Tagesarchiv: 21. April 2010

Irans Arbeitsmarkt in der Krise?

Veröffentlicht bei Green Voice of Freedom am 21. April 2010
Quelle (Englisch): http://en.irangreenvoice.com/article/2010/apr/21/1729

Im Verlauf der letzten Woche, nur 10 Tage vor dem internationalen Tag der Arbeit am 1. Mai, haben Arbeitermedien über die Entlassung von mindestens 2500 Arbeitskräften in Ilam und Mashhad berichtet. Zusammen mit den in anderen Industrie- und Großstädten wie Abadan, Ahwaz, Khorramshahr und Shiraz in den letzten zwei Wochen entlassenen Arbeitern haben damit mehr als 4000 Arbeiter ihren Job verloren.

Tatsächlich hat der Anstieg der Arbeitslosigkeit im letzten Jahr an Tempo gewonnen. Die Krise in Irans Industriesektor hat Ausmaße erreicht, die den Chef des iranischen House of Labor gestern in einem Interview veranlassten, die Schließung hunderter großer und mittlerer Industriebetriebe pro Jahr vorauszusagen, gefolgt von jährlich 200.000 Kündigungen.

Ein Arbeiteraktivist in Ilam sagte der Nachrichtenagentur ILNA gegenüber gestern, in Ilam hätten mindestens 1000 Industriearbeiter ihren Arbeitsplatz verloren. „Die offiziellen Stellen meinen, dass die Situation in weniger entwickelten Gebieten wegen der niedrigeren Kosten besser ist. Aber das stimmt nicht. Die ganze Provinz ist von einer industriellen Krise betroffen, in den Jahren 2008 und 2009 wurden 20 Firmen geschlossen und mehr als 1000 Arbeiter verloren ihre Arbeitsplätze. All dies zeigt, dass es für Arbeiter keine Beschäftigungssicherheit gibt.“

Die Schließungs- und Entlassungswelle hat auch Industriebetriebe und Arbeiter in Mashhad erreicht. Verschiedenen Berichten zufolge geht die Schließung der Lederfabriken in Mashhad weiter – bisher wurden mindestens 1500 Arbeiter entlassen.

Der Webseite Safir zufolge sagte ein Leder-Experte in Mashhad: „Schwankungen in den Wechselkursen und zunehmender Schmuggel mit chinesischen und thailändischen Schuhen zu viel niedrigeren Preisen hat dazu geführt, dass seit dem Jahr 1382 [2003] 45 große Lederfabriken in Khorasan schließen und mindestens 1500 Arbeiter entlassen werden mussten.“

Die zunehmenden Firmenschließungen und Entlassungen veranlassten den Präsidenten des House of Labor, Alireza Mahjoub, zum zweiten Mal in wenigen Wochen eine Pressekonferenz anzuberaumen.

Der Arbeiterführer bezeichnete die Krise in Iran als „beispiellos“ und prophezeite, dass sich die „kritische Situation infolge des durch die Subventionsreform ausgelösten Inflationsschocks verschlechtern“ werde.

Bereits vor [Inkraftreten des] Subventionsreformgesetzes lagen die Produktionskosten für heimische Produkte über dem Marktpreis, so Mahjoub. „Durch die Subventionsreform werden sich Wasser, Strom, Gas und andere Grundstoffe verteuern. Es wird zu einem Anstieg der Produktionskosten heimischer Firmen kommen.“

Abschließend kündigte Mahjoub Veranstaltungen am internationalen Tag der Arbeit an. Letzte Woche hatten das Innenministerium und der Gouverneur von Teheran den Antrag des House of Labor auf Genehmigung von Veranstaltungen am internationalen Tag der Arbeit abgelehnt.

Roozonline

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Keyvan Samimi zurück im Gefängnis

Veröffentlicht bei Committee of Human Rights Reporters am 21. April 2010
Quelle (Englisch): http://chrr.us/spip.php?article9381

Committee of Human Rights Reporters (CHRR) – Der Journalist und Menschenrechtsaktivist Keyvan Samimi ist am Morgen des 20. April ins Gefängnis zurückgebracht worden, wo er seine sechsjährige Haftstrafe ableisten muss.

Samimi war am Morgen des 14. Juni 2009 verhaftet worden. Vor Gericht wurde er der „Störung der Öffentlichkeit“ und der „Betätigung gegen die nationale Sicherheit durch Versammlungen und Konspiration“ angegklagt. Er wurde zu sechs Jahren Gefängnis und einem lebenslangen sozialen und politischen Betätigungsverbot verurteilt.

Samimi war zum iranischen Neujahrsfest gegen eine Kaution in Höhe von 100.000 Dollar vorübergehend freigelassen worden. Sein Hafturlaub wurde einmalig verlängert, sein Antrag auf nochmalige Verlängerung wurde abgelehnt.

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Inhaftierter Journalist Nourizad appelliert an Obersten Führer

Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 21. April 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/04/imprisoned-iranian-journa.html

Mohammad Nourizad

Der wegen mehrerer kritischer Briefe an den Obersten Führer seit mehr als vier Monaten inhaftierte iranische Journalist und Filmemacher Mohammad Nourizad hat sich aus dem Evin-Gefängnis in einem weiteren Brief an Ayatollah Khamenei gewandt.

Nourizad schreibt darin, die Menschen seien „verloren“. Er fragt „Wessen Führer sind Sie? Ich sehe nicht viele Menschen in Ihrer Nähe. Die Führung über eine Minderheit ist kein Grund zum Stolz.“

Der Grund, warum er einen weiteren Brief an den Führer schreibe, sei, dass er trotz allem glaube, dass „es in der Situation des Landes nur dann eine Veränderung geben kann, wenn sie vom Obersten Führer ausgeht“, so Nourizad.

Nourizad warnt, die iranische Gesellschaft befinde sich am Rande einer „ungeheuren Explosion“. Er schreibt: „Wir und Sie haben das Volk verloren. Der Friede und die Ruhe, die Sie in ihnen sehen, ist nur durch Waffengewalt hervorgebracht worden.“

Er bezieht sich auf Ayatollah Khameneis Bezeichnung des neuen Jahres als das „Jahr doppelter Arbeit und doppelter Anstrengung“. Das Jahr hätte zum „Jahr der nationalen Versöhnung“ erklärt werden sollen, um die verlorene nationale Einheit wiederherzustellen, so Nourizad.

Nourizad drängt den Obersten Führer, seinen jahrelangen engagierten Einsatz für das System und die Führung anzuerkennen und seine Familie zu besuchen. Er fordert Ayatollah Khamenei auf, ihn offen für all das zu richten, was er seiner Meinung nach getan hat.

Mohammad Nourizad ist vom ersten Gericht zu dreieinhalb Jahren Gefängnis und fünfzig Peitschenhieben verurteilt worden.

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Verdächtiger Tod eines Mathematikstudenten aus Kermanshah

Veröffentlicht bei Street Journalist am 21. April 2010
Quelle (Englisch): http://www.astreetjournalist.com/2010/04/21/suspicious-death-of-keyvan-goudarzi-mathematics-student-of-kermanshah/

Keyvan Goudarzi, Mathematikstudent aus Kermanshah im dritten Studienjahr an der Iranshahr-Universität, ist heute unter verdächtigen Umständen zu Tode gekommen.

Wie Kordaneh berichtet, wurde die Leiche des Studenten heute an einem Fernmeldeturm hinter ihrer Küche gefunden.

Keyvan Goudarzi war in Moussavis zehntem Wahlkampf aktiv. Die Ursache seines Todes ist noch nicht geklärt. Offizielle Stellen der Universität haben versucht, den Vorfall als Tod eines Arbeiters durch elektrischen Schock darzustellen.

Zeugen berichten, dass das Gesicht des Opfers stark verunstaltet war. Universitätsbehörden haben angedeutet, dass sein Tod auf Selbstmord zurückzuführen sei; offizielle Berichte darüber sind noch nicht bekannt geworden.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben