Tagesarchiv: 8. Januar 2010

Verhaftete sollen angeblich den regierungskritischen PMOI angehören

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 8. Januar 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/01/iran-claims-detainees-bel.html

Der Teheraner Staatsanwalt Abbas Jafari Dowlatabadi


Wie der Teheraner Staatsanwalt Abbas Jafari Dowlatabadi heute erklärte, sind die fünf der „Moharebeh“ angeklagten Häftlinge „Mitglieder der Organisation der Volksmujaheddin“.

Die Organisation der Volksmujaheddin Irans war in den letzten 30 Jahren einer der Erzfeinde der Islamischen Republik. Während diese politische Organisation aktiv an der Revolution von 1979 beteiligt war, die zum Sturz der Monarchie führte, wurde sie vom Establishment der Islamischen Republik jedoch bald abgelehnt. In den 1980er Jahren wurden unzählige ihrer Mitglieder durch die Regierung hingerichtet.

Die Justiz sagt, der Fall gegen die fünf Inhaftierten basiere auf „Berichten von Beamten, starken dokumentierten Beweisen und expliziten Geständnissen der Angeklagten.“

Am Ashura-Tag hatten Demonstranten weitere Proteste gegen den vermuteten Wahlbetrug veranstaltet, der Mahmoud Ahmadinejad eine weitere Amtszeit als Präsident bescherte. Mehr als 500 Menschen wurden an diesem Tag verhaftet, mindestens acht Personen wurden bei den Auseinandersetzungen zwischen Regierungskräften und Demonstranten getötet.

Wie Dowlatabadi weiter sagte, werden die des „bewaffneten Angriffs“ angeklagten Personen möglicherweise zum Tode verurteilt; diejenigen, die kürzllch verhaftet wurden, werden vor ihrer Gerichtsverhandlung nicht auf Kaution freikommen, es sei denn, es liegen keine Anklagen gegen sie vor.

Abbas Jafari Dowlatabadi nahm auch zu der jüngsten Verhaftung von 12 Baha’is Stellung. Er blieb bei den Vorwürfen, dass sie die „Aufstände von Ashura“ koordiniert und „eine tragende Rolle bei der Verbreitung von Bildern der Proteste ins Ausland“ gespielt hätten.

Weiterhin erklärte er, es seien „Schusswaffen und Kugeln“ in den Wohnungen dieser Häftlinge gefunden worden. Er unterstrich, dass sie „nicht verhaftet wurden, weil sie Baha’is sind.“

Die Menschenrechtsgruppe International Campaign for Human Rights in Iran veröffentlichte heute ein Statement, in dem sie sich besorgt über eine mögliche Hinrichtung der inhaftierten Baha’is äußert.

Regierungsanhänger attackieren iranische Reformkleriker

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 8. Januar 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/01/progovernment-forces-atta.html

Mahammad Ali Sodoughi


Regierungsanhänger haben das Büro des Leiters der Freitagsgebete in Yazd, Mohammad Ali Sodoughi, angegriffen. Parleman News zufolge wurde Sodoughi auch an Ashura von Ahmadinejad-treuen Kräften verbal beleidigt.

Auch andere reformorientierte Geistliche wie Ayatollah Sanei und Ayatollah Dastgheib waren in den letzten Wochen Ziel ähnlicher gewalttätiger Angriffe.

Diese Geistlichen hatten wiederholt das gewaltsame Vorgehen der Regierung gegen Demonstranten gegen die Wahl verurteilt und die Freilassung der politischen Gefangenen gefordert.

Der Leiter der Teheraner Freitagsgebete Kazem Sedighi warnte, dass die „Menschen“ ihre Geduld verlieren und die Dinge in die eigene Hand nehmen würden, sollte das juristische Establishment nicht auf die „Volksverhetzung“ bezüglich der Ereignisse an Ashura reagiern.

Er erklärte, „Aufständische und andere Gruppen, die deren bösartige Pläne teilen“, hätten den Ashura-Tag durch Feiern und Pfiffe entehrt.

Ashura ist ein Trauertag im schiitischen Kalender. Demonstranten waren am letzten Ashura-Tag auf die Straße gegangen und hatten ihre Proteste gegen die Präsidentschaftswahl im Juni 2009 fortgesetzt, die ihrer Meinung nach zu Gunsten Mahmoud Ahmadinejads gefälscht wurde.

