Veröffentlicht bei Green Voice of Freedom am 17. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://en.irangreenvoice.com/article/2010/may/17/1896
Während die Reaktionen auf die Hinrichtungen der letzten Woche noch anhalten, gab die Teheraner Staatsanwaltschaft die Todesurteile gegen sechs Personen bekannt, die während der Proteste nach der Wahl verhaftet wurden.
Wie der Staatsanwalt verkündete, wurden Todesurteile gegen Mohsen und Ahmad Daneshpour-Moghaddam ausgestellt, die am Tag Ashura [27. Dezember 2009] zusammen mit drei Familienmitgliedern und Verwandten verhaftet worden waren. Die Urteile sind den Angeklagten, ihren Familien und ihren Anwälten allerdings noch nicht offiziell mitgeteilt worden.
Wie Meisam Daneshpour-Moghaddam mitteilt, wurde seinem Vater und seinem Bruder das Recht auf Vertretung durch einen Anwalt vorenthalten. Offiziellen Angaben zufolge waren sie von Pflichtverteidigern vertreten worden.
Wie Meisam Daneshpour-Moghaddam Rooz gegenüber sagte, habe Dr. Sharif sich bereiterklärt, seine Mutter und zwei der [verhafteten] Verwandten zu vertreten. Seinen Vater und seinen Bruder habe der Anwalt allerdings nicht verteidigen dürfen. Vom Gericht sei ihm mitgeteilt worden, dass die Urteile bereits gefällt und keine Verteidigung mehr notwendig sei.
Unterdessen hat das Berufungsgericht die Todesurteile für Motahareh Bahrami-Haghighi, Rayhaneh Hajebrahim-Dabbagh und Hadi Ghaemi, der zusammen mit Mohsen und Ahmad Daneshpour-Moghaddam verhaftet worden war, auf Haftstrafen reduziert. Die Todesurteile gegen den Lehrer Abdolreza Ghanbari, Jafar Kazemi, Mohammad Ali Hajaghaei und Mohammad Ali Saremi, die ebenfalls während der Proteste nach der Wahl verhaftet worden waren [*], wurden hingegen ausgestellt.
Arsalan Abadi und Mohammad Amin Valian wurden von der Anklage der „Feindschaft gegen Gott“ (Moharebeh) freigesprochen, ihre Todesurteile wurden umgewandelt. Valian wurde zu dreieinhalb Jahren und Geldstrafen verurteilt.
Unterdessen verhängt die Justiz weiterhin harte Urteile, und die Gefängnisbehörden erhöhen ihren Druck auf Journalisten und politische Gefangene. Die dreijährige Haftstrafe für den politischen Leiter der reformorientierten Partei „Partizipationsfront“ wurde vom Berufungsgericht bestätigt. Saeed Mourmohammadis Anwälte gaben bekannt, dass ihr Klient zu fünf Jahren Gefängnis und einem 30jährigen politischen Betätigungsverbot verurteilt wurde.
Masoud Bastanis Anwalt gab eine sechsjährige Gefängnisstrafe für seinen Klienten bekannt.
Dr. Sharif, der auch Massoud Agahei vertritt, erklärte: „Massoud Aghaei wurde vom Vorwurf der kriminellen Verschwörung und Unruhestiftung freigesprochen, jedoch wegen Teilnahme an Protesten zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt.“
Mohammad Reza Nasabollahi, ein Journalist aus Shiraz, der nach der Auszählung der Stimmen [nach den letzten Präsidentschaftswahlen] in einer öffentlichen Bücherei vier versiegelte Wahlurnen entdeckt hatte und damit an die Öffentlichkeit gegangen war, wurde wegen Propaganda gegen das Regime zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.
Unterdessen wurde die Französin Clotilde Reiss freigelassen und durfte nach Frankreich ausreisen. Die Freilassung fand genau eine Woche nach der Freilassung des iranischen Geschäftsmannes Majid Kakavand in Frankreich statt.
Viele bekannte Gefangene wurden ins Gefängnis Rajai-Shahr verlegt und werden in der gefängniseigenen Moschee festgehalten, wo es ihnen an der grundlegendsten medizinischen Versorgung fehlt. Es gibt so wenig Platz, dass die Gefangenen sich beim Schlafen abwechseln müssen. Berichten zufolge sollen weitere Journalisten und politische Gefangene vom Evin-Gefängnis in andere Einrichtungen überführt werden.
Quelle: Rooz (ohne Link)
[*] Anm. d. Übers.: Ali Saremi ist meines Wissens nicht nach der Präsidentschaftswahl von 2009 verhaftet worden, sondern zuletzt im August oder September 2007
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben