Tagesarchiv: 28. Mai 2010

Rajai-Shahr: Bastani, Bahavar, Soleimani und Saharkhiz in neue Abteilung verlegt

Veröffentlicht bei RAHANA am 28. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.biz/en/?p=3903
Anmerkungen in eckigen Klammern stammen von der Übersetzerin

Die vier im Gefängnis Rajai-Shahr in Karaj inhaftierten Gefangenen Masoud Bastani, Emad Bahavar, Davood Soleimani und Isa Saharkhiz sind in die Sektion „Darol Quran“ [„Das Haus des Koran“] des Gefängnisses verlegt worden.

RAHANA – Die Sektion Darol-Quran wird von Gefangenen moderiert, die gut mit den Gefängnisbeamten von Rajaei Shahr zusammenarbeiten. In den letzten Jahren war diese Sektion ein Ort, wo Gefängnisbeamte Reden gegen politische Gefangene hielten. Allgemein wird die Sektion als Ort angesehen, wo politische Gefangene verstärkt unter Druck gesetzt werden.

[Der Webseite] Kalemeh zufolge glauben frühere Insassen von Rajaei Shahr, dass „Darol Quran sich anhört, als handele es sich um ein Zentrum, wo der Koran rezitiert wird, aber in Wirklichkeit ist es ein Ort, wo Drogen verteilt werden.“ Zuvor war berichtet worden, dass ein Gefangener in Abteilung 2 dieser Sektion infolge exzessiven Drogenkonsums gestorben war.

Es ist eine allgemeine Regel, dass Gefangene, die im Evin-Gefängnis auf ihren Standpunkten beharren und nicht nachgeben [möglicherweise auch „kooperieren“], nach Rajaei Shahr verlegt werden, wo sie unter starken Druck gesetzt werden. Aus diesem Grunde sind die politischen Gefangenen [von Rajaei Shahr] unter den anderen Gefangenen als „Exilhäftlinge“ bekannt.

Das Gefängnis Rajaei Shahr besteht aus folgenden Trakten: Abteilung 1, 4 und 6, Kulturtrakt (oder Kultureinheit), Trakt 5, untergeordneter Trakt 5, Gefängnissektionen 1, 2 und 5 (Sektion 1 und 5 sind die am dichtesten belegten Teile des Gefängnisses). Einige Zellen im Gefängnis sind nur 2 x 2,5 m groß, manchmal müssen sich 4 bis 5 Gefangene eine solche Zelle teilen.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Zehn Millionen Iraner leben unterhalb der “absoluten Armutsgrenze”

Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 28. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/05/ten-million-iranians-unde.html

Proteste von Arbeitslosen in Khoramshahr unterbrechen Ahmadinejads Rede am 24. Mai

Irans Amt für Statistik zufolge leben zehn Millionen Iraner unterhalb der „absoluten Armutsgrenze“ und 30 Millionen unterhalb der „relativen Armutsgrenze“.

Adel Azar, Leiter des Amts für Statistik, sagte ISNA gegenüber, dass das iranische Haushaltssystem nicht den vorherrschenden wissenschaftlichen Haushaltssystemen entspreche. Er fügte hinzu, die Regierung könnte mindestens 30 – 25 Prozent ihrer Kosten einsparen, wenn sie die Regeln der Kostenplanung und Budgetierung beachten würde.

Der Professor der Universität Tarbiyat Modares sagte weiter, die Verwendung von Öleinkünften bei den momentanen Ausgaben sei ein „irreparables und riesiges Desaster“. „Anstatt die Öleinkünfte, die ein generationenübergreifendes Gut sind, für die Verbesserung von Lebensbedingungen, Produktion und Vermögenswerten aufzuwenden, werden sie zur Deckung der laufenden Kosten der Regierung benutzt“.

Die Jahresbudgets der Regierung für Bauvorhaben ließen Fragen der Produktivität und Effizienz außer Acht, die bei Einhaltung zu Einsparungen von 45 Prozent führen könnten, so Azar weiter.

Im Zusammenhang mit diesem Bericht sagte der Sekretär des General House of Workers, Issa Kamali, der Nachrichtenagentur ILNA gegenüber, im letzten Jahr hätten 52.000 Arbeiter der Ölindustrie in Oslouyeh in Südiran ihre Arbeit verloren.

Von den 60 000 Beschäftigten in dieser Industrie und Region hätten nur 8000 noch Arbeit.

