Tagesarchiv: 2. März 2010

Fatemeh Karroubi will die Presseaufsichtsbehörde verklagen

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 2. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/03/fatemeh-karroubi-to-sue-i.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Fatemeh Karroubi

Fatemeh Karroubi hat angekündigt, die iranische Presseaufsichtsbehörde verklagen zu wollen, die das Magazin „Irandokht“ hatte schließen lassen.

Das von Fatemeh Karroubi geleitete Magazin Irandokht – wörtlich übersetzt „Tochter Irans“ – wurde am Montag geschlossen, weil Pressegesetze verletzt worden sein sollen.

Die frühere Parlamentsabgeordnete Fatemeh Karroubi verurteilte die „Maulkorb-Politik“ der Presse und bezeichnete das Verbot von Irandokht als einen „illegalen und unlogischen“ Akt. Sie äußerte die Hoffnung, dass die Justiz nicht zulassen werde, dass „die exekutive Regierungsgewalt so einfach die Rechte und individuellen Freiheiten der Menschen verletzt“.

Fatemeh Karroubi schreibt, der Stellvertretende Kulturminister Mohammad Ali Ramin glaube „nicht an Freiheit“. Wie berichtet wird, hatte er zwei Tage vor dem Verbot von Irandokht Fatemeh Karroubi in einem Telefongespräch mitgeteilt, dass „Herr Karroubi in jedem anderen Land hingerichtet worden wäre“.

Mehdi Karroubi, Fatemeh Karroubis Ehemann, war einer der Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen im vergangenen Juni. Er ficht das Wahlergebnis an und hatte gemeinsam mit Mir Hossein Moussavi in den vergangenen neun Monaten die Legitimität der Wiederwahl Mahmoud Ahmadinejads zum Präsidenten Irans in Frage gestellt.

Die beiden Oppositionsführer wurden von Regierungsanhängern mehrfach sowohl physisch als auch verbal angegriffen, und Hardliner hatten wiederholt ihre Verhaftung und juristische Verfolgung gefordert. Die Islamische Republik ist hinsichtlich einer Verhaftung der beiden Führer ambivalent geblieben, weil beide in der Politik und Geschichte des Systems einen herausragenden Platz einnehmen.

In den letzten neun Monaten hat die Regierung allerdings mehr als zehn reformorientierte Publikationen verboten. Die beiden gestern aus dem Verkehr gezogenen Publikationen Etemad und Irandokht waren zwei der letzten noch im Umlauf befindlichen reformorientierten Druckerzeugnisse.

Fatemeh Karroubi verurteilt in ihrem Brief die staatlich unterstützte Presse für ihre Verzerrung der Wahrheit und erklärt, die totalitäre Strömung innerhalb des Systems verletze jedes in der Verfassung enthaltene progressive Recht, um ihre Vormachtstellung auszubauen.

Mohammad Valian (20) wahrscheinlich akut von Hinrichtung bedroht

Veröffentlicht auf Persian2English am 2. März 2010
Artikel auf Persisch: RAHANA
Übersetzung Persisch-Englisch: Siavosh J., Persian2English
Quelle (Englisch): http://persian2english.com/?p=7863
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Reporters and Human Rights Activists News Agency (RAHANA): Der 20jährige Amin Valian ist zum Tode verurteilt worden. Das Gericht stützte sich in seiner Entscheidung auf die Rede Ayatollah Makarem Shirazis, in der er alle, die an der Entweihung des Feiertags Ashura beteiligt waren, als „Mohareb“ gebrandmarkt hatte (Mohareb = Kämpfer gegen Gott, ein Vergehen das unter dem Gesetz der Scharia mit dem Tode bestraft werden kann).

Mohammad Valian war am Tag nach den Protesten von Ashura am 27. Dezember 2009 verhaftet worden.

Das Gericht hat Ayatollah Shirazis Ansprache als Fatwa zitiert – ein bindendes religiöses Dekret – und den 20jährigen Mohammad Valian im Ergebnis zum Tode verurteilt.

Wie die Webseite Neday-e Sabz-e Azadi berichtet, wurde das Todesurteil gegen Valian durch das Berufungsgericht bestätigt und kann nunmehr jeden Tag ausgeführt werden.

Im vergangenen Monat hatte die Staatsanwaltschaft des Revolutionsgerichts die Hinrichtungsanordnung für einen der neun Angeklagten von Ashura bekannt gegeben.

Valian, ein aktives Mitglied der Islamischen Studentenunion der Universität Damgan und Mitarbeiter der lokalen studentischen Wahlkampagne Mir Hossein Moussavis, wuchs in einer religiösen und revolutionär eingestellten Familie auf. Seine politischen Aktivitäten bewegten sich stets im rechtlichen Rahmen, und er hat keine Verbindungen zu feindlichen oder verbotenen Oppositionsgruppen. Seine Verhaftung erfolgte auf der Grundlage des Vorwurfs, am 27. Dezember einen kleinen Stein in der Hand gehalten zu haben.

Es muss dazu gesagt werden, dass diese Nachricht zur Zeit noch nicht von offiziellen oder juristischen Quellen bestätigt wurde.