Während regierungstreue Kräfte versuchen, die Demonstranten mit dem Vorwurf zu diskreditieren, dass sie die Heiligkeit dieses Tages verletzt hätten, sagt die Opposition, dass es die Regierung sei, die die Heiligkeit dieses Tages durch Vergießen unschuldigen Blutes verletzt habe. Mindestens acht Personen waren an diesem Tag bei der Niederschlagung der Proteste ums Leben gekommen.

Kazem Sedighi behauptet, dass einer der Oppositionsführer eine Person für das Anzünden eines Fahrzeuges bezahlt habe. Weiterhin behauptet er, dass die Person für jede regierungsfeindliche Parole bezahlt wurde, die er an diesem Tag rief.

Mit diesen Vorwürfen scheint er auf die umfassende Berichterstattung über die nach Ashura von der Regierung organisierten pro-Regierungs-Demonstrationen zu reagieren, für die Büros und Schulen geschlossen und Arbeiter und Schulkinder mit Bussen zur Demonstration gefahren und mit Essen und Getränken versorgt worden waren.

Nach Mordanschlag auf Karroubi: Garantiert die Sicherheit der Oppositionsführer!

Veröffentlicht auf International Campaign for Human Rights in Iran am 8. Januar 2010
Quelle (Englisch): http://www.iranhumanrights.org/2010/01/karroubi-assassination-attempt/
Deutsche Übersetzung: Julia

(8. Januar 2010) Der heutige Mordanschlag auf den iranischen Oppositionsführer und Geistlichen Mehdi Karroubi enthält Hinweise darauf, dass er möglicherweise von offizieller Seite organisiert und mit der amtlichen Nachrichtenagentur Fars abgestimmt wurde, um den Informationsfluss über das Verbrechen zu kontrollieren. Dies sagte ein Familienangehöriger Karroubis in einem Gespräch mit der Internationalen Kampagne für Menschenrechte in Iran (ICHRI).

„Diese Beobachtungen zeigen, dass für Oppositionelle Gefahr besteht, von Revolutionsgarden und Basij-Milizen eliminiert zu werden, und zwar unerkannt und anonym, damit es so aussieht, als hätten pflichteifrige Bürger die Verbrechen begangen“, erklärte der Sprecher der Organisation Hadi Ghaemi.

“Wir rufen die iranischen Behörden auf, die Verantwortlichen für dieses Verbrechen zu identifizieren und strafrechtlich zu verfolgen, sowie die Sicherheit anderer Oppositionsmitglieder zu garantieren“, sagte er weiter.

Ein Angehöriger Mehdi Karroubis sagte der Organisation gegenüber:
“Basijis und Revolutionsgarden hatten sich vor Herrn Karroubis Ankunft in ihren Garnisonen versammelt. Als er in Qazvin eintraf, tauchten sie auf. Ihre Aktionen waren vollständig mit Fars News abgestimmt. Sobald Herr Karroubi das Privathaus betrat, in dem er zu Gast war, berichtete Fars News darüber. Die Koordination zwischen Revolutionsgarden und Fars News war umfassend.

Als die Basijis und die Revolutionsgarden sich versammelt hatten, um gegen Herrn Karroubis Anwesenheit in Qazvin zu protestieren, wurden zwei Schüsse auf sein Auto abgegeben. Glücklicherweise war das Fahrzeug kugelsicher. Die Windschutzscheibe war verstärkt und bekam nur Risse. Anderenfalls wären die Kugeln in das Innere des Autos eingedrungen und hätten ernsthafte Verletzungen verursacht.

Ich glaube, die Botschaft an Herrn Karroubi sollte sein, dass er nirgends sicher ist, wohin er auch geht, und dass er ins Visier genommen wird, wenn er sich anderswo aufhält als zu Hause.”

Lokale Quellen in Qazvin informierten die Organisation darüber, dass die zivil gekleideten Teilnehmer an den Protesten gegen Karroubis Besuch in Qazvin gut bekannte Mitglieder von Basij und Revolutionsgarden waren.

Angriffe auf Karroubi – update: Schüsse auf Karroubis Auto

Veröffentlicht auf EnduringAmerica am 8. Januar 2010
Quelle (Englisch): http://enduringamerica.com/2010/01/08/the-latest-from-iran-8-january-bits-and-pieces/

Deutsche Übersetzung: Julia

Wie gestern Abend berichtet, griff die etwa 200 Mann starke Gruppe, die das Haus von Hojatoleslam Ghavami umstellt hatte, wo Karroubi sich anlässlich einer Trauerzeremonie aufhielt, das Haus mit Steinen und Ziegeln an. Beamte der Stadt und sogar der Gouverneur der Provinz versuchten, den Angriff zu beenden, allerdings ohne Erfolg. Nach vier Stunden und auf den Rat von „Spezialkräften“ (wahrscheinlich der vom Staat bestellte Sicherheitstrupp Karroubis) und Anti-Aufruhr-Polizei hin entschied sich Karroubi, Qazvin in Richtung Teheran zu verlassen.

Als sein Auto den Komplex verließ, wurde darauf geschossen. Dabei gingen die angeblich schusssicheren Fenster zu Bruch. Karroubi sagte, seine Leibwächter hätten nicht viel tun können; hätten sie zurückgeschossen, wären sie dafür später strafrechtlich verfolgt worden. Er fügte hinzu, nur Gott allein wisse, warum die Waffen, die eigentlich ausschließlich für die Verteidigung des Landes gedacht seien, gegen das Volk erhoben werden.

10:35 GMT: Schüse auf Karroubi. Associated Press, france24.com und die führende Aktivisten-Webseite „A Street Journalist“, die sich offenbar allesamt auf eine Mehdi Karroubi nahestehende Webseite beziehen, berichten, dass auf die Autokolonne des Geistlichen Schüsse abgegeben wurden, als sie heute die nordwestlich von Teheran gelegene Stadt Qazvin verließ.

Gestern war ein Haus, in dem Karroubi sich aufhielt, von einer Gruppe angegriffen worden, die Berichten zufolge aus 200 Personen in Zivilkleidung bestand.

Shahrokh Rahmanis Bruder im Gespräch mit VOA

Veröffentlicht auf Persian2English am 8. Januar 2010
Quelle (Persisch): Video (s. u.)
Übersetzung Persisch-Englisch: Siavosh für Persian2English
Quelle (Englisch):
http://persian2english.wordpress.com/2010/01/08/shahrokh-rahmanis-brother-speaks-with-voice-of-america-voa/

Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia

Der 26jährige Shahrokh Rahmani verlor am Ashura-Tag (27. Dezember 2009) sein Leben, nachdem ein Streifenwagen der Polizei ihn überfahren hatte. Sein Bruder sprach mit Voice of America über den Fall. Es folgt eine Zusammenfassung des Interviews.

Shahrokhs Bruder darüber, wie die Familie informiert wurde:
Zum letzten Mal sah ich Shahrokh am Abend vor seinem Tod, als er nach Hause kam, um sich umzuziehen. Am Tag darauf, als ich gerade nicht zu Hause war, kamen einige seiner Freunde an die Tür und sagten, dass Shahrokh einen Unfall hatte. Als wir die Polizei kontaktierten, sagte man uns dort, dass sie eine Leiche hätten, die wir identifizieren sollten.

Sie hatten die Leiche in die gerichtsmedizinische Abteilung von Kahrizak gebracht. Als wir dort ankamen, wurden wir aufgefordert, die Todesursache anzugeben. Ich wurde böse und sagte, das sei ihre Aufgabe. Sein Körper war in einem schrecklichen Zustand. Uns wurde gesagt, dass er einen Autounfall hatte. Wir waren viel zu beschäftigt mit den Beerdigungsvorbereitungen und so überwältigt von unserer Trauer, dass wir nicht weiter hinterfragten. Wir hatten zu keiner Zeit Zweifel an dem, was sie sagten. Im Totenschein stand, dass die Todesursache noch festgestellt werden müsse. Wir durften ohne weitere Probleme die Beerdigung abhalten.

Auf die Frage, wie die Familie von den Augenzeugenberichten über seinen Tod erfahren habe, sagt Rahmani:
Am nächsten Tag hörten wir von einem Verwandten, dass im Internet die Nachricht kursiert, dass Shahrokh von einem Polizeiauto überfahren wurde. In der Gerichtsmedizin hatte man uns aber gesagt, dass Shahrokh in seinem eigenen Auto starb. Am selben Abend erzählte uns ein Verwandter dann jedoch, dass Shahrokhs Auto am Ende der Straße geparkt sei. So fanden wir heraus, dass er nicht in seinem eigenen Auto ums Leben kam.

Rahmani bezweifelt die Aussage der Polizei, derzufolge der Streifenwagen, der Shahrokh überfuhr, gestohlen war. Er hält es für Ironie, dass die Polizei, die Diebstahl eigentlich verhindern soll, behauptet, dass ihr Streifenwagen gestohlen wurde.