Kamali: „Die Öl- und Gasfirmen in der Region Oslouyeh waren so produktiv, dass sie nicht nur Arbeitnehmer aus der Region beschäftigten, sondern auch Arbeitnehmer aus anderen Regionen einstellen konnten. Jetzt hat sich die Region in einen nutzlosen Tumor verwandelt.“ Kamali machte die „falsche Politik der Regierung“ dafür verantwortlich, dass die Region in eine solche „Krise“ gestürzt sei.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Auszug aus dem letzten Statement Majid Tavakolis aus dem Evin-Gefängnis

Quelle (Englisch): Facebook
Übersetzung Persisch-Englisch: Negar Irani
Anmerkungen in eckigen Klammern stammen von Julia

Vorbemerkung von Negar Irani:
Ich habe beschlossen, einen Auszug aus dem letzten von Majid Tavakoli im Evin-Gefängnis verfassten Statement zu übersetzen, das bei Daneshjoo News veröffentlicht wurde. Es handelt sich um das Statement, das zu Majid Tavakolis Verlegung in Einzelhaft und zu seinem Hungerstreik führte, durch den sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechterte.
So viele Iraner im Ausland beklagen sich oft darüber, dass die Oppositionsführer nicht genug tun, dass sie nur reden und nicht handeln. Dass sie keinen Plan haben. Auch wenn diese Äußerungen in guter Absicht erfolgen, glaube ich, dass die, die sie machen, kein wirkliches Verständnis der gegenwärtigen Bedingungen im Iran haben. Majid Tavakoli ist erst 24 Jahre alt, aber er weiß, was es bedeutet, im Iran aufzustehen und seine Meinung zu sagen. Er wurde bei vielen Anlässen verhaftet. Er muss im Gefängnis bleiben, weil er am 16. Azar [dem iranischen Tag der Studenten] vor der Amir-Kabir-Universität für uns alle gesprochen hat. Wie andere Kämpfer im Iran versteht auch Majid die Komplexität, die mit dem derzeitigen politischen System im Iran einhergeht. Er weiß, wie skrupellos und unmenschlich dieses Regime ist. Er hat es aus erster Hand erfahren müssen. Mit seinen 24 Jahren erteilt er uns eine Lektion in Hoffnung, Geduld und Beharrlichkeit. Mit seinen 24 Jahren versteht Majid, warum dies KEINE Revolution über Nacht werden kann. Er versteht, warum wir Geduld haben und uns auf das konzentrieren müssen, was uns vereint, nicht auf das, was uns trennt.

Auszug aus Majid Tavakolis letztem Statement aus dem Evin-Gefängnis

Die Angemessenheit der kritischen Äußerungen der Führer muss in Verbindung stehen mit dem Grad der Unzufriedenheit und dem Ausmaß, in dem sich die Menschen ihrer Hoffnung beraubt fühlen. Die Distanzierung [der Führer] vom Regime muss schrittweise erfolgen, während sie gleichzeitig immer weiter vor den vorhandenen Gefahren warnen, Ratschläge anbieten, die Wahrheit enthüllen, die verlorene Hoffnung sichtbar machen und standhaft bleiben, bis die Forderungen der Menschen erfüllt werden – was zum Teil bereits geschehen ist.
Darüber hinaus hat der Zuwachs an Unterstützern einerseits und das Dazustoßen einiger Gruppen zur Grünen Bewegung andererseits eine Welle des Lernens ausgelöst, die auch in Zukunft mit dem Zustrom weiterer Menschen [Unterstützer] weitergehen muss.
Die Grüne Bewegung ist eine Bewegung, die verwurzelt ist in der Veränderung des Status Quo und die vorwärts in eine bessere Zukunft strebt. Heute liegt der Fokus auf zwei Dingen: 1. Einheit zu schaffen, wo eine Vielzahl von Meinungen besteht und 2. aufgrund unserer Differenzen andere nicht zu beseitigen [auszuschließen]. Diese Bewegung muss also, um die Tyrannei effektiv bekämpfen zu können, vor allem nicht auf unsere Differenzen aufbauen, sondern vielmehr nur auf unsere gemeinsamen Ziele und das, was uns vereint.