****

Zusatz: Was man tun kann, um gegen die drohende Hinrichtung zu protestieren, ist in diesem (englischsprachigen) Artikel beschrieben: http://en.irangreenvoice.com/article/2010/mar/02/1351

Hengameh Shahidi meldet sich aus Evin telefonisch bei ihrer Familie

Veröffentlicht auf RAHANA am 2. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.org/en/?p=1316
Deutsche Übersetzung: Günter Haberland, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Die Journalistin Hengameh Shahidi, die bei ihrer Vorsprache bei der Zentrale des Geheimdienstministeriums in Gewahrsam genommen worden war, hat heute ihre Familie angerufen.

RAHANA – Shahidis Familie zufolge klang die Journalistin während des Telefonats extrem verzweifelt und berichtete, sie werde in einer Zelle der Abteilung 209 mit einer anderen Gefangenen zusammen festgehalten.
Shahidi wurde in Gewahrsam genommen, um ihre 6-jährige Haftstrafe abzusitzen; dazu sollte sie allerdings in einer allgemeinen Abteilung untergebracht werden und nicht in der Sicherheitsabteilung 209. Sie wurde nach einer Vorladung des Geheimdienst-Ministeriums verhaftet, einen Tag, nachdem ihre Gefängnisstrafe vom Berufungsgericht bestätigt worden war.
Shahidis Familie und ihr Anwalt fanden einen Tag nach ihrer Verhaftung heraus, daß die Verurteilung der Jounalistin vom Berufungsgericht bestätigt worden war.
Shahidi arbeitete für Karroubis Kampagne während des Präsidentschafts-Wahlkampfs vor den Wahlen im Juni. Kurz nach der Wahl wurde sie verhaftet und verbrachte 4 Monate im Evin-Gefängnis, davon 3 in Einzelhaft, bevor sie gegen eine Kaution von 90.000 $ während des Berufungsverfahrens freigelassen wurde.

Mansour Oslanloos Frau fürchtet um das Leben ihres Mannes

Veröffentlicht auf RAHANA am 2. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.org/en/?p=1312
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

von Mojtab Samienejad für RAHANA

Mansour Osanloo, der Chef der Gewerkschaft der Beschäftigten der Busbetriebe im Großraum Teheran, war am 10. Juli 2007 verhaftet worden und zu einer fünjährigen Haftstrafe in Evin verurteilt worden. Am 24. August 2008 wurde er in das Gefängnis Rajai-Shahr von Karaj verlegt, das für gefährliche Kriminelle vorgesehen ist. Dies verstößt gegen das Gesetz, das die Trennung von Gefangenen nach Art ihrer Verbrechen vorschreibt.

Seit seiner Verlegung nach Rajai Shahr ist Osanloo mehrfach von gewalttätigen Insassen des Gefängnisses angegriffen worden. Im vergangenen Jahr hatte ein Untersuchungsarzt verfügt, dass Osanloo wegen seiner körperlichen Verfassung seine Haftstrafe nicht ableisten kann. Die Entscheidung muss aber noch in Kraft treten.

Vor Kurzem hatte ein Häftling mehrmals versucht, Osanloo zu erstechen. Osanloos Frau Parvaneh sagte RAHANA gegenüber: „Herr Osanloo ist zusammen mit Häftlingen untergebracht sind, die regelmäßig Medikamente bekommen, die physische oder emotionale Probleme haben oder die aggressive Mörder sind, die ständig mit anderen Insassen Streit anfangen.“

„Ein weiteres Problem ist die Gefängnispolitik. Osanloo und einige andere Gefangene wünschen sich innerhalb des Gefängnisses Ordnung und Disziplin, andere halten davon nichts. Ich möchte nicht auf alle Einzelheiten eingehen, aber zusammengefasst kann man sagen, dass sie ein Gefängnis ohne Diszplin vorziehen. Osanloo ist unter den Mitgefangenen für seine Disziplin bekannt, und das passt nicht zur Einstellung der Gruppe.“

„Am 22. Februar versuchte ein Gefangener, der wegen Mordes an seiner Frau einsitzt, Osanloo mit einem Messer anzugreifen. Dank des Eingreifens anderer Gefangener wurde mein Mann gerettet.“

Es haben sich bereits mehrere solcher Vorfälle ereignet, aber die Gefängnisbehörden haben nichts unternommen, um die Übergriffe zu stoppen. „Wir haben Angst um sein Leben. In den letzten Tagen hatten die Gefängnisbehörden zugesagt, zwei für die Angriffe verantwortliche Häftlinge – Sayed Mohammad Hosseini und Mohammad Barkhi – zu verlegen, aber das ist noch nicht geschehen. Einer von den beiden hatte schon letztes Jahr versucht, Herrn Osanloo zu erstechen. Die Gefängnisbehörden haben versprochen, ihn zu verlegen, um die Situation zu verbessern, aber er ist immer noch dort.“

Die Tatsache, dass die Angriffe sich wiederholen sowie das Beharren der Behörden auf einer Unterbringung Osanloos in Rajai Shahr lassen den Verdacht aufkommen, dass die Vorfälle geplant waren, und die Absicht, den Gewerkschaftsführer zu beseitigen, scheint offensichtlich. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber die Gefangenen haben große Probleme wegen der Überbelegung des Traktes, was wiederum einen hohen mentalen Druck für sie aufbaut, der dann zu solchen Zwischenfällen führt.“

„In der Vergangenheit war das überbelegte Gefängnislagerhaus [? „prison store“] ein solches Problem, und die Gefängnisbehörden haben dagegen Maßnahmen ergriffen. Unsere Hauptsorge ist aber die Anwesenheit der Insassen, die immer wieder sein Leben bedrohen. Als er mich heute vom Gefängnis aus anrief, fragte ich ihn, ob diese beiden Gefangenen mittlerweile verlegt wurden. Er sagte, sie seien immer noch da. Als ich ihm sagte, er solle etwas unternehmen, damit sie in einen anderen Trakt verlegt werden, sagte er, er könne nichts tun; die Gefängnisbehörden hätten versprochen, sie zu verlegen, haben aber nichts unternommen“, erklärte Parvaneh Osanloo RAHANA gegenüber.

„Wir haben früher immer wieder die Behörden gebeten, ihn nach Evin zurückzubringen, aber unsere Bitten stießen auf taube Ohren. Wenn er an einem Ort wäre, der seinen (politischen) Anklagen entspricht, müssten wir uns keine Sorgen machen, dass ihn jemand mit einem Messer angreift.“

Der bekannte Arbeiteraktivist leidet an mehreren Krankheiten, und seine fortgesetzte Inhaftierung unter gleichzeitiger fehlender ärztlicher Behandlung hat zu einer Verschlechterung seines Zustandes geführt. Bisher haben die Behörden ihm nicht erlaubt, das Gefängnis zwecks ärztlicher Behandlung zu verlassen. „Er hatte eine Operation am Herzen und darf sich keinem Stress aussetzen, er muss eine spezielle Diät einhalten, und außerdem leidet er an einer Hauterkrankung, die es erfordert, dass er sich viel in der Sonne aufhält. Ein Bandscheibenvorfall bereitet ihm große Probleme, und zu all dem kommt noch hinzu, dass der arme Mann im Gefängnis sein muss“, sagte Parvaneh.

„Wir unternehmen nach wie vor alles, damit die Anordnung des Untersuchungsarztes umgesetzt werden (der ihn für körperlich nicht hafttauglich erklärt hatte), aber nichts ist passiert.“

Warum die Anordnung noch nicht umgesetzt wurde bzw. welche Behörden die Umsetzung verhindert haben, ist nicht bekannt. Parvaneh Osanloo macht die Justiz dafür verantwortlich. „Wir haben mit dem zuständigen Richter gesprochen, aber er hat gesagt, dass die Anordnung von höherer Stelle kommen müsse. Erst vor wenigen Tagen war ich beim Gericht, aber der Richter teilte mir mit, dass er die Angelegenheit an das Geheimdienstministerium weitergegeben hat und auf Antwort wartet.“

„Seit er seine dreimalige Augenoperation hatte, haben wir uns für seine Entlassung aus medizinischen Gründen eingesetzt. Seine Augen sind nach der Operation sehr empfindlich geworden, jeder Kontakt oder Schlag schädigt sein Sehvermögen beträchtlich. Das wurde von den Gefängnisärzten bestätigt, die auch sein Bandscheibenproblem bemerkten. Wir tun unsererseits alles, was wir können, aber unsere Bemühungen haben keinen Erfolg gehabt. Ich weiß nicht, wann er aus dem Gefängnis kommen wird, wir müssen abwarten, wann die Angelegenheit gelöst werden wird – worauf er als Mensch ein Recht hat.“

Iranische Aktivistin mit “Women of Courage Award” ausgezeichnet

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 02. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/03/iranian-activist-winner-o.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Die iranische Frauenrechtlerin Shadi Sadr ist eine der diesjährigen Preisträgerinnen des internationalen „Women of Courage Award“.

Der Preis wird jährlich an Frauen vergeben, die außerordentlichen Mut bei ihrem Einsatz für Frauenrechte weltweit bewiesen haben. Unter den diesjährigen Preisträgerinnen, die gestern von Hillary Clinton bekannt gegeben wurden, sind auch Shukria Asil, Mitglied in einem afghanischen Provinzrat, und Shafiqa Quraishi vom afghanischen Innenministerium.

Shadi Sadr war im vergangenen Jahr bereits mit der holländischen „Menschenrechtstulpe“ und dem Lech-Walesa-Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden.

Die Sonderbotschafterin für weltweite Frauenfragen des Auswärtigen Amtes Melannie Verveer erklärte, Shadi Sadr habe trotz Drohungen, Angriffen und Verhaftungen ihr Leben dem Einsatz für Menschenrechte in Iran gewidmet.

Die Feierlichkeiten zur Preisübergabe werden am 10. März im Beisein Hillary Clintons in Washington stattfinden.