Tohid
11. Ahmad Reza Ghasempour, 28 – Verhaftet am Vali Asr Square
12. Aref Naser, 21 – Verhaftet am Keshavarz Blvd.
13. Ali Zolnoor, 36 – Verhaftet am Azadi [Platz?]
14. Farshid Karimi, 27 – Verhaftet in Azerbaidjan [Straße?]
15. Mehdi Vaezi, 24 – Verhaftungsort unbekannt
16. Mostafa Arab, 32 – Verhaftet am Vali Asr Square
17. Kamal Heydardoost – Verhaftet am Ferdowsi Square

Nach islamischem Recht ist Blutvergießen im Monat Moharram (dem ersten Monat im islamischen lunaren Kalender) verboten und eine Sünde. Dies ist erst das zweite Mal in der Geschichte, dass dieser Monat entweiht und in dieser Zeit Verbrechen begangen wurden. Das erste Mal war im 7. Jahrhundert n. Chr., als Kalif Yazid Imam Hossein tötete. Am vergangenen Sonntag jedoch hat der Oberste Führer Irans, Ali Khamenei, Verbrechen begangen und Blut vergossen. Die Sicherheitskräfte unter dem Kommando von Khamenei töteten Iraner, indem sie auf sie schossen, sie mit Autos überfuhren, sie von Brücken warfen und sie mit Messern und Dolchen attackierten. Bei diesen Verbrechen und entweihenden Handlungen ließen sie es jedoch nicht bewenden: Viele von denen, die für Morde und grausame Menschenrechtsverletzungen verantwortlich sind, besetzen derzeit hohe Positionen in Iran und haben im Fernsehen Todesurteile über die verhafteten Jugendlichen verhängt, bevor auch nur ein einziger Prozess stattgefunden hat.

Alle Beweise deuten darauf hin, dass Khamenei und die von ihm kontrollierte Justiz die Absicht haben, ein weiteres abscheuliches Verbrechen gegen die jugendlichen Freiheitskämpfer Irans zu begehen. Sie wollen die verhafteten jungen Männer und Frauen hinrichten, um eine Atmosphäre von Angst und Terror zu verbreiten und einen Weg aus der gegenwärtigen politischen Sackgasse zu finden.

Bei der Verhinderung der drohenden Verbrechen können unsere Landsleute außerhalb Irans eine Schlüsselrolle übernehmen und sich beim UN-Generalsekretär, dem Hohen Kommissar für Menschenrechte und bei anderen internationalen Menschenrechtsorganisationen für die Freilassung der jungen Inhaftierten einsetzen, sowie Demonstrationen und Aktionen veranstalten, um die Hinrichtungen zu verhindern.

Nach Auffassung der Human Rights and Democracy Activists in Iran ist die jüngste Propaganda der regimetreuen Medien vor dem Hintergrund der von der Justiz eingenommenen Haltung ein Zeichen dafür, dass das Regime vorhat, die zuletzt verhafteten jugendlichen Demonstranten und andere politische Gefangene einer „Säuberung“ zu unterziehen.
Daher warnen wir vor Massenhinrichtungen von Aktivisten und fordern den UN-Generalsekretär und den Menschenrechtskommissar auf, dringende Maßnahmen zu ergreifen, um die Hinrichtung politischer Gefangener in Iran zu verhindern.

Hardliner verstoßen Reformkleriker

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 2. Januar 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/01/reformist-cleric-disowned.html
Deutsche Übersetzung: Julia (bei Weiterveröffentlichung bitte Link zu diesem Post angeben)

Ayatollah Sanei

Die Hardliner in Iran arbeiten hart an der Diskreditierung und dem Ausschluss prominenter Persönlichkeiten der Islamischen Republik, die sich während der Ereignisse nach der Wahl vom Establishment entfernt und die Reformbewegung unterstützt haben.

Die Gesellschaft der Lehrer des Theologieseminars in Qom hat erklärt, dass Ayatollah Sanei „die erforderlichen Kriterien für einen schiitischen Marja-e Taghlid nicht erfüllt“ (Marja-e Taghlid: ein Geistlicher, dessen Gefolgsleute ihn um Rat bitten können).

Ayatollah Sanei war neben dem verstorbenen Ayatollah Montazeri einer der unverblümtesten Kritiker des Regimes. Und so wurden in den letzten Tagen denn auch seine Büros in Qom, Mashhad und Teheran von regierungstreuen Kräften angegriffen.

Ayatollah Sanei, der als Reformkleriker angesehen wird, ist bekannt für seine revisionistischen und progressiven Interpretationen religiöser Angelegenheiten, insbesondere im Bereich Frauenrechte.

Die Hardliner in der Gesellschaft der Lehrer des Theologieseminars in Qom haben eigentlich nicht die Autorität, um Ayatollah Saneis Status als Marja-e Taghlid aufzuheben, denn es gibt kein offizielles Gremium zur Regulierung dieses Aspekts der schiitischen Religion. Geistliche erlangen diesen Status durch das Vertrauen ihrer Gefolgschaft und nach Bestätigung durch „zwei faire und kenntnisreiche Personen“. Danach wird von ihnen erwartet, dass sie ihre Studien und Forschungen zu religiösen Fragen fortsetzen und „Fatwas“, maßgebliche Stellungnahmen, zu erlassen, in denen Richtlinien für die verschiedenen Lebensumstände ihrer Anhänger empfohlen werden.

Daher kann die Gesellschaft der Lehrer des Theologenseminars in Qom zwar den Status eines Geistlichen als Marja billigen, diesen jedoch nicht wieder aufheben.

Die Gesellschaft wurde im Jahre 1961 etabliert und hat von jeher den äußersten rechten Flügel in der Islamischen Republik unterstützt. Geleitet wird sie vom früheren Justizchef Mohammad Yazdi.

Ayatollah Sanei ist ein prominenter schiitischer Gelehrter, der im Alter von 22 Jahren bereits befugt war, religiöse Fragen (Mojtahed) zu interpretieren. Im ersten Jahrzehnt des Bestehens der Islamischen Republik war er ein führendes Mitglied der Justiz, bevor er nach Qom zurückkehrte, um am Theologenseminar zu lehren.

Anm. d. Übers.:
Unbedingt zu empfehlen in diesem Zusammenhang: http://www.youtube.com/watch?v=-BoP8aOamyY