Was die Ausmerzung anderer Ansichten angeht, müssen wir beachten, dass jedes Statement der Führer und der Unterstützer der Bewegung eine potentielle Zuhörerschaft haben wird. In Bereichen, wo es Meinungsunterschiede gibt, ist das Schweigen anderer Gruppen aus zwei Gründen notwendig. Erstens, weil die Einheit nicht gefährdet werden darf, und zweitens, weil wir an die Auswirkungen dieser Äußerungen auf bestimmte Gruppen denken müssen.
Schweigen und stille Kritik ist eine wirkungsvolle Methode, um zu erreichen, dass die Anzahl der Gegner des Status Quo wächst. Wir müssen uns davor zurückhalten, mit den Menschen in der Bewegung, die anderer Meinung sind, aneinanderzugeraten, und uns auf eine positive Sicht auf alle anwesenden Gruppen konzentrieren. Unser Fokus muss sich auf zwei Ziele richten: Erstens müssen wir uns der Tyrannei entgegenstellen, und zweitens müssen wir die unterstützen, die gegen die Tyrannei sind. Dies kann dadurch wirkungsvoll erreicht werden, dass wir zur Propagandamaschinerie der Tyrannei schweigen. Um die Einheit nicht zu gefährden, dürfen wir uns nicht auf nebensächliche und unwichtige Fragen konzentrieren. Wir müssen verstehen, dass in dieser Bewegung kein Einzelner und keine Gruppe mehr Rechte hat als der/die andere. Es ist essentiell wichtig, dass wir solche Äußerungen als negativ und kontraproduktiv verstehen.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Suspendierte iranische Studenten zum Einsatz für ihre Rechte aufgerufen

Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 28. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/05/suspended-students-rallie.html

Der Iranische Council of Defence of the Right to Education [Rat zum Schutz des Rechts auf Bildung] hat in einem Statement alle von ihrer Universität suspendierten Studenten aufgefordert, sich mit ihren Informationen an den Rat zu wenden, um weitere Schritte zu unternehmen.

Mehrere studentische Aktivisten, die als sogenannte „Stern-Studenten“ bezeichnet [wegen politischer Aktivität mit Sternen gekennzeichnet] werden, waren letzte Woche nach Bekanntgabe der Abschlussexamen mit einem Verbot für weitere Studien an der Universität belegt worden.

Der Rat zum Schutz des Rechts auf Bildung verurteilte die Politik des Establishments, das Recht auf Bildung nur seinen Günstlingen zu gewähren.

Der Rat gab außerdem bekannt, dass die „Stern-Studenten“ sich versammelt hätten, „damit ihr systematischer Ausschluss von den Universitäten nicht stillschweigend erfolgen kann“.

Der Rat zum Schutz des Rechts auf Bildung wurde vor zwei Jahren von mehreren suspendierten Studenten gegründet. Während der Kampagne zur letzten Präsidentschaftswahl im Jahre 2009 hatte der Rat sich für die Forderungen der suspendierten Studenten stark gemacht.

Nach der Präsidentschaftswahl waren mehrere aktive Mitglieder des Rats verhaftet und zu langen Haftstrafen verurteilt worden.

Ziaeddin Nabavi, Majid Dorri, Shiva Nazarahari, Peymon Arref, Mehdieh Golroo und Samieh Rashidi gehören zu den Mitgliedern des Rates, die im letzten Jahr verhaftet wurden.

Ziaeddin Nabavi und Majid Dorri wurden mittlerweile zu Haftstrafen verurteilt. Die anderen Mitglieder warten im Gefängnis auf ihre Urteile.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Universität Shiraz verbietet “lautes Lachen”

Veröffentlicht bei RAHANA am 27. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.biz/en/?p=3855

RAHANA – Im Zuge der strengeren Umsetzung der Kleidervorschriften an iranischen Universitäten wurden die Studenten an der Medizinischen Universität Shiraz über die neue Kleiderordnung und neue Verhaltensregeln in Kenntnis gesetzt. Die Regelung besteht aus 7 Kapiteln und 23 Paragrafen.

Vorgeschrieben werden u. a. lange Ärmel und locker sitzende Hemden. T-Shirts sind für Männer verboten, die halblangen Jacken (Manteaus) für Frauen dürfen keine auffälligen Farben haben. Frauen müssen kurze Fingernägel tragen, Männer müssen ihr Haar kurgeschnitten tragen und regelmäßig baden. Spitz zulaufende Schuhe und Absätze von mehr als 3 cm sind verboten.

Zusätzlich enthält Kapitel 6 der Vorschriften einen Verhaltenskodex, in dem u. a. Auseinandersetzungen, Witze und lautes Lachen in den Aufzügen und Cafeterien verboten werden.

Im letzten Kapitel werden die Studenten darüber informiert, dass sie bei Nichteinhaltung der neuen Regelungen an das Disziplinarkomitee verwiesen werden.

