Tagesarchiv: 29. Januar 2010

Zitate aus Ahmad Jannatis Freitagspredigt vom 29.01.2010

Veröffentlicht auf Persian2English am 29. Januar 2010
Quelle (Persisch): Iran Press News
Übersetzung Persisch-Englisch: Tour Irani, Persian2English
Quelle (Englisch): http://persian2english.com/?p=5395
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Beim heutigen Freitagsgebe hat Ahmad Jannati*, Chef des Wächterrats des Regimes folgende Worte an den Justizchef gerichtet:

Um Gottes Willen, stehen Sie wie ein Mann, so wie Sie die beiden (Mohammad Reza Ali Zamani und Arash Rahmanipour) schnell hingerichtet haben, denn jedes Mal, wenn wir Schwäche gezeigt haben, hat es uns geschadet.

Wegen dieser Schwächen konnten die Ereignisse vom 4. November und 27. Dezember [Anm. d. Übers.: gemeint sind die letzten beiden großen Proteste am 4. Aban und an Ashura] stattfinden. Wenn wir Schwäche zeigen, wird die Zukunft für uns noch düsterer.

Ich spreche zu Ihnen in der Sprache des Koran. Am Ende der Sure Ahzab** (die Armeen) sagt Gott, wenn die Heuchler, die Gerüchte verbreiten, nicht aufhören, dann befehle ich euch, sie mit Macht anzugreifen und zu töten.

Imam Ali tötete einst 70 Menschen, die vom Glauben abgekommen waren. Gott hat keine Gnade mit denen, die die Erde verderben, denn dies ist kein Ort des Mitleids. Dies ist der Ort der Rache.
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* Ayatollah Ahmad Jannati Massah steht Mahmoud Ahmadinejad und Mesbah Yazdi sehr nahe. Viele Oppositionelle halten Ahmad Jannati für einen Mörder.

**Ahmad Jannati bezieht sich auf eine Stelle im Koran, um die jüngsten Morde des Regimes zu rechtfertigen. Es wird angenommen, dass Jannati die Worte des Koran manipuliert hat, um die Befehle der Regimes für Massentötungen zu rechtfertigen und zu schützen, die die menschlichen Grundrechte verletzen.

Anzahl der Verhafteten von Ashura identifiziert

Veröffentlicht auf Iran Human Rights Voice am 29. Januar 2010
Quelle (Englisch): http://www.ihrv.org/inf/?p=3637
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben


Eine neue Liste der an den religiösen Festen von Tasoa und Ashura ist veröffentlicht worden. Mit den auf dieser Liste genannten habe Demokratie- und Menschenrechtsorganisationen bislang Namen von insgesamt 223 Inhaftierten dieser beiden Tage veröffentlicht.

1. Amin Shahrsetanki, 19, verhaftet an Ashura in Pol-e Choobi, Evin, Abteilung 350
2. Mohammad-Hadi Mahdavi, 25, verhaftet an Ashura in der Nähe des Vali-Asr-Platzes, Gefängnis Gohardasht
3. Shahin Molaei, 30, verhaftet an Ashura in Pol-e Choobi, Evin, Abteilung 240
4. Sara Sayadi-Foomani, 26, verhaftet an Ashura in der College Street, Evin-Frauengefängnis
5. Saeed Farshbaf, 32, verhaftet an Tasoa am Imam Hossein-Platz, Evin
6. Masoud Kardan-Pezhveh, 26, Absolvent der Philosophie, verhaftet an Ashura am Ferdowsi-Platz, Gefängnis Gohardasht
7. Mahmoud Nilforosh, 29, verhaftet an Ashura in Darvazeh Doulat, Evin
8. Mostafa Mohammadi, 24, verhaftet an Ashura, Evin, Abteilung 240
9. Arash Chavoushi, 21, verhaftet an Ashura day am Azadi-Platz, Evin
10. Abbas Nikbakht, 33, verhaftet an Ashura am Imam Hossein-Platz, Evin
11. Saeed Taha-Entezami, 22, verhaftet an Ashura, Evin, Abteilung 350
12. Ali-Akbar Shojai, 29, verhaftet an Tasoa am Ferdowsi-Platz, Evin
13. Arin Safari, 27, verhaftet an Ashura in der Enghelab-Straße, Evin
14. Payman Shaibani-Talaghani, 30, verhaftet an Ashura day Gefängnis Gohardasht
15. Touraj Irandoost, 28, verhaftet an Ashura in der College Straße, Evin
16. Mohammad Yazdani, 25, verhaftet an Ashura, Evin
17. Mehdi Khani, 23, verhaftet an Tasoa am Imam Hossein-Platz, Evin
18. Hossein Ismailpour, verhaftet an Ashura, Evin, später Gefängnis Gohardasht

Quelle: Harana

Hardliner empfiehlt Hinrichtungen

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 29. Januar 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/01/iranian-hardliner-commend.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Ahmad Jannati

Ayatollah Ahmad Jannati hat beim heutigen Freitagsgebet in Teheran den Gläubigen erklärt, es sei nicht die Zeit, um „Gnade“ zu zeigen. Wenn wir auch nur ein Zeichen von Schwäche zeigen, würden wir in Schwierigkeiten geraten.

Er rief den Justizchef zu hartem und gnadenlosem Vorgehen gegen die „Aufständischen“ auf.
Weiter lobte er Justizchef Ayatollah Larijani dafür, die Todesstrafen für die beiden gestern hingerichteten Häftlinge ausgestellt zu haben.

Mohammad Reza Ali Zamani und Arash Rahmanipour waren gestern im Zusammenhang mit den Ereignissen nach der Wahl hingerichtet worden. Der Teheraner Staatsanwaltschaft zufolge sind weitere neun Todesurteile gefällt, die im Falle der Bestätigung durch das Berufungsgericht ausgeführt werden.

Ayatollah Jannati kritisierte, die Behörden, die die Täter ähnlicher Reformproteste vor zehn Jahren nicht hingerichtet hatten, hätten versagt. Er erklärte: „Wenn ihr jetzt ein Zeichen von Schwäche zeigt, erwartet euch eine noch schlimmere Zukunft“.

In den letzten sieben Monaten sind mehr als 5000 Demonstranten der Wahlproteste verhaftet und mindestens 40 getötet worden.

Berichten zufolge sind viele Häftlinge misshandelt und gefoltert worden. Eine vorläufige Untersuchung des Vorgehens gegen im Zusammenhang mit den Wahlprotesten Inhaftierte wurde vor Kurzem veröffentlicht und bestätigte, dass mehrere Häftlinge schwer misshandelt wurden und mindestens drei an den Folgen der Schläge und Folter im Gefängnis starben.

Dazu auch lesen: Zitate aus Ahmad Jannatis Freitagspredigt vom 29.01.2010

Al-Jazeera-Interview mit dem Vater von Arash Rahmanipour

Veröffentlicht auf YouTube am 29. Januar 2010 (Al Jazeera)
Quelle (Englisch):

Dies ist der 19jährige Arash Rahmanipour, und den iranischen Behörden zufolge ist dies sein Geständnis. Arash wurde für schuldig befunden, ein Mohareb, ein Feind Gottes, in der Islamischen Republik zu sein, und er wurde dafür verurteilt. Verhaftet wurde er im vergangenen April. Jeden Donnerstag besuchte sein Vater Dawoud seinen Sohn im Evin-Gefängnis. Bei seinem letzten Besuch wurde ihm dann mitgeteilt, dass sein Sohn in ein anderes Gefängnis verlegt worden sei.

Noch unter Schock, erzählt sein Vater, wie er vom Schicksal seines Sohnes erfuhr:

„Ich schaltete die Lokalnachrichten ein, und plötzlich sah ich den Generalstaatsanwalt, der bekannt gab, dass mein Sohn hingerichtet worden war. Ich war geschockt und wütend. Diese Karikatur eines Justizsystems hatte meinen Sohn umgebracht.“

Justizbeamte hatten darauf bestanden, dass seinem Sohn gemeinsam mit seinem angeblichen Komplizen Mohammad Reza Ali Zamani volle Gerechtigkeit widerfahren müsse [Anm. d. Übers.: „receive full justice“ wäre in diesem Zusammenhang salopp ausgedrückt vielleicht mit „die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen“ treffender].

„Diese beiden, die heute hingerichtet wurden, waren Mitglieder konterrevolutionärer und monarchistischer Gruppen. Sie haben versucht, Sprengstoff herzustellen, um das System zu stürzen. Sie hatten Pläne für Attentate auf Behörden und Bombenanschläge an verschiedenen Orten und wollten die Sicherheit des Landes in Gefahr bringen. Es ist der Wachsamkeit der Sicherheitskräfte zu verdanken, dass sie verhaftet und vor Gericht gestellt werden konnten. Sie haben ihre Verbrechen gestanden, und der Prozess fand im Beisein ihrer Anwälte und dem Vertreter der Staatsanwaltschaft statt.“

Arashs Anwältin dementiert dies:
„Ich habe meinen Klienten Arash seit April nur ein Mal gesehen. Ich durfte ihn 15 Minuten sprechen. Bei seinen Gerichtsterminen war ich nie dabei, ich durfte ihn nicht verteidigen.“

Arashs Familie zufolge wurde seine Schwester ebenfalls verhaftet und für zweieinhalb Monate inhaftiert. Sie war im 7. Monat schwanger. Nach ihrer Freilassung erlitt sie eine Fehlgeburt. Die Anwältin sagt, die Verhaftung [seiner Schwester] sein erfolgt, um Arash zum Geständnis zu bewegen.

Herr Rahmanipour sagt, er habe versucht, die Gerichtstermine seines Sohnes in Erfahrung zu bringen, sie seien ihm aber nie mitgeteilt worden. Erst bei einem Telefonat mit seinem Sohn habe er mehr erfahren.

„Als ich zum Gericht kam, wurde mir gesagt, ich könne nicht bei den Verhandlungen dabei sein. Mir wurden Handschellen angelegt, und ich wurde weggebracht. Die Beamten sagten zu mir, um freigelassen zu werden, müsste ich meinen Sohn dazu bewegen, zu gestehen. Sie würden dann dafür sorgen, dass seine Strafe nicht so hart ausfällt.“

Er beschreibt seinen Sohn als klugen, positiv eingestellten jungen Mann, der sein Land sehr liebte. Er wünscht sich keine Beileidsbekundungen, sondern Glückwünsche, weil sein Sohn für ein demokratisches Iran getötet wurde.

Arash wurde im Morgengrauen gehenkt. Er war gerade 20 geworden. Hinter den Mauern von Evin warten neun weitere Menschen auf dasselbe Schicksal.