Tagesarchiv: 5. März 2010

Gedenkfeier für Dr. Mosaddegh von iranischen Behörden abgesagt

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 4. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/03/dr-mosaddeghs-commemorati.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Dr. Mohammad Mossadegh

Die Gedenkfeierlichkeiten für den verstorbenen iranischen Premierminister Mohammad Mossadegh, der für die Nationalisierung der iranischen Ölindustrie in 1951 verantwortlich war, sind von den iranischen Behörden abgesagt worden.

Die der Organisation „Freedom Movement“ nahestehende Webseite Mizan Khabar berichtet, dass sie daran gehindert worden sei, an der Grabstätte Mossadeghs Veranstaltungen abzuhalten. Die Behörden teilten den Organisatoren mit: „Die momentanen Bedingungen sind ungünstig, und es besteht die Möglichkeit, dass Opportunisten sich das Ereignis zunutze machen könnten.“ Daher könne eine Zeremonie nicht erlaubt werden.

Die Behörden riefen Mossadeghs Familie und die Stadtverordneten von Ahmadabad auf, die Absage offiziell bekannt zu geben. Die Familie hat jedoch erklärt, dass die Zeremonie persönlicher Natur sei und sie sich daher weigere, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten.

Die Zeremonie sollte morgen, am 5. März, an der Grabstätte des verstorbenen Premierministers stattfinden. Mohammad Mossadegh, der Anführer der Nationalen Bewegung in Iran, starb 1967 im Alter von 84 Jahren. Jährlich werden vom Stadtrat von Ahmadabad, zu dem auch Mossadeghs Familie gehört, Gedenkfeiern für ihn organisiert.

Mohammad Mossadegh gilt als eine der fortschrittlichsten Führungspersonen der iranischen Politik und wird von nahezu jeder Fraktion respektiert, die die Revolution gegen die Monarchie von 1979 unterstützt. In den letzten Jahren hatte die Islamische Republik die Gedenkfeierlichkeiten allerdings eingeschränkt, um zu verhindern, dass die derzeitige Reformbewegung von der politischen Popularität des verstorbenen Führers profitiert.

Provinz Lorestan: Mindestens 3750 Bäume für Ashura-Feuer gefällt

Veröffentlicht auf RAHANA am 5. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.org/en/?p=1473
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

An Tasua und Ashura (26. und 27. Dezember) sind in den Wäldern von Zagros in der Provinz Lorestan mehr als 3750 Bäume gefällt worden.

RAHANA – Zu Tasua und Ashura 2009 sind mehr als 3750 Bäume gefällt worden, wodurch die Provinz Lorestan um rund 128 ha [„314 acres“] Wald ärmer wurde. Dies teilte der Leiter für Umweltangelegenheiten der Provinz Ahmad Reza Kalantari mit.

Jedes Jahr fällen religiöse Delegationen in Lorestan tausende Bäume in Lorestan, um Feuerholz für die Lagerfeuer zu Ashura und Tasua zu erhalten. Bei den Feierlichkeiten wälzen sich die Männer im Schlamm und versammeln sich um die Lagerfeuer, um sich zu trocknen. Dann geißeln sie sich zum Ende der Trauerperiode Ashura selbst. Das Ereignis erinnert an die Ermordung des Enkels des Propheten Mohammad, Imam Hossein, im 7. Jahrhundert in Kerbala.

Im Jahre 2006 wurden zu Ashura und Tasua im Waldpark Lavizan bei Teheran 3000 Bäume illegal gefällt. Der Vorfall und seine Auswirkungen auf die Luftverschmutzung in Teheran zwang das Teheraner Büro für Naturressourcen, rechtliche Schritte gegen die Stadt einzuleiten.

Der Bau neuer Straßen, der oft ohne die notwendigen Abschätzungen der Umweltrisiken erfolgt, sind ein weiterer wichtiger Grund für das Verschwinden der Wälder in Iran. Zwar gibt es Gesetze, die den Bau von Industrieparks sowie Bergbauaktivitäten in Schutzgebieten verbieten, aber Regierung und Entwickler des privaten Sektors legen die Vorschriften oft zu ihren eigenen Gunsten aus.

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Zur Umweltproblematik in Iran s. auch: Die Wälder im Norden sind von Zerstörung bedroht

Aufruf der Blogger: Rettet Mohammad Amin Valian

Veröffentlicht auf Persian2English am 5. März 2010
Quelle (Persisch): Maderandaghdar
Übersetzung Persisch-Englisch: Madaranddaghdar Blog
Quelle (Englisch): http://persian2english.com/?p=7957
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben
Anm. d. Übers.: Der guten Ordnung halber möchte ich anmerken, dass mir nicht alle hier wiedergegebenen Informationen in dieser Form bekannt sind (z. B. dass Mohammad Valian den Gerichtsprozess gegen die Oppositionsführer im Fernsehen gezeigt bekommen hat). Es geht mir bei diesem Posting primär um die Hilfsaktion.

Blogger gegen die Todesstrafe setzen sich für die Rettung von Mohammad Amin Valian ein

Foto: Mohammad Amin Valian

Der 20jährige Mohammad Amin Valian wurde am 12. Januar 2010 in der Stadt Damghan in der Provinz Semnan verhaftet, nachdem er einen Artikel in einer Studentenzeitung der Universität Damghan veröffentlicht hatte. Er durfte keinen Besuch empfangen und hat keinen Zugang zu einem Rechtsbeistand. Er wurde direkt aus der Einzelhaft im Gefängnis der Revolutionsgarden zum Gerichtssaal gebracht.

Das Todesurteil basiert auf einem Foto, auf dem Mohammad Amin Valian am Tag Ashura zu sehen ist. Ihm wurden falsche Informationen gegeben, und er steht unter hohem mentalen und physischen Druck. Der Nachrichtenagentur ISNA zufolge sagte Valian vor Gericht: „Als ich im Gefängnis war, habe ich den Gerichtsprozess gegen die Reformführer im Fernsehen gesehen!“

Bloggers Against Death Penalty (BADP) rufen die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die iranische Regierung auszuüben, damit sie die gegen Studenten und andere unschuldige Personen verhängten ungerechten Urteile aufhebt, mit denen die Iraner eingeschüchtert und von der Teilnahme an Protesten abgehalten werden sollen.

Wir fordern die Mitglieder der Hohen UN-Menschenrechtskommission dringend dazu auf, ihren ganzen Einfluss geltend zu machen, um Mohammad Amin Valian zu retten. Wir bitten darum, dass alle Länder weltweit ihre Beziehungen zur iranischen Regierung abbrechen, bis Iran die Hinrichtungen einstellt. Wir fordern, dass die Akte mit den von Iran begangenen schweren Menschenrechtsverletzung so schnell wie möglich dem UN-Sicherheitsrat vorgelegt wird. Wir rufen alle Blogger auf der ganzen Welt dazu auf, ihre Stimme zu erheben und das Leben von Mohammad Amin Valian und aller anderen politischen Gefangenen in Iran zu retten.

Bloggers Against the Death Penalty

CC:
Seine Exzellenz Ban Ki Moon
Ihre Exzellenz Navanethem (Navi) Pilay
Die UN-Menschenrechtskommission
Die EU-Menschenrechtskommission
Amnesty International
Human Rights Watch

Anm. d. Übers.: Im Internet habe ich folgenden Musterbrief mit Adressen gefunden, mit dem man sich für Mohammad Amin Valian einsetzen kann: http://iran.elple.net/node/17

Dreijährige Gefängnisstrafe für iranischen Journalisten

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 5. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/03/iranian-journalist-handed.htmlIranian journalist handed three-year prison term
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Saeed Leylaz

Die iranischen Behörden setzen die Verfolgung von Regimekritikern mit neuen Verhaftungen und schweren Haftstrafen für die Inhaftierten fort.

Der bekannte iranische Journalist Saeed Leylaz wurde vom Berufungsgericht zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Reformorientierte Webseiten berichten, dass Leylaz im ersten Gerichtsprozess der „Propaganda gegen das Regime, des illegalen Besitzes regierungseigener Verschlussdokumente und des Kontakts mit Ausländern“ angeklagt wurde, wofür das Gericht ihn zu einer neunjährigen Haftstrafe verurteilt hatte.

Saeed Leylaz ist einer der mindestens 100 Journalisten, die in den letzten acht Monaten im Zuge der Niederschlagung der Proteste durch die Regierung verhaftet wurden. Die Proteste richten sich gegen die Präsidentschaftswahlen vom vergangenen Juni, die nach Ansicht der Protestteilnehmer gefälscht wurden, um Mahmoud Ahmadinejad eine Wiederwahl zu sichern.

Die Organisation Human Rights Reporters Committee berichtet unterdessen, dass Sicherheitsbeamte das Haus der sozialen Aktivistin Darsa Sobhani in der Stadt Sari angegriffen hätten. Die Beamten schlugen ihren Vater und verhafteten ihn, nach einer vierstündigen Befragung erklärten sie ihm, seine Familie werde verhaftet und sein Haus beschlagnahmt werden, wenn er seine Tochter nicht bis Samstag an das Geheimdienstministerium ausliefert.

Darsa Sobhani ist eine studentische Aktivistin, die Berichten zufolge Studienverbot erhalten hat, weil sie dem Baha’i-Glauben angehört. Außerdem ist sie Mitglied in der Kampagne „Eine Million Unterschriften“.

Mojtaba Gahsetoni, Journalist und Sprecher der Gesellschaft „Khuzestan Cultural Heritage Enthusiasts“, Taryana, ist ebenfalls diese Woche in seinem Haus verhaftete worden.

Reyhaneh Aghajari und Hamid Shafii, zwei zum Christentum übergetretene Leiter einer Kirche in ihrer Heimatstadt Isfahan, wurden ebenfalls vor einigen Tagen verhaftet.

Behzad Nabavi, Mitglied der reformorientierten Organisation Mojaheddin der Islamischen Revolution, erhielt weitere fünf Tage Urlaub vom Gefängnis. Nabavi leistet eine sechsjährige Haftstrafe wegen „Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit und Propaganda gegen das Regime“ ab. Zuvor war er gegen eine Kaution in Höhe von 800 Million Toman (ca. 800.000 $) für die Dauer von 10 Tagen vorübergehend aus der Haft entlassen worden.

Der inhaftierte Journalist Peymon Aref, der auch Studienverbot erhalten hatte, ist gegen eine Kaution von 100.000 $ vorübergehend freigelassen worden. Er ist zu einem Jahr Gefängnis und 74 Peitschenhieben verurteilt.

Textilarbeiter protestieren vor dem Gouverneursamt in Isfahan

Veröffentlicht auf RAHANA am 5. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.org/en/?p=1459
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben.

Eine Gruppe von Arbeitern der Textilfabrik Simin in Isfahan hat sich am Mittwoch vor dem Gouverneursamt versammelt, um wegen ihrer ausstehenden Löhne zu protestieren.

RAHANA – In den letzten Monaten ist es landesweit immer mehr zu Protesten von Arbeitern gekommen. Die irrationale Wirtschaftspolitik der Regierung Ahmadinejad hat zu Insolvenzen und Geldmangel bei Produzenten vieler Sektoren geführt. Die Hauptopfer des Abschwungs sind die Arbeiter.
Wie ein bei den Protesten anwesender Arbeiter der Fabrik Simin mitteilt, wurden die Arbeiter bereits seit sechs Monaten nicht mehr ausbezahlt. Die Fabrikleitung hat den Angestellten zudem erklärt, es seien keine Neujahrsbonuszahlungen oder andere Vergünstigungen zu erwarten.

Die Fabrikleitung steht den Schwierigkeiten, vor denen ihre Arbeiter stehen, gleichgültig gegenüber und erklärt, der Protest werde zu nichts führen, die Arbeiter könnten Aktionen durchführen, so viel sie wollten.
Auf die Frage, warum sie ohne Bezahlung weiter arbeiten würden, sagte ein Arbeiter: „Wir haben keine Wahl, es ist schon jetzt schwer, über die Runden zu kommen, und die Situation wird noch schlimmer werden.“