Veröffentlicht auf Iran Labor Report am 29. März 2010
Editiert von RAHANA
Deutsche Übersetzung: @en2ge, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben
Originaltitel: Osanloo’s Physical and Psychological Agony in Gohardasht
Der Führer der Gewerkschaft der Teheraner Busfahrer Mansour Osanloo hat die Nowrooz-Ferien nicht mit seiner Familie verbracht. Stattdessen verbrachte er eine Woche in Einzelhaft und wurde dann in die für Mörder und gewalttätige Gefangene reservierte Abteilung 5 verlegt.
RAHANA – Drei Jahre und sieben Monate sind seit der Verhaftung des Führers der Teheraner Busgewerkschaft Mansour Osanloo vergangen. Osanloo sitzt eine fünfjährige Haftstrafe ab, zu der er wegen Handlungen gegen die nationale Sicherheit verurteilt worden war. Im September 2008 war er in das Gefängnis Gohardasht in Karaj verlegt worden.
Ein Gefangener ohne Rechte
Zwar ist die Gefängnisleitung gesetzlich verpflichtet, Gefangene nach Urteilen, begangenen Straftaten und Alter gesondert unterzubringen, aber der politische Gefangene Osanloo wird im Gefängnis zur Zeit gemeinsam mit gefährlichen Straftätern festgehalten.
Seine Ehefrau Parvaneh Osanloo gibt Einblicke in Osanloos Haftbedingungen: „Mein Mann ist seit 43 Monaten im Gefängnis. Den Haftrichtlinien zufolge hat ein Gefangener Anspruch auf Freilassung unter bestimmten Bedingungen, Begnadigung, Hafturlaub aus medizinischen und anderen berechtigten Gründen, sobald er zwei Drittel seiner Haftstrafe abgesessen hat. Osanloo hat keines dieser Rechte erhalten, nicht einmal für einen einzigen Tag. Die Gefängnisärzte haben bestätigt, dass er in einem kritischen Zustand ist und umgehend entlassen werden muss, aber niemand hört darauf.“
Parvaneh zufolge befindet Osanloo sich zusammen mit mehreren Kriminellen und Mördern in Abteilung 5. Sie rauchen ständig und nehmen Drogen. Die Anwälte haben alles versucht, konnten aber nichts dagegen tun. Sein Anwalt Dr. Yousef Molayi war nach einem Besuch zwei Tage vor dem iranischen Neujahr sichtlich erschüttert. Er weinte. Die Anwälte sind in politischen und sicherheitsbezogenen Fällen praktisch machtlos.
Parvaneh zufolge stellen sich die Justizbehörden nicht gegen Hafturlaub für Osanloo, deuteten aber an, dass das Geheimdienstministerium ihre Anträge abgelehnt habe. Parvaneh fragt, warum das Geheimdienstministerium über das Schicksal von Gefangenen entscheidet und nicht das Justizsystem. Sie sagt: „Mansour Osanloos alte Mutter ist meine Tante, und sie ist sehr verstört. Sie weint die ganze Zeit und fragt, warum ihr Sohn an Nowrooz nicht bei seiner Frau und seinen Kindern ist, und warum man ihn mit Drogensüchtigen zusammen einsperrt.“
Mansour Osanloo ist schwer krank, und Parvaneh berichtet über seinen emotionalen Zustand: „Er kommt mit diesen Gefangenen nicht zurecht. Er kann in dem Zigarettenqualm nicht atmen. Wenn er mich anruft, hustet er die ganze Zeit und ist sehr reizbar.“
Schwierige Gefängnisbesuche
Familienbesuche in Gohardasht sind nur nach Geschlechtern getrennt möglich, sagt Parvaneh: „Wegen dieser Regeln können wir Mansour nicht mit der ganzen Familie besuchen, obwohl es einfacher für mich und die Jungs wäre, wenn wir ihn zusammen besuchen könnten. Wir dürfen ihn alle 15 Tage besuchen, normalerweise sehen wir ihn durch eine Glasabtrennung in der Kabine. Bücher und andere Dinge für ihn mitzubringen ist schwierig. Letztes Mal hatte mein Sohn ein Buch als Geschenk für Mansour mitgebracht, aber die Gefängnisbehörden weigerten sich (es anzunehmen).“ Parvaneh zufolge liest Mansour im Gefängnis englische Bücher und Romane.
Krankheit und die schädliche Gefängnisumgebung
Seine Frau sagt zum Zustand seines Auges, seines Herzens und seiner Lungen: „Er leidet an einer genetisch bedingten Hauterkrankung namens Psoriasis. Im Gefängnis gibt es weder genug Licht, noch angemessene sanitäre Anlagen. Er darf keinem Stress ausgesetzt werden, aber er wurden vom 11. bis zum 18. März in Einzelhaft genommen und dann in Abteilung 5 verlegt, die die schlimmste in Gohardasht ist.“
Löhne und Zuschüsse gestrichen
Parvaneh berichtet, dass Mansour Osanloo nach 26 Jahren an seinem Arbeitsplatz gekündigt wurde und keine Zuschüsse für seine Familie erhielt. „All diese Jahre hatte er für seine Versicherungen und seine Pension eingezahlt, aber nachdem ihm gekündigt worden war, bekammen wir nichts. All unsere Anstrengungen waren umsonst. Das hat das Verwaltungsgericht entschieden. Was für eine Gerechtigkeit ist das?“
Parvaneh freut sich auf die Zeit, wenn die Schwierigkeiten, die hohen Lebenshaltungskosten, [die Versorgung von] zwei noch nicht selbstständigen Söhnen und die erfolglosen Bemühungen um die Behandlung und Freilassung ihres Mannes endlich vorbei sein werden.
Zum ersten Mal war Mansour Osanloo im Dezember 2005 verhaftet und für die Dauer von 8 Monaten inhaftiert worden. Er wurde im November 2006 nochmals verhaftet und einen Monat später gegen Kaution freigelassen. Bei der Jahreskonferenz der International Transportation Federation in London im Sommer 2007 hielt er eine Rede. Nach seiner Rückkehr aus London wurde er am 9. Juli 2007 zum dritten Mal verhaftet. Bei der Verhaftung wurde er auf der Straße von den Sicherheitsagenten heftig geschlagen.