Tagesarchiv: 4. Februar 2010

“Assembly of Combatant Clergy” ruft die Öffentlichkeit zu Demonstrationen auf

Veröffentlicht auf Rooz Online am 4. Februar 2010
Quelle (Englisch): http://www.roozonline.com/english/news/newsitem/article/2010/february/04//invites-public-to-rally-on-revolution-anniversary.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben
Anmerkungen in eckigen Klammern stammen von der Übersetzerin

von Nazanin Kamdar

Die „Assembly of Combatant Clergy“ (Majma Rohaniyoon Mobarez) [etwa „Versammlung streitbarer Geistlicher, d. Ü.], eine Organisation unter Leitung des früheren Präsidenten und Führers der grünen Bewegung Mohammad Khatami, hat gestern Nacht in einem Statement die Forderungen aus Hashemi Rafsanjanis richtungsweisenden Freitagspredigt im letzten Sommer sowie Mir Hossein Moussavis 17. Statement vom vergangenen Dezember wiederholt und die Anhänger der grünen Bewegung dazu aufgerufen, an den Kundgebungen am nächsten Donnerstag teilzunehmen. Sie sollten dabei „auf jede Art von Gewalt verzichten, ziviles Benehmen einhalten und selbst im Angesicht von Gewalt Toleranz und Akzeptanz üben“.

Das Statement ruft die Anhänger der grünen Bewegung dazu auf, „Parolen mit fundamentaler Aussage zu verwenden, die aus der Revolution und dem Bewusstsein des Volkes geboren wurden, wie z. B. ‚Unabhängigkeit, Freiheit, Islamische Republik'“, und am 11. Februar/22. Bahman keine abweichenden Parolen zu verwenden. Der 22. Bahman gedenkt der Gründung der Islamischen Republik und des Zusammenbruchs des Pahlavi-Regimes im Jahre 1979.

Das Statement nennt als Forderungen der „Assembly of Combatant Clergy“ an „alle Führer“:
Beachtung des Rechts auf friedliche Zusammenkünfte gemäß Artikel 27 der iranischen Verfassung,
Freilassung aller politischen Gefangenen,
Abhaltung freier und fairer Wahlen, Reform des Wahlprozesses,
Anerkennung des Rechts auf Selbstbestimmung durch Zulassen friedlicher Versammlungen,
Anerkennung des Rechts auf freie Rede,
Verfolgung und Bestrafung von Straftätern, die politische Gefangene nach den Wahlen vergewaltigt haben,
Verfolgung und Bestrafung von Straftätern, die für die Verbrechen in der Haftanstalt Kahrizak und in den Studentenwohnheimen in Teheran verantwortlich sind,
Unterlassen von Beleidigungen kritischer revolutionärer Persönlichkeiten,
Unabhängigkeit des staatlichen Radios und Fernsehens
Unterlassen des Belügens der Öffentlichkeit

Mit diesem Statement haben nunmehr alle Führer der grünen Bewegung und alle mit der Bewegung verbundenen politischen Persönlichkeiten die Bevölkerung offiziell zur Teilnahme an den Kundgebungen zum 11. Februar aufgerufen.

Neuesten Berichten aus Teheran zufolge hat die Hardliner-Tageszeitung Kayhan die Aufrufe der Führer der grünen Bewegung an die Bevölkerung als „verräterisch“ und „heuchlerisch“ bezeichnet. Kayhan schreibt: „Am Vorabend des Jahrestages der Revolution haben Moussavi, Khatami und die Assembly of Combatant Clergy bezüglich des 11. Februar in separaten Statements und Äußerungen ihren verräterischen und heuchlerischen Kurs fortgesetzt.“

Kayhan erklärt diesen „verräterischen“ Schritt so: „Wie Kayhan bereits vorhersagte, ist allen Statements gemeinsam, dass sie zu den, wie sie es nennen, „Protesten“ aufrufen – was in Wirklichkeit ein Deckname für „Aufstand“ ist. Erstens sind friedliche und ruhige Versammlungen angesichts des Verhaltens dieses Haufens in den letzten Monaten ein bedeutungsloser Witz, und zweitens muss man sich fragen: wogegen [wollen sie] protestieren?“

Die Ayatollah Khamenei zugeordnete Zeitung Kayhan bezeichnet den 11. Februar als „letzte Chance für die Anführer der Verschwörung“ und schreibt: „Die Anführer der Verschwörung haben mit der Veröffentlichung ihrer Statements und mit ihren Interviews spezielle Schritte unternommen, um ihre „letzte Chance [? „last change“] für Straßenmanöver zu nutzen.“

Neue Verhaftungswelle gegen Studentinnen

Veröffentlicht auf Persian2English am 4. Februar 2010
Quelle (Persisch): Iran Green Voice
Übersetzung Persisch-Englisch: Maryam, Persian2English
Quelle (Englisch): http://persian2english.com/?p=5732
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

In der Nacht des 2. Januar 2010 verhafteten Sicherheitskräfte mehrere Studenten der Teheran-Universität, zumeist Frauen. Einige von ihnen wurden in ihren Wohnungen verhaftet.

Heute Morgen, am 3. Januar 2010, wurden Nazanin Hassania und Sahar Ghaseminejad verhaftet. Wie Jaras mitteilt, kamen Agenten des Regimes gegen 4 Uhr morgens in die Wohnungen der beiden Frauen und verhafteten sie. Sie beschlagnahmten außerdem persönliche Gegenstände, darunter ihre Computer und Bücher.

Sahar Ghaseminejad wurde 1983 oder 1984 [? „1983 [or 1984, depending on her birthday“] geboren. Ihr Vater wurde 1980 (durch das derzeitige Regime) hingerichtet. Die beiden Frauen gehören keiner (vom Regime als oppositionell eingestuften) Organisation an. Sie hatten (in den letzten Monaten) an einigen Demonstrationen teilgenommen.

Die Verhaftungswelle gegen studentische Aktivisten griff vergangene Nacht weiter aus. Darin zeigt sich, wie viel Angst die Sicherheitskräfte vor der Präsenz der Menschen am 11. Februar 2010 haben.*

*Anmerkung des Herausgebers: Seit die Unruhen nach den Wahlen in Iran im Juni 2009 begannen, wurden unzählige Studenten verhaftet. Die Universitäten sind zu Orten des Protests geworden, an denen Studenten kollektiv ihre Meinung über das gegenwärtige Regime kundtun. Die Studenten, die sich an den Demonstrationen an den Universitäten beteiligen, verhalten sich (in allen bekannt gewordenen Fällen) friedlich, was dazu führt, dass die Teilnehmerzahlen von Mal zu Mal steigen.

Seit den ersten Protesten haben die Agenten des Regimes allen Anzeichen nach konsistent gehandelt. Unmittelbar vor Beginn einer großen Demonstration verschärfen Sicherheitskräfte und Basijis die Sicherheitsvorkehrungen an den Universitäten, gehen härter als sonst gegen Studenten vor und verhaften viele von ihnen.
Derzeit sind mehrere Studenten wegen „Moharebeh“ (Feindschaft gegen Gott) angeklagt. Da dieses Vergehen mit dem Tode bestraft werden kann, hat die Regierung vermehrt solche Anklagen erhoben, um unter Studenten und in der Gesellschaft Angst zu verursachen.

Islamische Republik setzt Verhaftungen von Demonstranten fort

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 4. Februar 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/02/islamic-republic-persists.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben.

Alireza Seghfi - Maziar Samii


Die Islamische Republik bleibt hart bei der Verhaftung politischer und sozialer Aktivisten in Iran und versucht damit, die [erwarteten] Massenproteste am 11. Februar abzuwenden.

Die Organisation International Campaign for Human Rights in Iran berichtet, dass der studentische Aktivist und Mitwirkende an der One Million Signature-Kampagne gegen diskriminierende Gesetze, Maziar Samii, heute Morgen in seinem Haus verhaftet wurde, nachdem seine persönlichen Dinge beschlagnahmt worden waren.

Alireza Seghfi, Mitglied der Schriftstellergesellschaft und Arbeiteraktivist wurde ebenfalls verhaftet, nachdem er am Dienstag vom Geheimdienstministerium einbestellt worden war. Er war bereits letztes Jahr im Mai am internationalen Tag der Arbeit gemeinsam mit seinem Sohn verhaftet und nach mehreren Wochen Haft in Evin freigelassen worden.

Auch Sahar Ghasemnejad and Nazanin Hoseinnia wurden heute früh um 4 Uhr von Beamten in Zivil in ihren Wohnungen verhaftet. Beide haben keinerlei Verbindungen zu politischen Gruppen, aber in ihren Familien gibt es viele Regierungskritiker und politische Aktivisten.

Es wurden keine Anklagen gegen sie erhoben, den Familien wurde mitgeteilt, sie sollten sich beim Revolutionsgericht nach ihren Kindern erkundigen.

Im Zusammenhang mit den Verhaftungen gibt es Berichte darüber, dass Häftlinge unter Druck gesetzt werden, damit sie sich in Geständnissen selbst belasten.

Das Komitee der Menschenrechtsreporter gab bekannt, dass einer ihrer inhaftierten Mitarbeiter, Mehrdad Rahimi gezwungen werden soll, für das Fernsehen ein Geständnis abzulegen.

Mehrdad Rahimi war Mitarbeiter des Wahlkampfteams von Mehdi Karroubi in den Präsidentschaftswahlen vom Juni. Er war im Januar zusammen mit Parisa Kakai verhaftet worden, die ebenfalls für das Komitee der Menschenrechtsreporter arbeitet.

Sieben Mitglieder des Komitees befinden sich zur Zeit im Gefängnis, Haftbefehle für vier weitere wurden ausgestellt.

In den letzten acht Monaten sind mehr als 5000 Demonstranten gegen das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen und die darauffolgenden Ereignisse verhaftet worden.

90 libanesische Intellektuelle unterzeichnen Statement zur Unterstützung der Grünen Bewegung

Veröffentlicht auf Persian2English am 4. Februar 2010
Quelle (Persisch): Rahe Sabz
Übersetzung Persisch-Englisch: Tour Irani, Persian2English
Quelle (Englisch): http://persian2english.com/?p=5766
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben
Kommentare in eckigen Klammern vom Übers.

Einem Bericht von Jaras zufolge haben 90 Intellektuelle in Libanon ein Statement herausgegeben, in dem sie ihre Unterstützung für die Grüne Bewegung zum Ausdruck bringen.
In dem Statement heißt es:

Sie haben alles versucht, um unsere Erinnerung und unsere Städte zu zerstören. Heute aber könnt ihr sehen, dass wir [für euch in] Teheran von Beirut aus mit einer Stimme und einem Herzen nach Freiheit (von Unterdrückung) rufen.

(Wir sind) die Stadt, in der Seyed Mohammad Khatami einst sagte: „Ihr solltet stolz sein auf Beirut, die mediterrane Braut.“ Wir, das demokratisch gesinnte libanesische Volk, geben unsere Unterstützung für die iranische Volksbewegung für Freiheit, Demokratie und Pluralismus bekannt.

Wir hören, was heute in Teheran geschieht, wir verstehen seine Sprache – die Sprache der Freiheit. Wir sehen die Narben auf [Irans] stolzem Körper. Aus dieser Position heraus stellen wir uns Schulter an Schulter mit der freiheitsliebenden Bevölkerung und der Grünen Bewegung Irans und seinen politischen Gefangenen den Mördern entgegen.

Wir teilen euer Leid, und wir suchen dieselbe Gerechtigkeit [für] alle Menschen, unabhängig davon, welche Sprache sie sprechen.

ICAE-Bericht: 56 politische Gefangene in Iran von Hinrichtung bedroht

Veröffentlicht auf/editiert von Persian2English am 4. Februar 2010
Quelle (Persisch) und Übersetzung Persisch-Englisch: International Committee Against Executions/ICAE
Material von http://kmmk.info/expand.php?id=269
Quelle (Englisch): http://persian2english.com/?p=5778
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben
(Anmerkung d. Übers.: Dieser Artikel beruht zum Zeitpunkt der Übersetzung auf einer einzigen und inoffiziellen Quelle. Ich bitte, den Inhalt des Artikels entsprechend als „unbestätigt“ einzustufen)

Einem neuesten Bericht des International Committee Against Executions (ICAE) zufolge verhindert die Islamische Republik die Veröffentlichung der Namen politischer Gefangener, die von Hinrichtung bedroht sind. Angaben der Rechercheabteilung des ICAE zufolge droht zurZeit 56 politischen Gefangenen die Hinrichtung durch die Islamische Republik.

Auf der Liste stehen 21 Personen aus Kurdistan, 12 Personen aus Sistan und Baluchestan, 12 Personen aus Azvaz und 11 Personen aus Teheran.

ICAE bittet die Angehörigen und Unterstützer politischer Gefangener darum, ergänzende Informationen über die zum Tode verurteilten politischen Gefangenen an folgende Adressen zu senden:

E-mail: farshadhoseini@gmail.com ODER MinaAhadi@aol.com
Telefon: Farshad Hosseini: 0031 681 285 184 ODER Mina Ahadi: 0049 177 569 2413

ICAE ruft alle Institutionen, politischen Parteien und Menschenrechtsorganisationen weltweit auf, sich entschlossen gegen die Hinrichtungen in Iran zu stellen und mit allen Mitteln dagegen zu protestieren.

Die Namen der zum Tode verurteilten politischen Gefangenen sind:

Aus Kurdistan:
1. Zeinab Jalalian- from Maku – Gefängnis Kermanshah
2. Shirkooh Moarefi – Baneh – Gefängnis Saghez
3. Habib Latifi – Sanandaj – Gefängnis Sanandaj
4. Sami Hosseini – Salmas – Gefängnis Orumiyeh
5. Jamal Mohammadi – Salmas – Gefängnis Orumiyeh
6. Rostam Arkia
7. Rashid Akhkandi
8. Hossein Khezri – Orumiyeh – Gefängnis Orumiyeh
9. Farzad Kamangar – Kamyaran – Gefängnis Evin, Teheran
10. Ali Heidarian – Sanandaj – Gefängnis Evin, Teheran
11. Farhad Vakili – Sanandaj – Gefängnis Evin, Teheran
12. Mostafa Salimi – Saghez – Gefängnis Saghez
13. Anwar Rostami
14. Iraj Mohammadi – Miandoab – Gefängnis Orumiyeh
15. Mohammad Amin Agooshi – Piranshahr – Gefängnis Orumiyeh
16. Ahmad Poladkhani – Piranshahr – Gefängnis Orumiyeh
17. Hassan Talei – Maku
18. Shirin Alam Hooli – Maku – Gefängnis Evin, Teheran
19. Mohammad Amin Abdollahi – Mirabad in Bukan
20. Ghader Mohammadzadeh – Mirabad in Bukan
21. Aziz Mohammadzadeh – Gefängnis Saghez

Aus Teheran:
22. Ali Saremi
23. Ayun Porkar
24. Ahmad Karimi
25. Nasser Abdolhosseini
26. Reza Khademi
27. Amir Reza Arefi
28. Alireza Rami Kheirabadi
29. Khaled Hardani
30. Saeed Shah Ghalei
31. Abbas Deldar
32. Farhad Vakili

Aus Sistan und Baluchestan:
33. Abdolrahman Narooie
34. Abed Gehram Zahi
35. Abdoljalil Rigi
36. Nasser Shebakhshi
37. Mohammad Rigi
38. Ali Sa’edi
39. Valid Nisi
40. Mahed Faradipour
41. Daer Mahavi
42. Ahmad Sa’edi
43. Yousef Loftepour

Aus Ahvaz:
44. Avdeh Afravi
45. Ali Reza Salmandalafi
46. Ali Halafi
47. Moslem Alhaei
48. Abdolreza Navasari
49. Yahiyeh Nasseri
50. Abdolayeman Za’eri
51. Nazem Berihi
52. Abdolreza Halichi
53. Zamal Bavi
54. Reysan Savari
55. Leyla Kabi