Der vollständige Wortlaut der Vorschriften:

Kap. 1: Allgemeine Regeln
1. Die Regeln gelten seit dem 20. Februar 2010 in der Medizinischen Fakultät der Universität Shiraz und anderen universitätsbezogenen Institutionen.

2. Alle Studenten, die die Universität oder andere universitätsbezogene Institutionen betreten, sind verpflichtet, sich an die Regeln zu halten.

Kap. 2: Bekleidungsvorschriften
3. Angemessene Kleidung für Männer umfasst locker sitzende Hemden mit langen Ärmeln, locker sitzende lange Hosen, Socken und angemessene Schuhe. Frauen müssen locker sitzende lange Jacken aus undurchsichtigem Material, lange und locker sitzende Hosen, ein langes Kopftuch, Socken und angemessene Schuhe tragen.
Eng sitzende Hosen und Jacken in auffälligen Farben sind verboten. Das Tragen von Socken ist Pflicht, und die Jacken müssen bis über die Knie reichen.

4. Die Knöpfe der Jacken müssen ständig geschlossen sein.

5. Männer dürfen keine T-Shirts mit unangemessenen Aufdrucken (Text oder Bild) und keine Sportkleidung tragen. Frauen dürfen an ausbildungsbezogenen Orten keine kurzen, eng anliegenden Jacken in provokanten Farben tragen.

Kap. 3: Persönliche Hygiene
6. Nägel müssen kurzgeschnitten und sauber sein, es ist kein Nagellack zu verwenden. Lange oder falsche Fingernägel sind verboten.

7. Persönliche Hygiene wie Mundhygiene, regelmäßiges Baden etc. muss stets befolgt werden.

8. Frauen haben ihr Haar zu bedecken und das Gesetz der Scharia zu befolgen.

9. Männer müssen ihr Haar kurz tragen und sauber halten. Das Haar darf nicht lang sein oder die Augen bedecken.

Kap. 4: Schmuck
10. Das Tragen von Make-up oder Schmuck wie goldene Ringe (Ausnahme: Eheringe) und Armreifen ist in bildungsbezogener Umgebung verboten.

11. Das Tragen von Schmuck wie goldene Ringe (Ausnahme: Eheringe), Armreifen und Halsketten ist für Männer in bildungsbezogener Umgebung verboten.

12. Das Tragen von Make-up und stark riechenden Duftwässern und Parfums, die Allergien verursachen können, ist in bildungsbezogener Umgebung verboten.

Kap. 5: Schuhe
13. Schuhe müssen bequem, sauber, waschbar und poliert sein. Sie müssen einfach un in angemessenen Farben gehalten sein.
Das Tragen von Schuhen mit auffälliger Farbe ist verboten.

14. Schuhe mit hohen Absätzen und spitz zulaufende Schuhe sind verboten. Schuhe müssen bequem sein, die Höhe der Absätze darf 3 cm nicht überschreiten. Der Raum für die Zehen muss breit sein. Schuhe dürfen beim Gehen keinen Lärm verursachen.

15. Das Tragen von Pantoffeln oder Sandalen ist in bildungsbezogener Umgebung verboten.

Kap. 6: Verhaltensregeln
16. Das Rauchen von Zigaretten und anderen Tabakerzeugnissen ist in bildungsbezogener Umgebung verboten.

17. Mobiltelefone sind in Vorlesungen, Konferenzräumen und Bibliotheken stets auszuschalten. Ihr Gebrauch in anderen Situationen soll eingeschränkt erfolgen.

18. Kaugummi ist in Vorlesungen, Konferenzräumen und in Anwesenheit von Professoren verboten.

19. Alle in bildungsbezogener Umgebung stattfindenden Gespräche müssen höflich und respektvoll geführt werden.

20. Gute Manieren und Bescheidenheit sind im Gespräch mit Professoren und anderen Studenten Pflicht.

21. Studenten dürfen an öffentlichen Orten wie Fahrstühlen, Cafeterien und Speisesälen nicht streiten, keine unangemessenen Witze erzählen oder laut lachen.

Kap. 7: Überwachung der Einhaltung der Regeln und Bestrafung bei Regelverletzungen
22. Der Dekan und der assistierende Studiendekan sind verpflichtet, die Einhaltung der Regeln zu überwachen

23. Studenten, die die Regeln nicht einhalten, werden mündlich verwarnt und schriftlich vorgeladen. Sollte sich ihr Verhalten nicht bessern, werden sie an das Disziplinarkomitee verwiesen.

Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben