Tagesarchiv: 15. Februar 2010

Libanesische Intellektuelle unterstützen Irans Grüne Bewegung

Veröffentlicht auf Radio Free Europe/Radio Liberty am 15. Februar 2010
Quelle (Englisch) http://www.rferl.org/content/Lebanese_Intellectuals_Support_Irans_Green_Movement/1958897.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben
Angaben in eckigen Klammern stammen von der Übersetzerin

90 libanesische Intellektuelle haben eine Petition für die iranische oppositionelle Grüne Bewegung unterschrieben. Dies teilt Radio Farda von RFE/RL mit.

Dieses Statement ist ein seltener Fall von Unterstützung seitens arabischer Intellektueller für die Grüne Bewegung.

Der Autor und Journalist Hazem Al-Saqiyah, einer der Unterzeichner der Petition, sagte Radio Farda gegenüber: „Für mich als Demokrat kommt das, was (die Grüne Bewegung) fordert, dem sehr nahe, was ich mir wünsche. Es ist derselbe Kampf wie der, den wir hier im Libanon ausfechten.“

Saqiyah fügte hinzu, der Einfluss Irans in der Region sei durch Irans Geld begründet, nicht durch das Modell einer islamischen Regierung.

Bezüglich der Petition merkte er an, dass keiner der Unterzeichner die militante islamistische Hizbollah unterstütze, von der bekannt ist, dass sie von der iranischen Regierung finanziell unterstützt wird.

Saqiyah kritisiert, dass die Regierung der Islamischen Republik den Kontakt zum iranischen Volk verloren habe.

„Die Straßen Irans sind von großem Pluralismus geprägt, sie zeigen, wie sehr [die Gesellschaft] von der Globalisierung und vom Kontakt mit der Außenwelt beeinflusst ist. Das Regime (hingegen) ist sehr ideologisch und engstirnig, sehr eindimensional. Das ist der große Kontrast zwischen beiden.“

Shadi Sadrs Aussage vor der UN anlässlich des UPR in Genf 2010

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 15. Februar 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/02/testimony-of-iranian-huma.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben.
Originaltitel: Testimony of Iranian activist at UN Headquarters

Rechtsverletzungen in Iran – Blick aus meiner Erfahrung auf ein größeres Bild

Von Shadi Sadr

Als ich in einem Verhörzimmer saß, mit dem Gesicht zur Wand, meine Augen verbunden und mein Körper von einem Tschador bedeckt, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich eines Tages vor dem Hauptquartier der Vereinten Nationen stehen und eine Aussage über genau diesen Tag machen würde. Ich bin sehr glücklich, dass ich heute hier sein kann, besonders da viele andere politische Gefangene noch immer in den Gefängnissen eingesperrt sind oder, selbst wenn sie freigelassen wurden, aus Angst schweigen und neutral sein müssen.

Lassen Sie mich mit meinen eigenen Erlebnissen beginnen, die nur ein Beispiel für die vielen Menschenrechtsverletzungen sind, die seit den Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 in Iran verübt wurden.

Am 17. Juli 2009 wurde ich auf meinem Weg zur Teheran-Universität verhaftet. Ich wollte zum Freitagsgebet, das an jenem Tag von Ayatollah Hashemi Rafsanjani geleitet wurde. Ich war zusammen mit mehreren Frauenaktivistinnen zu Fuß auf dem Keshavarz-Boulevard unterwegs, als mehrere Personen in Zivil sich uns näherten. Sie weigerten sich, sich auszuweisen oder ihr Vorgehen zu erklären, und zwangen mich, in ein wartendes Auto zu steigen. Ich konnte kurzzeitig entkommen, aber ich wurde geschlagen und mit Gewalt wieder in das Auto gesetzt, während meine Begleiterinnen zurückgehalten wurden. Ich wurde in eine der Haftanstalten des Geheimdienstministeriums gebracht, die „Follow-up-Büros“ genannt werden, und nach vierstündigem Verhör wurde ich nach Evin gebracht, wo ich bereits im März 2006 inhaftiert war.

Mitten in der Nacht wurde ich in Einzelhaft genommen, nachdem alles, was ich bei mir hatte, darunter meine Kleidung, mein Notebook und selbst meine Brille, beschlagnahmt worden war. Sie gaben mir meine Brille erst wieder, nachdem ich drei Tage lang die Nahrungsaufnahme verweigert hatte. Ich wurde fünf Mal verhört, jedes Verhör dauerte über vier Stunden.
Zunächst fragten sie mich nach den Usernamen und Passwörtern aller meiner E-Mail-Accounts und Blogs. Es war eine Standardfrage für sie, so wie die Frage nach meinem Namen und meiner Adresse. Dann begannen sie, mir viele Fragen zu stellen über alles, was ich gemacht hatte oder was mit mir zu tun hatte, angefangen bei unseren Aktivitäten in der Frauenbewegung bis hin zu meinem persönlichen Leben, von den Konferenzen im Ausland, an denen ich teilgenommen hatte, bis zu Namen und Informationen über meine Freunde in Iran und im Ausland. Sie nannten mich eine Puppe oder Marionette westlicher Länder, vor allem der Vereinigten Staaten, die den Auftrag habe, die Regierung zu stürzen, indem sie über die Forderungen von Frauen und den Gedanken der Geschlechtergleichheit die Gesellschaft verändert. Sie klagten mich zu keiner Zeit formal eines Verbrechens an.

Dem iranischen Gesetz zufolge, das ich als Juristin sehr gut kenne, muss ich keine Fragen beantworten, bevor ich formal eines Verbrechens angeklagt bin. Diese Regelung wurde genau wie viele andere, die die Rechte von Gefangenen sichern, vollkommen außer Acht gelassen. Entgegen dem Procedere, dass durch das iranische Gesetz definiert wurde, um „die legitimen Freiheiten und den Schutz der Bürgerrechte zu achten“, steckten sie mich in eine Einzelzelle, in der ununterbrochen das Licht brannte. Ich konnte die Gesichter meiner Befrager nicht sehen, weil ich mit verbundenen Augen mit dem Gesicht zur Wand sitzen musste – das alles ist illegal. Ich wurde nicht körperlich gefoltert, aber an einem Tag brachten sie mich und etwa fünfzehn männliche Gefangene in einen Raum in Evin, und während ich mit dem Gesicht zur Wand saß, verhörten mindestens zwanzig Befrager diese Gefangenen, die hinter mich gesetzt wurden. Diese Männer wurden brutal geschlagen, und ich musste zuhören.

Zu Beginn konnte ich die Fragen über sehr einfache und gewaltlose Aktivitäten, wie z. B. die Verteilung von gedrucktem Material bei den Demonstrationen, noch beantworten. Aber nach einigen Sekunden konnte ich nichts mehr hören, und es fühlte sich an, als ob mein Kopf von zwei Eisenplatten zusammengequetscht wurde. Weniger als eine Stunde später wurde ich zum Verhör gerufen, meine Hände und Beine zitterten, und mein Gehirn war völlig leer. Ich fühlte mich wirklich, als würde ich gefoltert.

Was die Verletzung von Rechten angeht, haben so viele andere viel schlimmere Erfahrungen gemacht als ich, vor allem die, die die Öffentlichkeit nicht kennt. Offiziellen Angaben zufolge wurden während der Ereignisse nach der Wahl in Teheran und anderen Städten mehr als 4000 Menschen verhaftet. Sie wurden entweder auf der Straße, zu Hause oder am Arbeitsplatz festgenommen. Verschiedene verlässliche Quellen berichten inzwischen, dass die Rechte von Gefangenen umfassend verletzt werden. Zusätzlich zu den unzähligen Beispielen für die systematischen Menschenrechtsverletzungen, die es innerhalb der letzten drei Jahrzehnte der Islamischen Republik gab, sind die grundlegenden und fundamentalen Rechte während der Ereignisse nach der Wahl nach wie vor ernsthaft gefährdet. Dazu gehören die Gleichheit aller Personen vor dem Gesetz, das Recht auf friedliche Versammlungen, die Rechte politischer Gefangener und die Rechte von Menschenrechtsverteidigern und Bürgerrechtsaktivisten.

Der Untersuchungskommission des iranischen Parlaments zufolge, die im Juli 2009 eingesetzt wurde, um Vorwürfe über Folter und Tötung von Häftlingen zu prüfen, die bei den Demonstrationen nach der Wahl verhaftet worden waren, wurden in der Haftanstalt Kahrizak drei Gefangene zu Tode gefoltert. Die Kommission erklärte den ehemaligen Teheraner Staatsanwalt Saeed Mortazavi in einem am 10. Januar 2010 veröffentlichten Bericht zum Hauptverantwortlichen für den Tod dieser drei jungen Männer. Er ist allerdings leider weder vor Gericht gestellt, noch offiziell befragt oder angeklagt worden, während eine Vielzahl von Frauenaktivistinnen, Journalisten und Menschenrechtsverteidigern auf Grund ihrer friedlichen Aktivitäten beschuldigt werden, das Regime stürzen zu wollen.

In diesem Moment befinden sich mindestens 60 Frauenrechtlerinnen im Gefängnis. Einige von ihnen konnten noch kein einziges Mal ihre Familien anrufen oder sehen. In manchen Fällen ist nicht einmal bekannt, in welchem Gefängnis sie sind. Die Justiz verweigert den Angehörigen von Gefangenen jede Information über deren Situation und den Anwälten der Gefangenen jede Kooperation. Nicht nur die Rechte der Frauenrechtlerinnen werden verletzt, sondern die Rechte aller iranischen Frauen sind in Gefahr. Zum Beispiel hat die Regierung vor Kurzem einen neuen Entwurf des Familiengesetzes vorgeschlagen (Titel: „Schutz der Institution Familie“), der derzeit im Parlament diskutiert wird. Dieser Entwurf enthält viele diskriminierende Elemente und geschlechtsspezifische Einseitigkeiten. Er fördert die Polygamie und die Eheschließung auf Zeit, beides Dinge, die den Mann bevorzugen und die gesellschaftlich inakzeptabel sind.

Aus eben diesen Gründen haben Frauenrechtlerinnen seit 2007 regelmäßig gegen diesen Vorschlag Einwände geäußert und es geschafft, die Abstimmung, mit der der Gesetzesentwurf im September 2008 legalisiert werden sollte, zu verzögern. Aber jetzt, wo viele Aktivistinnen entweder im Gefängnis sitzen oder unterdrückt werden, wird im Parlament wieder darüber gesprochen, und leider ist zu erwarten, dass der Entwurf angenommen wird. Bedauerlicherweise hat die Islamische Republik diesen diskriminierenden Gesetzesentwurf in ihrem Bericht an den Universal Periodic Review als eine Gesetzgebung definiert, die die Menschenrechtssituation verbessern wird.

Darum möchte ich, basierend auf meinen eigenen Erfahrungen sowie auf der Grundlage verlässlicher Fakten, meine Rede mit einigen Empfehlungen für die Islamische Republik Iran schließen, von denen ich glaube, dass sie von den Delegationen anderer Länder während der UPR-Sitzung vorgebracht werden sollten:

• Neben Irans internationalen Verpflichtungen zur Achtung der Menschenrechte existieren viele nationale Regelungen und Gesetzgebungen im iranischen Rechtssystem, die die Rechte von Gefangenen betreffen, darunter auch das Gesetz „zur Achtung der legitimen Freiheiten und zum Schutz der Bürgerrechte“, neben anderen Verfahren, Gesetzen und der Verfassung, die fundamentale Rechte garantieren sollen.
Ich fordere die iranische Polizei und Justiz dringend auf, diese internationalen und nationalen Gesetze zu achten, die das Verbot willkürlicher Verhaftung, das Recht, einen Anwalt zu nehmen und mit ihm zu sprechen, das Recht auf regelmäßigen Familienbesuch, das Verbot von Einzelhaft und das Verbot körperlicher Misshandlung und Folter garantieren.

• Die iranischen Behörden müssen aufhören, Mortazavi Strafbefreiung zu gewähren, und ihn ebenso gerichtlich verfolgen wie alle Befehlshaber und Ausführenden, die in die umfassenden Verletzungen der Bürgerrechte während der Proteste nach der Wahl verwickelt waren.

• Die iranische Regierung muss alle diskriminierenden Gesetze gegen Frauen zurückziehen, insbesondere den Gesetzesentwurf zum Schutz der Institution der Familie, der einen vollständigen Verstoß gegen die internationalen Verpflichtungen Irans, insbesondere gegen Artikel 2 und 3 des Internationalen Pakts über zivile und politische Rechte darstellt.

Iranische Gewerkschaft der Busbetriebe ruft zum Schulterschluss mit den Grünen auf

Veröffentlicht auf Tehran Bureau am 15. Februar 2010
Quelle (Englisch): http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/tehranbureau/2010/02/irans-bus-drivers-union-calls-for-green-labor-unity.html

Nachtrag: Korrektur

http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/tehranbureau/2010/02/irans-bus-drivers-union-calls-for-green-labor-unity.html
Das hier zitierte Statement sowie das Plakat sind nicht authentisch und wurden nicht von der Gewerkschaftsführung herausgegeben. Offenbar konnte die Gewerkschaft wegen der jüngsten Unterbrechungen der Internetverbindungen in Iran kein Dementi veröffentlichen.
(Danke an Publicola für den Hinweis)

von HAMID FAROKHNIA in Teheran

In einer möglicherweise entscheidenden Entwicklung hat sich eine führende Organisation der iranischen Arbeiterbewegung eindeutig der Linie der Grünen Bewegung angeschlossen..

Am 12. Februar hat die Gewerkschaft der Beschäftigten der Teheraner Busbetriebe (Syndikat der Beschäftigten der Vahed Company in Teheran und Umgebung, oder SVCWTE) in ganz Teheran Plakate in Umlauf gebracht, auf denen sie sich vollständig auf die Seite der Demokratiebewegung stellt und die Bewegung gebeten, die Gewerkschaft mit Mitteln des zivilen Ungehorsams zu unterstützen.

Auf dem Plakat ist folgendes zu lesen:

„Grüner Straßenverkehr jeden Tag um 18 Uhr vom 6. bis 22. März“

„Aktionsaufruf von SVCWTE an die Bevölkerung Irans, vor allem an die demokratische grüne Bewegung, zu zivilem Ungehorsam“

„Ab dem 6. März werden wir, die Beschäftigten der Vahed Company, Aktionen des zivilen Ungehorsams („weißer Streik“) durchführen, um gegen die Situation von Mansour Osanloo im Gefängnis zu protestieren. Wir appellieren an das iranische Volk und an die demokratische grüne Bewegung – von der wir uns als ein kleiner Bestandteil verstehen – sich uns anzuschließen und Verkehrsstaus auf allen Strecken Richtung Valiasr-Platz zu bilden.“

„Die Veröffentlichung von Information ist eine Form des Kampfes“

Das Statement der Busgewerkschaft vom 12. Februar wird sowohl für die Demokratie- als auch für die Arbeiterbewegung weitreichende Konsequenzen haben. Wie viele Beobachter festgestellt haben, sind die Versäumnisse bei der Entwicklung zusammenhängender Formen politischer und wirtschaftlicher Forderungen eine Achillesferse der Bewegung. Wenn sie den wirtschaftlichen Probleme der Arbeiter keine Aufmerksamkeit widmen, könnten die Führer und Aktivisten der Grünen Bewegung eine essentiell wichtige Möglichkeit für ihren Kampf verlieren. Ohne den Rückhalt großer Teile der Bevölkerung und ohne eine aktive Beteiligung der iranischen Arbeiterklasse fehlt der Demokratiebewegung sozusagen der Muskel, um das Regime zu Konzessionen zu zwingen, und erst recht, um es in die Knie zu zwingen.

Die noch in den Kinderschuhen steckende Arbeiterbewegung hat ihrerseits die Zentralität der Protestbewegung im allgemeinen Demokratisierungsprozess schätzen gelernt. Es ist vollkommen klar, dass von einer Organisation der unorganisierten Arbeitermassen nicht die Rede sein kann, solange die zwangsausübende Macht des Regimes noch intakt ist; folglich sind die beiden Bewegungen in ihrem gemeinsamen Kampf voneinander abhängig

Die Entscheidung für die Veröffentlichung dieses Statements war vermutlich keine leichte. Indem sie sich eindeutig und offen auf die Seite der Protestbewegung stellt, macht sich die Gewerkschaft angreifbar für Vorwürfe der Subversion und der Volksverhetzung. Die Regierung und ihre Anhänger betrachten die Demokratiebewegung als Werkzeug des Auslands, und ein Aufruf an die Grünen zu zivilem Ungehorsam wird der Obrigkeit sehr wahrscheinlich nicht schmecken. Bei ihrer Entscheidung für die Veröffentlichung dieses Statements muss den Gewerkschaftsführern klar gewesen sein, welche Risiken sie mit diesem Schritt eingehen. Für die inhaftierten Gewerkschaftsführer wie Osanloo könnte dieser Schritt bedeuten, dass ihnen neue Strafmaßnahmen bevorstehen, wie z. B. die Rationierung von Mahlzeiten oder Besuchsverbot, Schläge, oder lange Phasen in Einzelhaft.

Was dieses Statement besonders bemerkenswert macht ist die Tatsache, dass die Gewerkschaft der Busbetriebe sozusagen die „Vorhut“ – und das Gewissen – der neuen iranischen Arbeiterbewegung ist. Die Busfahrer waren die Ersten, die sich auf breiter Basis in einer Gewerkschaft organisierten (ihnen folgten die Beschäftigten der Zuckerrohrindustrie und die Lehrer). Sie waren auch die Ersten, die einen koordinierten und vielbeachteten Streik organisierten, und die Ersten, die sich weder von Schmeicheleien, noch von Drohungen beeindrucken ließen. Aus diesen Gründen werden ihre Taktiken und kollektiven Entscheidungen von der gesamten Arbeiterbewegung eng verfolgt und nachgeahmt.

Dieses Statement könnte, wenn die Grüne Bewegung so entschlossen vorgeht wie die Busgewerkschaft, eine angehende Allianz der Grünen mit den Arbeitern vorzeichnen.

Hamid Farokhnia, der unter einem Pseudonym schreibt, ist fester Mitarbeiter beim Iran Labor Report. Er schreibt für Tehran Bureau über arbeiterbezogene Themen.

Irans Energieindustrie steht vor dem Zusammenbruch

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 15. Februar 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/02/iran-power-industry-on-th.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Der Vorsitzende der Iranian Electricity Industry Union hat mitgeteilt, dass 900.000 Industriearbeiter akut von Entlassung bedroht sind.

Wie Mohammad Parsa heute der Nachrichtenagentur ILNA gegenüber mitteilte, ist die Produktion mehrerer Betriebe im Sektor der Elektrizitätswirtschaft zum Erliegen gekommen, andere arbeiten nur noch mit Minimalauslastung. Der Hauptgrund dafür sei in den ausbleibenden fälligen Zahlungen der Regierung zu sehen; wenn diese Situation anhält, könnten 900.000 Arbeiter ihre Jobs verlieren, so Parsa.

Die Regierung habe keine Zahlungen an die Produzenten geleistet, wodurch die Industrie gezwungen war, mit den Lohnzahlungen in Rückstand zu geraten, was wiederum dazu führte, dass die [fälligen] Löhne in unkontrollierbare Höhen getrieben wurden.

Die Regierung schuldet den Stromproduzenten umgerechnet ca. 5 Milliarden Dollar, das entspricht laut Parsa in etwa den Schulden der Industrie bei den Banken.

Parsa erklärt: „Die Regierung kauft 99% unserer Produktion. Das Ölministerium und das Energieministerium sind unsere Hauptkunden. Sobald sie beim Kauf eines Produktes nicht zahlen, bringen sie uns aus dem Gleichgewicht.“

„Wenn diese Situation anhält, werden wir unsere Verpflichtungen nicht erfüllen können und zudem unseren Markt im Ausland verlieren“, so Parsa weiter. Dadurch könnte Iran auch eine Stromversorgungskrise mit massiven Stromausfällen drohen.

Zuvor hatten mehrere Parlamenstmitglieder von Mindereinnahmen in Höhe von 6 Milliarden Dollar im Budget des Energieministeriums berichtet. Das Ministerium hat bestätigt, dass es den Stromproduzenten 5 Milliarden Dollar schuldet.

Teheraner Staatsanwalt dementiert Verhaftung Ali Karroubis

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 15. Februar 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/02/ali-karroubis-arrest-deni.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Teherans Staatsanwalt Abbas Jafari Dowlatabadi

Der Teheraner Generalstaatsanwalt Abbas Jafari Dowlatabadi hat erklärt, dass die Berichte über Ali Karroubis Verhaftung am 11. Februar falsch seien und durch Beweise gestützt werden müssten.

Der Nachrichtenagentur ILNA gegenüber sagte Dowlatabadi, er habe erst durch die Medien von der Verhaftung Ali Karroubis erfahren. Nachforschungen über die Kanäle der Justiz hätten ergeben, dass die Verhaftung Karroubis nicht über eine öffentliche Stelle wie die Revolutionsgarden, Sicherheitskräfte oder das Geheimdienstministerium erfolgt sei.

Der Generalstaatsanwalt fordert Ali Karroubi auf, seine Behauptungen durch Angaben über „Grund und Ort“ seiner Verhaftung zu beweisen. Es sei zudem kein Haftbefehl für Ali Karroubi ausgestellt worden.

Ali Karroubi, der 37jährige Sohn des Oppositionsführers Mehdi Karroubi, war kurzzeitig verhaftet worden, als der Konvoi seines Vaters während der Proteste vom 11. Februar von Zivilkräften angegriffen worden war.

Seine Mutter, Fatemeh Karroubi, hatte in einem offenen Brief an den Obersten Führer Ayatollah Khamenei bekannt gegeben, dass ihr Sohn in eine Moschee gebracht und dort geschlagen und sexuell bedroht worden war.

Am 11. Februar, dem Jahrestag der iranischen Revolution von 1979 waren Demonstranten, die versuchten, Proteste abzuhalten und grüne Symbole einzusetzen, von Sicherheitskräften konfrontiert und verhaftet worden.

Der Teheraner Generalstaatsanwalt erklärte, die Mehrheit der am 11. Februar verhafteten Personen sei wieder freigelassen worden.

Offizielle Angaben zu der Anzahl der am 11. Februar Verhafteten gibt es nicht.