Gefangene in Evin beginnen Hungerstreik

Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 23. April 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/04/prisoners-start-hunger-st.html

Politische Gefangene in Abteilung 350 des Evin-Gefängnisses in Iran haben mit Protesten gegen die Bedingungen im Gefängnis und unfaire Gerichtsurteile begonnen. Sie werden bis zum Jahrestag der umstrittenen Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni letzten Jahres an wechselnden Tagen in den Hungerstreik treten.

Ein Familienangehöriger eines der Organisatoren des Streiks informierte die Webseite Jaras, dass gestern der erste Tag des Gefangenenstreiks war.

Berichten zufolge wollen die Gefangenen zunächst jeden Donnerstag einen Hungerstreik abhalten und die Zahl der Hungerstreiktage pro Woche dann bis zum Jahrestag der Wahlen am 12. Juni kontinuierlich erhöhen. Die Proteste gegen die Wahlen richteten sich gegen den vermuteten Wahlbetrug, mit dem der Sieg Ahmadinejads sichergestellt werden sollte.

Die Islamische Republik hatte auf die Massendemonstrationen gegen den angeblichen Wahlbetrug mit der Verhaftung tausender Menschen reagiert. Viele dieser Gefangenen darben unter härtesten Bedingungen in den Gefängnissen.

Vor Kurzem hatten die Gefangenen der Abteilung 350 sich in einem Brief an bekannte geistliche iranische Schiitenführer gewandt und diese aufgefordert, die Einmischung des Geheimdienstministeriums und der Revolutionsgarden in die Zuständigkeitsbereiche der Justiz zu verurteilen, die dazu geführt habe, dass „die Richter in ihren Urteilen in keinster Weise unabhängig sind, die Offiziellen und die Verhörbeamten die Gefangenen unethisch behandeln, dass keine angemessene rechtliche Vorgehensweise eingehalten wird und dass es wiederholt zu Misshandlungen und Folter sowie zu Druckausübung auf die Familien der Inhaftierten kommt.“

Die Gefangenen von Abteilung 350 fordern die Freilassung aller politischen Gefangenen der Ereignisse nach der Wahl bis zum Tag ihrer Gerichtsverhandlung und die Einhaltung rechtlicher Vorschriften der Verfassung bei allen Verhören und Gerichtsvorgängen.

Außerdem verlangen die Gefangenen besseres Essen, bessere hygienische Bedingungen und Freizeit im Gefängnis.

Die Nachrichtenzentrale der Studentenorganisation Danesh Amoukhtegan, Advar News, berichtet, dass Abteilung 350 mit 35 bis 40 Gefangenen pro Zelle überbelegt ist.

Die Zeiten für Telefonate sind gekürzt worden, die Gefangenen werden immer wieder zu neuen Verhören gerufen und unter hohen Druck gesetzt.

Die Islamische Republik hat ihr hartes Vorgehen gegen die Protestbewegung gegen die Wahl mit fortgesetzten Verhaftungen und rauer Behandlung der Gefangenen in den letzten zehn Monaten fortgesetzt, um die Proteste zu unterdrücken.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Zusatz: Die fünf Forderungen der Gefangenen von Abteilung 350

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