Tagesarchiv: 25. März 2010

Brief von unbekannten Gefangenen der Nach-Wahl-Zeit

Veröffentlichg auf RAHANA am 25. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.info/en/?p=1913
Deutsche Übersetzung: Günter Haberland, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Aus Anlass von Nowrooz hat eine Gruppe weniger bekannter oder unbekannter Gefangener der Zeit nach der Wahl über den Mißbrauch ihrer Rechte geschrieben und darüber, wie der Justiz- und Geheimdienstapparat ihren mangelnden Bekanntheitsgrad zu seinem Vorteil ausgenutzt hat. Das Folgende ist die Übersetzung ihres Briefs:
Hier, in Evin, können die Geräusche des nahenden Frühlings die Ohren von uns namenlosen und unbekannten Opfern nicht erreichen, die gehofft hatten, das neue Jahr im Kreis unserer Familien zu erleben. Alle Versprechungen von Freilassung, Amnestie oder Hafturlaub wurden nur für eine Handvoll Personen erfüllt, die für kurze Zeit freigelassen wurden gegen Kautionen in Höhe von Hunderttausenden oder gar Millionen Dollars.

Für uns aber, die Namenlosen und Unbekannten, ist die Geschichte um Welten anders. In den letzten 9 Monaten sind wir mit jedweder Richtung in Verbindung gebracht worden, mit jeder möglichen Gruppe und jedwedem Verein, als ob wir nicht in diesem Land geboren wären. Unsere Worte werden mißbraucht wie das Geld unserer Zellengenossen. Am einen Tag werden wir mit verschiedenen Gruppen in Verbindung gebracht, am nächsten spricht man von unseren [angeblichen] Verbindungen zu Ausländern und ausgefeilten Spionagenetzen.

Jeden Tag erhält einer von uns einUrteil über diese schweren, gefälschten Beschuldigungen; Urteile, die das Regime bisher nicht gegen einen seiner überzeugten Opponenten oder Feinde verhängt hat.

Wir werden beschuldigt und angeklagt wegen Gotteslästerung, Beleidigung der Obrigkeit, Propaganda gegen das islamische Regime, Zusammenrottung und Verschwörung, nur weil wir Texte versandt oder erhalten haben, Protestaktionen beobachtet oder an ihnen teilgenommen haben im stillen Protest gegen das Wahlergebnis, und wir haben Gefängnisstrafen von 5, 6 oder mehr Jahren erhalten.

Wir haben nur gegen das Wahlergebnis protestiert; es gab keine Medien, die auch nur ein Wort über uns berichtet haben. Warum sollten sie auch? Schließlich kennt uns ja niemand. Wir waren nur gewöhnliche Leute auf den Straßen und Gassen.
Unsere Befrager – die sich „Experten“ nennen – bezeichnen uns als Schaum auf dem Wasser und eine Barrikade, hinter der die Regimegegner auf die Staatsgewalt zielen. Wir waren Barrikaden, die die Vernehmungsbeamten eine nach der anderen erobern und besiegen.

Wir wissen [verstehen] nicht, warum Drogenhändler, Erpresser, Verkäufer von Fragen für die Universitätsaufnahmeprüfungen und Zuhälter amnestiert, aus dem Gefängnis entlassen oder unter Bedingungen freigelassen werden, aber niemand an uns denkt.
Schließlich und endlich: Unsere Hoffnung ist Gott. Die Vorboten des Frühlings können gehört werden, und wir bleiben geduldig und hoffen auf den Tag, an dem sich unsere Unschuld erweisen wird.

Nimm uns nicht unsere Hoffnung, Gott!

Menschenrechtsaktivistin Shiva Nazar Ahari darf Familienbesuch empfangen

Quelle (Persisch): RAHANA
Übersetzung Persisch-Englisch: Green Voice of Freedom
Referenziert von Persian2English am 25. März 2010
Übersetzung Englisch-Deutsch: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Die inhaftierte Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Shiva Nazar Ahari durfte endlich Besuch von ihrer Familie erhalten.

Shivas Mutter Shahrzad Kariman sagte, der Besuch sei eine Quelle der Freude für die Familie und Shiva gewesen. Darum hätten sie Shivas Befrager dafür gedankt, dieses Wiedersehen möglich gemacht zu haben.

Shivas Familie konnte ihrer Tochter eigenen Angaben zufolge Bücher mitbringen. Ihre Mutter beschrieb die mentale und körperliche Verfassung ihrer Tochter als gut und stark.

Irans unbekannte Gefangene bitten um Hilfe

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 25. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/03/irans-ordinary-postelecti.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Eine Gruppe von Gefangenen, die nach der Präsidentschaftswahl [vom Juni 2009] verhaftet wurden, haben mit einem Brief die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Situation der gewöhnlichen Gefangenen gelenkt, die nicht die Unterstützung und Fürsprache genießen, die für die bekannten Personen unter den Gefangenen selbstverständlich ist.

In dem Brief schreiben sie, nur weil sie „Textbotschaften oder E-Mails versandt oder empfangen, die Demonstration beobachtet oder sich still dem Schweigmarsch der Demonstranten angeschlossen“ hätten, würde ihnen nun „Feindschaft gegen Gott“ (moharebeh), Beleidigung von Regierungspersönlichkeiten, Propaganda gegen das Regime und Verdunkelung“ vorgeworfen.

In den vergangenen neun Monaten wurden tausende Menschen verhaftet, die gegen die Wahl protestiert hatten. Unter diesen Gefangenen sind möglicherweise einige hundert bekannte soziale und politische Aktivisten, aber in den Gefängnissen siechen auch tausende unbekannte Gefangene dahin, die sich den Demonstrationen gegen die Präsidentschaftswahl angeschlossen hatten. Die Wahl war der Opposition zufolge gefälscht worden, um Mahmoud Ahmadinejads Wiederwahl zu sichern.

In dem Brief, der auf der Webseite Kalemeh veröffentlicht wurde, heißt es:“Wir sind einfache Demonstranten, die gegen das Ergebnis der Wahlen protestiert haben. In den Medien wurde nicht ein Wort über uns geschrieben.“

Dem Brief zufolge wurde diesen Gefangenen der Prozess gemacht, ohne dass ihnen ein Verteidiger oder auch nur ein Vertreter der Staatsanwaltschaft zur Seite stand. Sie wurden zu Haftstrafen von mehr als sechs Jahren verurteilt.

In dem Brief heißt es weiter, die Behörden würden sie auch weiterhin beschuldigen, Verbindungen zu verschiedenen oppositionellen Gruppen oder ausländischen Organisationen und Spionageagenturen zu unterhalten.

Die Verfasser des Briefes fragen: „Wie ist es möglich, dass Veruntreuer, Schmuggler, Verkäufer von Universitätsabschlüssen und Inhaber von obszönen Häusern freigesprochen werden, Hafturlaub erhalten und freigelassen werden, an uns aber niemand einen Gedanken verschwendet?“

In den Wochen vor dem iranischen Neujahr waren viele nach der Wahl inhaftierte Gefangene gegen hohe Kautionen vorübergehend freigelassen worden. Die meisten davon waren bekannte politische und soziale Aktivisten.

Studentische Aktivisten zu Haftstrafen verurteilt

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 25. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/03/iranian-student-activists-1.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte angeben

In Mazandaran sind zwei studentische Aktivisten vom iranischen Revolutionsgericht zu Gefängnisstrafen verurteilt worden.

Wie die Organisation International Campaign for Human Rights in Iran berichtet, ist der studentische Aktivist Moshfegh Samandari zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Ihm wurde vorgeworfen, für die Baha’i-Religion „Werbung“ gemacht zu haben. Er wurde 80 Tage lang in in einer Zweigstelle des Geheimdienstministeriums in Sari in Einzelhaft gehalten.

Berichten zufolge war Samandari heftigem „psychologischem Druck“ ausgesetzt, was in Kombination mit den harten Bedingungen im Gefängnis dazu führte, dass er Herzprobleme bekam. Er befindet sich zur Zeit in Behandlung.

Etwa 15 iranische Baha’is waren im Dezember nach den Demonstrationen von Ashura verhaftet worden. Die iranischen Justiz- und Sicherheitsbehörden werfen den Baha’i vor, die jüngsten Proteste in Iran zu unterstützen.

Mehdi Davoodian, ebenfalls ein Aktivist von der Universität Mazandaran, ist zu sechs Monaten Gefängnis und zusätzlich drei Jahren [Haft] auf Bewährung verurteilt worden.

Davoodian war in den Büros der Anhänger Khatamis und Moussavis in Babol aktiv gewesen und war nach den Protesten gegen die Wahl Mahmoud Ahmadinejads verhaftet und 20 Tage lang in Einzelhaft gehalten worden.

In den letzten neuen Monaten sind iranische Studenten zur Zielscheibe großangelegter Verhaftungen geworden. Die gegen sie verhängten Urteile reichen von Hinrichtung bis zu Haftstrafen und Exil. Unzählige Studenten haben zudem Studienverbote erhalten.

Der Organistaion International Campaign for Human Rights in Iran zufolge sitzen viele studentische Aktivisten unter extrem harten Bedingungen im Gefängnis, ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich rapide.

Ahmadinejad: Der Westen muss aufhören, Israel zu unterstützen

Veröffentlicht auf Radio Zamaaneh am 25. März 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/03/ahmadinejad-advises-the-w.html
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Mahmoud Ahmadinejad hat am Donnerstag in einer Rede dem Westen den Rat gegeben, neue Wege einzuschlagen und seine Unterstützung für Israel einzustellen, anderenfalls werde die „göttliche Tradition das Schicksal des Westens mit dem von Verbrechern, Pharaos, Nimrods und den Mördern der Geschichte“ vereinen.

„Wo immer es Verbrecher gibt, genießen sie die Unterstützung des Westens“, behauptete Ahmadinejad. „Wo immer es Drogen, Terrorismus, Mord, Sanktionen, Krieg, Korruption und Propaganda gegen das Volk gibt, seid ihr (= der Westen) dabei“.

Mahmoud Ahmadinejad verurteilte die Unterstützer Israels als „einen Haufen Zionisten“, die es auf „Gewalt“ abgesehen hätten.

An den Westen gewandt, fügte er hinzu: „Wir haben unsere Erwartungen an euch heruntergeschraubt. Wir erwarten von euch nicht, dass ihr euch gegen diese Verbrechen stellt, was eine offensichtliche menschliche Verantwortung wäre. Alles, was wir euch sagen ist: Haltet euch zurück und entzieht den Zionisten eure Unterstützung.“

„Manche von euch stehen in ihrer Schuld. Euer Geld und eure Medien sind in ihrer Hand. Sie nähren eure politischen Organisationen. Errettet euch ein für allemal aus ihren Klauen“, so Ahmadinejad weiter.

Er fuhr fort: „Wir fordern nicht von euch, dass ihr euch gegen sie stellt. Denn ihr könnt es nicht, und in der gesamten westlichen Welt gibt es nicht eine einzige politische Figur, die sich gegen die korrupten Zionisten stellen könnte.“

In den vergangenen Wochen war es in den Beziehungen zwischen den USA und Israel zu Spannungen gekommen, als Israel beschloss, den Siedlungsbau in Ost-Jerusalem auszuweiten.

Israels Ankündigung, die jüdischen Siedlungen in diesem Gebiet um weitere 1600 Apartmenthäuser zu erweitern, war von vielen Ländern scharf kritisiert worden, darunter die USA, Russland und die Europäische Union.