Veröffentlicht bei Radio Free Europe/Radio Liberty am 9. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://www.rferl.org/content/Iran_Hangs_Five_Including_A_Teacher/2036982.html
von Golnaz Esfandiari
Iran hat heute fünf Gefangene wegen angeblicher „Verwicklungen in Bombenanschläge und Verbindungen zu terroristischen Gruppen“ hingerichtet. Mindestens vier von ihnen gehörten der kurdischen Minderheit an.
Der [staatlichen] Nachrichtenagentur IRNA zufolge waren drei der Hingerichteten Gründer der Partei „Free Life for Kurdistan“ (PJAK) im Iran und außerdem in Bombenanschläge verwickelt, bei denen Mitglieder der nicht zu den regulären iranischen Streitkräften gehördenden Elitetruppe der Revolutionsgarden getötet wurden.
Die fünf Personen – Farzad Kamangar, Shirin Alam Hooli, Farzad Vakili, Ali Heydarian und Mehdi Eslamian – wurden am Morgen des 9. Mai im Teheraner Evin-Gefängnis gehängt.
„Kamangar, Heydarian und Vakili begannen mit ihren bewaffneten Aktionen zum Umsturz des islamischen Establishments im Jahre 2003 mit der Gründung der PJAK im Iran“, so IRNA unter Berufung auf die Anklageschriften. „Vier von ihnen waren zudem in einen tödlichen Bombenanschlag auf eine Moschee (in der zentraliranischen Stadt Shiraz) im Jahre 2008 verwickelt.“
Die Organisation International Campaign for Human Rights in Iran [ICHRI] hatte am 7. Mai berichtet, dass Alam Hooli im Gefängnis unter Druck gesetzt werde, vor laufenden Kameras für das Fernsehen ein Geständnis abzulegen. Sie habe sich jedoch geweigert.
Alam Hooli, 28, hatte in einem im Februar veröffentlichten Brief ihre psychische und körperliche Folter im Gefängnis beschrieben. [Eine deutsche Übersetzung des Briefes befindet sich hier]
Kamangar, ein 32jähriger Lehrer und Sozialarbeiter war seinem Anwalt zufolge auf der Grundlage von „absolut null Beweisen“ zum Tode verurteilt worden. Kamangar schrieb aus dem Gefängnis einen Brief [englische Übersetzung]
Kamangars Bruder berichtete Radio Farda von RFE/RL gegenüber heute, die Behörden hätten weder die Familie noch seinen Anwalt von der Hinrichtung Farzad Kamangars in Kenntnis gesetzt. Farzad Kamangar habe am Nachmittag des 8. Mai seine Familie telefonisch kontaktiert und offenbar ebenfalls nicht gewusst, dass er hingerichtet werden würde.
Karmangars Bruder wies die Anklagen gegen seinen Bruder Farzad zurück. Farzad habe nie mit der PJAK zusammengearbeitet. Er erklärt, der iranische Oberste Führer Ayatollah Ali Khamenei sei für den Tod seines Bruders verantwortlich. Seine Hinrichtung hat unter Aktivisten und Intellektuellen, die sich mit Kampagnen für ihn eingesetzt hatten, Wut und Entsetzen ausgelöst.
Die Hinrichtungen fallen in die Zeit kurz vor dem Jahrestag der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom 12. Juni. Offenbar soll damit die Opposition eingeschüchtert werden, die neue Straßenproteste plant.
Iran verzeichnet eine der höchsten Hinrichtungsraten weltweit. Am 8. Mai hatten iranische Nachrichtenagenturen berichtet, dass sechs Drogenschmuggler im Gefängnis Ghezel Hesar gehängt wurden.
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben
Weitere kurdische Gefangene sind akut von Hinrichtung bedroht. Bitte beteiligen Sie sich an der Urgent Action von Amnesty International für Hossein Khezri und Zeynab Jalalian: http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-088-2010/drohende-hinrichtung
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