Veröffentlicht bei Green Voice of Freedom am 22. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://en.irangreenvoice.com/article/2010/may/22/1929
GVF – In einem Interview mit der Zeitung Le Monde sprach Zahra Rahnavard, die Ehefrau von Oppositionsführer Mir Hossein Moussavi, über neue Demonstrationen im Vorfeld des ersten Jahrestages der gefälschten Präsidentschaftswahlen vom Juni 2009.
Frau Rahnavard sagte, der Grund, warum die Behörden ihren Mann Mir Hossein Moussavi bisher noch nicht verhaftet hätten, sei, dass sie „das Volk nicht noch mehr provozieren“ wollten. „Das Regime benutzt andere Druckmittel“, sagte sie. „So haben sie z. B. meinen Bruder, einen unpolitischen Elektroingenieur, verhaftet und sechs Monate in Einzelhaft körperlich und psychologisch unter Druck gesetzt. Sogar sein Sohn war einen Monat lang inhaftiert. Später wurde der Neffe meines Mannes während der Demonstrationen am Feiertag Ashura ermordet.“
Das Interview mit der französischen Zeitung fand nur wenige Wochen vor dem Jahrestag der gefälschten Präsidentschaftswahlen vom vergangenen Juni statt, die von großangelegten Protesten gefolgt wurden, die das politische Establishment in Iran erschütterten. Moussavi und der frühere Parlamentspräsident Mehdi Karroubi haben beide zu Demonstrationen aufgerufen, um den ersten Jahrestag des 12. Juni zu begehen.
Rahnavard fügte hinzu, dass die regierungstreuen Medien eine Kampagne des „Charactermordes“ gegen die Führer der Grünen Bewegung und gegen sie selbst gestartet hätten. Sie erklärte: „Sowohl mein Mann als auch Herr Karroubi und Herr Khatami leisten gegen alles Widerstand, damit die Forderungen des iranischen Volkes erfüllt werden.“
Sie ging auch auf die Angriffe ein, bei denen sie während der Proteste am 11. Februar in der Teheran-Universität mit Tränengas und elektrischen Schlagstöcken attackiert worden war. „Seither habe ich Kopfschmerzen und Lungenprobleme. Aber ich bin bereit zu sterben, wenn ich die retten kann, die für Freiheit kämpfen. Ich bin bereit für Opfer, für das Gefängnis, für Folter, im Namen der Freiheit. Ich habe keine Angst. Ich bin gläubig, und ich fühle mich von Gott beschützt. Aber ich erkläre hiermit, dass das Regime dafür verantwortlich gemacht werden wird, wenn meine Familie ernste Probleme bekommt oder einem Plot zum Opfer fällt.“
Die Universitätsprofessorin und frühere Präsidentin der Al-Zahra-Universität in Teheran erklärte, die Grüne Bewegung sei eine Bewegung für die Durchsetzung der Forderungen des Volkes, und eine Fortsetzung der Verfassungsrevolution von 1906. „Und die Präsidentschaftswahl war eine Gelegenheit, um diese Forderungen zu artikulieren: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie“, sagte sie und fügte hinzu, die Grüne Bewegung habe nicht zum Ziel, das Regime zu stürzen – eine Äußerung, die von den Führern der Bewegung immer wieder wiederholt wird. „Die Bewegung will Reformen. Sie will eine Zivilgesellschaft. Sie ist friedlich. Ich betone, sie ist friedlich, auch wenn die Gegenseite zu Waffen und Gewalt greift.“
Frau Rahnavard betonte nochmals, dass ihr Ehemann entschlossen sei, mutig für seine Überzeugungen einzustehen. Er werde nicht so leicht aufgeben. Moussavi, Khatami und Karroubi würden ihren Kampf für Demokratie in Iran fortsetzen.
„Eines Tages wird der endgültige Sieg für das Volk kommen.“
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben