Veröffentlicht bei Tehran Bureau am 11. Februar 2010, 8:16 Uhr EST (14:16 Uhr Ortszeit Deutschland)
Referenziert von: Enduring America
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben
Tehran Bureau sprach mit Hossein Karroubi, dem Sohn von Mehdi Karroubi, wenige Stunden nach dem Angriff auf das Gefolge Mehdi Karroubis bei dessen Versuch, sich den Oppositionsprotesten am 22. Bahman in Teheran anzuschließen:
Wie geht es Ihrem Vater Haj Agha Mehdi Karroubi?
Wir behandeln seine Verätzungen in Gesicht und Augen. Er hat auch Probleme mit den Lungen. Man hat ihn heftig mit Pfefferspray angegriffen. Agenten in Zivil kamen auf ihn zu und sprühten im das Gas direkt in die Augen. Er ruht sich zu Hause aus, er ist nicht im Krankenhaus.
Gibt es irgendetwas Neues von Ihrem Bruder Ali?
Wir konnten noch nicht herausfinden, wo er ist. Alle, die wir fragen, behaupten, keine Informationen über ihn zu haben. Wir glauben, dass er sich im Gewahrsam der Strafverfolgungsbehörden befindet.
Die Regierung preisen die heutigen Feierlichkeiten als Referendum über die vergangenen Monate, über die Grüne Bewegung. Was meinen Sie – war der heutige Tag eine Niederlage für die Bewegung?
Nun ja, sie haben mit Bussen so viele Menschen herbeigeschafft, wie sie nur konnten, aus vielen Städten und Ortschaften – ich habe selbst gesehen, wie sie Leute zusammengetrommelt haben – und sie am Azadi-Platz stationiert, umgeben von Tausenden Offizieren. Ab 8 Uhr Morgens begannen sie die anderen (von der Opposition) zu schlagen. Was für einen Wert hat eine Beteiligung zugunsten der Regierung unter solchen Bedingungen? Wenn man der Opposition erlaubt hätte, sich zu versammeln, hätte man sehen können, dass wirklich Massen auf die Straßen gekommen wären.
Am Sadeghi-Platz zum Beispiel, wo wir waren, haben uns die Leute erzählt, dass man sofort damit begonnen habe, sie zu schlagen, gleich bei ihrer Ankunft um 8 Uhr. Die Menschen haben sich immer wieder versammelt und sind immer wieder auseinandergetrieben worden. Welchen Wert hatte die Beteiligung (der Regierungstreuen) unter diesen Umständen?
Die iranische Bloggerwelt scheint enttäuscht zu sein über die geringe Grüne Präsenz. Einige sagen sogar, sie seien Herrn Karroubis nicht mehr würdig?
Nein, das ist nicht so. Das ist nicht der Fall. Die Leute waren sogar sehr freundlich. Einige Versammlungen dort hatten um 8 Uhr Morgens begonnen. Diese Leute wurden sehr heftig geschlagen. Als wir ankamen, umringten die Leute ihn voller Wärme. Aber als sie brutal angegriffen wurden – sie [die Sicherheitskräfte, d. Ü.] zogen sogar Dolche. Wenn ein Schlägertyp einen Dolch zieht und versucht, Sie damit anzugreifen, oder mit Messern und Schlagstöcken… Nein, wir sind den Menschen wirklich dankbar für ihre Unterstützung.
Glauben Sie, dass dies den Weg für eine Verhaftung von Herrn Karroubi und Herrn Moussavi ebnen wird?
Bisher hat die Regierung irrational gehandelt. Wir hoffen, dass sie ab jetzt rationaler vorgehen werden. Ich hoffe, so etwas wird nicht pasieren. Ich hoffe, sie werden sich nicht vor den Augen der Welt so schändlich verhalten.
Wenn es zu Verhaftungen kommt, glauben Sie, dass es dann auch im Fernsehen übertragene Geständnisse der Oppositionsführer geben wird?
Sie haben bereits große Anstrengungen unternommen, um solche Taktiken anzuwenden, aber ohne Erfolg. Bei all ihren Bemühungen, all den vielen Verhaftungen und all dem Druck, den sie auf Häftlinge ausgeübt haben, konnten sie trotzdem nur eine Handvoll dieser sogenannten Geständnisse im Fernsehen zeigen.
Glauben Sie, dass die Verhaftung der Leibwächter von Herrn Karroubi im Voraus geplant war?
Herr Karroubi hatte einen Brief (vom NAJA-Geheimdienst) erhalten, in dem es hieß, Herr Karroubi werde das Ziel eines Selbstmordattentats werden, und er solle heute nicht an dem Marsch teilnehmen. Gleichzeitig bestellten sie einige unserer Freunde, seinen Geleitschutz, zur Befragung ein. Sie mussten schriftlich versprechen, nicht mehr mit Herrn Karroubi an Versammlungen teilzunehmen. Sie haben alles getan, um Herrn Karroubi von seiner Teilnahme abzubringen. Aber als ich ihn heute morgen sah, war er fest entschlossen, hinzugehen.
Wie viele Grüne waren Ihrer Meinung nach heute draußen und haben teilgenommen?
Ich kann es wirklich nicht sagen. Ich war nur in der Umgebung von Sadeghiyeh, was nur einen Teil des Marsches ausmachte. Die Leute dort sagten, dass viele von ihnen dort wären, aber die Kräfte der Regierung schlugen sie und ließen es nicht dazu kommen, dass sie sich versammeln.
Andererorts war es das Gleiche. Ich habe herumgefragt, und alle sagen mehr oder weniger das Gleiche. Sie sagen, dass es sehr viel Polizei und Milizen gab, und dass viele Leute geschlagen wurden.
Wir haben gehört, dass Zahra Rahnavard angegriffen und geschlagen wurde. Stimmt das?
Ich weiß es nicht. Ich höre zum ersten Mal davon.