Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 30. Mai 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/05/detained-iranian-writer-d.html

Mohammad Nourizad
Der inhaftierte iranische Filmregisseur und Journalist hat das Evin-Gefängnis in einem Brief an den Obersten Führer als „zweites Kahrizak“ bezeichnet.
Die Haftanstalt Kahrizak wurde im vergangenen Sommer auf direkte Anordnung Ayatollah Khameneis geschlossen. Später bestätigte sich, dass nach der Wahl verhaftete Gefangene in dieser Haftanstalt gefoltert, misshandelt und getötet wurden.
Nourizad, der gegenwärtig im Evin-Gefängnis inhaftiert ist, hat den Brief auf Geheiß des Generalstaatsanwalts geschrieben. Aus dem Brief geht hervor, dass der Teheraner Generalstaatsanwalt Abbas Jafari Dowlatabadi Nourizad besucht und ihm nahegelegt hat, sich in einem Brief beim Obersten Führer zu entschuldigen.
Er schreibt: „Im Evin-Gefängnis wurde ich von ungebildeten Verhörbeamten beleidigt und geschlagen“.
Er fügt hinzu, die Verhörbeamten wendeten „die hässlichsten Methoden an, um den Angeschuldigten ihre Geständnisse zu entringen“. „Wenn Sie diesen Ort persönlich aufsuchen würden, würde ich Ihnen gern das zweite Kahrizak vorstellen und Ihnen von dem desaströsen Verhalten von Menschen berichten, die behaupten, die Soldaten des Verborgenen Imams zu sein“, schreibt Nourizad weiter.
Mohammad Nourizad war im Zuge der Proteste nach der Wahl gegen den vermuteten Wahlbetrug verhaftet worden, der Mahmoud Ahmadinejad eine weitere Amtszeit als Präsident verschafft hatte. Er hatte drei an den Obersten Führer adressierte Briefe veröffentlicht, in denen er das gewaltsame Vorgehen gegen Protestteilnehmer kritisierte, und war im Dezember wegen Beleidigung des Führers und des Justizchefs verhaftet worden.
Das erste Gericht hat Nourizad zu dreieinhalb Jahren Gefängnis und fünfzig Peitschenhieben verurteilt.
Letzte Woche trat Nourizad in den Hungerstreik. Am dritten Tag des Hungerstreiks besuchte der Teheraner Generalstaatsanwalt ihn im Gefängnis.
In einer heute auf der Webseite Kalemeh veröffentlichten Notiz beschreibt Nourizad Einzelheiten dieses Besuchs und die Forderung des Generalstaatsanwalts nach einem Entschuldigungsschreiben an den Obersten Führer.
Nourizads Notiz zufolge sagte er dem Generalstaatsanwalt: „Ich werde mich nicht entschuldigen, denn ich glaube, dass ich keinen Fehler gemacht habe.“
Der inhaftierte Schriftsteller kritisiert die Gesetzlosigkeit der Justiz der Islamischen Republik, die Nourizad zufolge „nichts mit dem Islam zu tun hat“.
Der Filmemacher fügt hinzu, dass die meisten offiziellen Institutionen der Islamischen Republik „korrupt“ sind und rät dem Teheraner Staatsanwalt, von seiner Position zurückzutreten, da „die Gerechtigkeit in unserem Justizsystem ein großer Witz ist“.
Deutsche Übersetzung: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben