Fatemeh Kamali Ahmad-Saraei im Interview mit Rooz

Veröffentlicht auf Rooz Online am 19. Januar 2010
Quelle (Englisch): http://www.roozonline.com/english/news/newsitem/article/2010/january/19//why-so-much-torture-and-oppression.html
Original-Titel: „Why so Much Torture and Oppression?“
Deutsche Übersetzung: Julia

Von Omid Memarian

Fatemeh Kamali Ahmad-Saraei, die Ehefrau von Emadeddin Baghi, der eine Woche nach dem Tod von Ayatollah Montazeri verhaftet und in Trakt 240 von Evin gebracht worden war, bezeichnete die Verhaftung ihres Mannes in einem Interview mit Rooz als „Bestrafung vor dem Verbrechen“. Über die Konfiszierung der Forschungsnotizen und Papiere ihres Mannes sagt sie: „Offenbar sind Menschen, die denken und forschen, und die dafür verwendete Zeit in Iran das Einzige, was nichts wert ist.“

Das Interview:
Rooz: Wissen Sie etwas über Herrn Baghis Situation im Gefängnis? Wird er seinem Gesundheitszustand entsprechend medizinisch gut versorgt, insbesondere im Hinblick auf seine starken Rückenschmerzen?

Fatemeh Kamali Ahmad-Saraei (Ahmad-Saraei): Ich habe nichts von ihm gehört. Einmal riefen sie an und sagten, es gehe ihm nicht gut. Aber sie sagten auch, dass die Gefängnisärzte ihn behandeln. Wir haben einen Brief an Herrn Larijani geschrieben, den wir bald veröffentlichen werden. In dem Brief werden seine Situation und die wiederholten Rechtsverstöße dokumentiert, denen er seit seiner Verhaftung ausgesetzt war.

Rooz: Wie haben die Beamten Sie bei der Verhaftung behandelt?

Ahmad-Saraei: Einer von ihnen war sehr ausfallend. Es war sehr schwierig. Sie haben alles mitgenommen, sogar Dinge, die nichts mit dem Fall zu tun hatten, wie zum Beispiel die handschriftlichen Notizen der Familie, Mobiltelefone, sogar die Medaillen, der gewonnen hat.

Rooz: Sie haben seit Jahren immer wieder die Verhaftungen Ihres Mannes miterlebt.

Ahmad-Saraei: Herr Baghi und unsere Familie sind mehr als siebzig Mal vorgeladen, verhört und eingesperrt worden. In über sechzig dieser Fälle war er betroffen. Man bekommt die Antworten auf seine Fragen mit diesen Zahlen. Können Sie sich vorstellen, wieviel Schaden so viel Druck und Repression in einer Familie anrichtet? Was für geheime Dinge hat Herr Baghi getan? Seine ganze Arbeit ist völlig transparent. Er hat sich an nichts Illegalem beteiligt.

Rooz: Wurde ihm gesagt, weshalb er verhaftet wurde?

Ahmad-Saraei: Die Beamten, die ihn verhafteten, zeigten uns ein Stück Papier, auf dem nur ein Stempel zu sehen war. Es war der Stempel von Herrn Jafari Dowlatabadi, dem Teheraner Generalstaatsanwalt. Das Papier war nicht unterschrieben. Nicht einmal sein Name stand darauf. Es war ein Blanko-Haftbefehl, mit dem verhindert werden sollte, dass es nach dem Tod von Ayatollah Montazeri zu Zwischenfällen kommt. Letztlich wollten sie die Menschen bestrafen, bevor es überhaupt zu einer Straftat kommt.

Rooz: Haben sie auch seine unveröffentlichten Forschungsarbeiten konfisziert?

Ahmad-Saraei: Sie haben die gesammelten Notizen aus zwanzig Forschungsjahren beschlagnahmt. Das ist, als würde man der Früchte seines Lebens beraubt. Sie haben auch die Festplatten mitgenommen. Allein eines seiner Forschungsprojekte hat vier Jahre gedauert. Diese Dinge sind wertvoll (? „previous“ = precious?, d. Übers.). Anscheinend ist das Einzige, dem in Iran kein Wert beigemessen wird, die dem Denken und der Forschung gewidmete Zeit und die Menschen, die sich dem Denken und Forschen widmen. Entweder werden ihre Forschungen archiviert und bleiben ungenutzt, oder, wenn es sich um kritisches Material handelt, konfisziert und niemals zurückgegeben.

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