Tagesarchiv: 11. Mai 2010

Nach Hungerstreik-Ankündigung: Gefangene aus Abteilung 350 verlegt

Veröffentlicht bei RAHANA am 11. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.biz/en/?p=3355

Im Evin-Gefängnis haben Offizielle mit der Verlegung der in Abteilung 350 inhaftierten Gefangenen begonnen, nachdem die jüngsten Hinrichtungen von fünf politischen Gefangenen zu Protesten und Hungerstreiks in der Abteilung geführt hatten.

RAHANA – Nach der plötzlichen Verlegung von Farhad Vakili aus Abteilung 350 am Samstag, dem 8. Mai 2010 und seiner Hinrichtung – und der vier weiterer Gefangenern – am folgenden Tag hielten die Gefangenen in Abteilung 350 am Montag eine Mahnwache. Die Zeremonie löste heftige Reaktionen seitens Abteilungsleiter Bozorgnia aus. Die 180 politischen Gefangenen der Abteilung kündigten daraufhin an, dass sie in den Hungerstreik treten würden.

Berichte deuten darauf hin, dass auf eine Anordnung des Wächters Sedaghat mit der Verlegung sämtlicher Gefangener von Abteilung 350 in die Abschnitte 7 und 8 des Evin-Gefängnisses begonnen wurde. Einige Gefangene wurden in das Gefängnis Rajai Shahr verlegt.

Ein politischer Gefangener aus Abteilung 350, der nach Sektion 8 verlegt wurde, berichtete am Telefon, dass seit gestern Morgen mindestens 50 Gefangene aus der Abteilung verlegt wurden.

Abteilung 350 war im Jahre 2007 geschlossen und vom Teheraner Staatsanwalt Abbas Jafari Dowlatabadi im Oktober 2009 wieder eröffnet worden.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Mutter und Schwester der hingerichteten Shirin Alamhooli verhaftet

Veröffentlicht bei RAHANA am 11. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.biz/en/?p=3341

Die Mutter und die Schwester der kurdischen politischen Aktivisten Shirin Alamhooli, die am Sonntag im Evin-Gefängnis gehängt wurde, sind am Morgen des 11. Mai in ihrem Haus in Maku verhaftet worden.

RAHANA – Sicherheitsagenten haben Shirin Alamhoolis Mutter und Schwester in der Stadt Maku in der iranischen Provinz West-Aserbaidjan verhaftet.

Dem Gooya-Newsletter zufolge wurden die Mutter und die Schwester der kurdischen politischen Aktivistin, die am Sonntag im Evin-Gefängnis gehängt wurde, am Dienstag Morgen in ihrem Haus in Maku verhaftet. Der Bericht lässt darauf schließen, dass beide bis Montag Abend noch nichts von Shirins Hinrichtung gewusst hatten.

Am Sonntag, dem 9. Mai waren fünf politische Gefangene, darunter vier kurdische Aktivisten, im Teheraner Evin-Gefängnis gehängt worden. Khalil Bahramian, der Anwalt dreier der hingerichteten Gefangenen, erklärte, die Familien hätten trotz aller Bemühungen und Nachfragen nicht erreichen können, dass ihnen die Leichname der hingerichteten Aktivisten Farzad Kamangar, Ali Heydarian, Farhad Vakili, Shirin Alamhooli und Mehdi Eslamian übergeben wurden. Bahramian zufolge hatten Parlamentsmitglieder und die Staatsanwaltschaft in die Übergabe der Leichen an die Familien eingewilligt, doch das Geheimdienstministerium und der Geheimdienst der Provinz Kurdistan seien dagegen gewesen.

Die Angehörigen der hingerichteten Gefangenen bemühen sich zur Zeit weiter um die Aushändigung der Leichname. Nach der Verhaftung von Shirin Alamhoolis Mutter und Schwester kann für die Sicherheit dieser Familien jedoch nicht garantiert werden.

Deutsche Übersetzung: Günter Haberland/Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Zum Tode verurteilter Gefangener in Sari von Gefängniswärtern getötet

Veröffentlicht bei RAHANA am 11. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.biz/en/?p=3347

Hadi Aravand, Insasse des Todestrakts im Gefängnis der nordiranischen Stadt Sari, starb letzte Woche nach Folter durch Gefängniswärter.

RAHANA – Die Wärter im Gefängnis von Sari behaupten, dass Aravand durch Selbstmord starb. Die Gerichtsmedizin kam jedoch zu dem Schluss, dass der junge Mann durch Ersticken starb.

Aravands Körper wies Blutergüsse und Anzeichen von Folter auf, sein Arm war gebrochen, er hatte Wunden auf dem Rücken und eine 1cm tiefe Schnittwunde, die sich um seinen Hals zog. Diese Anzeichen schließen einen Selbstmord aus. Schnittwunden um Aravands Hand- und Fußgelenke deuten darauf hin, dass er eines qualvollen Todes starb. Dies berichtete ein Angehöriger Aravands im Gespräch mit einem RAHANA-Reporter.

Er fügte hinzu, dass Hadi Aravand am 30. April um 17 Uhr aus seiner Zelle geholt wurde. Eine Stunde später wurde er verletzt in das Krankenhaus von Sari eingeliefert.

Die Gerichtsmedizin hat bestätigt, dass Aravands Hände zum Zeitpunkt seines Todes hinter seinem Rücken gefesselt und seine Füße zusammengebunden waren, was die Möglichkeit ausschließt, dass sein Tod durch Selbstmord eintrat. Dem Bericht der Gerichtsmedizin zufolge wurde der junge Mann mit zusammengebundenen Händen und Füßen mit einer Plastiktüte erstickt.

Gefängnisinsassen zufolge ist dies der vierte verdächtige Todesfall seit der Ernennung Abedis zum neuen Gefängniswärter vor 7 Monaten. Der 23jährige Aravand wartete auf seine Hinrichtung, die in drei Monaten stattfinden sollte. Er war am 19. März 2008 verhaftet worden, nachdem er jemanden in einem Straßenkampf getötet hatte. Aravand wurde am Sonntag, dem 9. Mai in Soural bei Sari beigesetzt.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Amnesty-Aktion: Free Majid Tavakoli!

Quelle: http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE13/044/2010/en (3. Mai 2010)

Der 24jährige Studentenführer Majid Tavakoli, Student des Schiffbaus, wurde am 7. Dezember 2009 beim Verlassen der Amir-Kabir-Universität in Teheran geschlagen und verhaftet. Er hatte kurz zuvor bei einer friedlichen Kundgebung anlässlich des Tages des Studenten eine Rede gehalten. Die Demonstration war Teil der Proteste gegen die Regierung, die nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen vom Juni 2009 stattfanden.

Am nächsten Tag veröffentlichten regierungstreue Nachrichtenagenturen Fotos von Majid Tavakoli in Frauenkleidern. Offenbar sollte er damit gedemütigt werden. Hunderte iranischer Männer veröffentlichten daraufhin Fotos von sich im Internet, auf denen sie Kopftücher trugen.

Majid Tavakoli wurde später zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Anklagen lauten: Beleidigung von Beamten, Verbreitung von Propaganda gegen den Staat sowie Versammlung und Verdunkelung mit der Absicht, der nationalen Sicherheit zu schaden. Majid Tavakoli ist ein Gewissensgefangener.

Dutzende Studenten, aber auch andere Menschen wurden bei den landesweiten Protesten zum 7. Dezember verhaftet. Viele wurden mittlerweile freigelassen, aber eine unbekannte Zahl ist noch immer inhaftiert, viele wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Link zum pdf-File für die Aktion:
http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE13/044/2010/en

Studenten erzwingen Abbruch der Rede eines IRGC-Kommandanten

Veröffentlicht bei Green Voice of Freedom am 11. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://en.irangreenvoice.com/article/2010/may/11/1857
Anmerkungen in eckigen Klammern stammen von der Übersetzerin

GVF – Studenten an der Universität für Wissenschaft und Technologie [Elm-o Sanat in Teheran] haben die Verantwortlichen der Universität gezwungen, einen geplanten Vortrag des IRGC-Kommandanten und Vollzeit-Propagandisten Saeed Ghasemi abzusagen.

Der Vortrag sollte am Montag um 13:30 Uhr beginnen. Anschließend sollte ein neues Buch voller Lügen und Täuschungen über die Unruhen nach der Wahl und die Grüne Bewegung vorgestellt werden. Das Buch trägt den Titel „Die Samtene Grüne Bewegung“.

Grüne Aktivisten an der Universität hatten zuvor eine Kampagne gestartet, mit der sie ihre Kommilitonen aufriefen, schon vor Beginn des Vortrags am Montag Präsenz zu zeigen und dem Revolutionsgardisten keine Gelegenheit zu geben, weitere Lügen in die Welt zu setzen.

Die oppositionelle Webseite Jaras berichtet, dass es etwa 300 Unterstützern der Grünen Bewegung gelang, den Hörsaal vor Beginn des eigentlichen Vortrags zu besetzen, um zu verhindern, dass dieser radikale Anhänger der Putschregierung in ihrer Universität auftreten konnte. Die Studenten hielten Bilder ihres in den Unruhen nach der Wahl getöteten Kommilitonen Kianoush Asa und riefen Parolen, mit denen sie sich über Ghasemi und die Regierung seines geliebten Ahmadinejad lustig machten.

Schließlich waren die Organisatoren gewzungen, alle für den Vortrag verteilten Plakate wieder einzusammeln. Die starke Präsenz der Grünen Studenten im Hörsaal veranlasste die Organisatoren, auf einen Notfallplan zurückzugreifen und alte Videoclips über das iranische Atomprogramm zu zeigen.

Nachdem die Studenten den Vortrag erfolgreich verhindern konnten, verließen sie den Saal, wobei sie Parolen der Grünen Bewegung riefen.




Dies war nicht das erste Mal, dass Ghasemi sich mit einem Besuch an dieser Universität den Unmut der Studenten zuzog. Am 3. November 2009, einen Tag vor dem iranischen Tag der Studenten, hatte Ghasemi, ein radikaler Unterstützer des Putsches (und Vollzeit-Propagandist) in dieser Universität eine Rede gehalten, in der er den Märtyrertod des Opfers der Proteste nach der Wahl, Kianoush Asa, beleidigte und lächerlich machte. Kianoush Asa war vor seiner tragischen Ermordung durch Sicherheitskräfte Student dieser Universität gewesen. Er war einer der Millionen von Iranern, die gegen den Wahlputsch vom 12. Juni 2009 protestierten.

Das folgende Video zeigt einen Ausschnitt aus dem ersten Besuch von Kommandant Ghasemi an der Universität. Die Studenten hinderten ihn mit „Allah-o Akbar“-Rufen („Gott ist der Größte“) am Weiterreden.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben