Tagesarchiv: 20. Juli 2010

Arzhang Davoodi aus Protest gegen Bedingungen in Rajai Shahr im Hungerstreik

Veröffentlicht bei Persian2English am 20. Juli 2010
Quelle (Englisch): http://persian2english.com/?p=12896

Der Schriftsteller und politische Aktivist Arzhang Davoodi hat am Donnerstag, dem 15. Juli 2010 einen Hungerstreik begonnen, mit dem er gegen die schlechten Bedingungen im Gefängnis Rajai Shahr (auch bekannt unter dem Namen Gohardasht) und das Verhalten der Gefängnisbehörden protestieren will.

Nazanin Davoodi, Arzghan Davoodis Ehefrau, sprach nach einem Besuch bei ihrem Mann am Donnerstag mit Voice of America über seinen Hungerstreik und die Bedingungen im Gefängnis.

Nazanin Davoodi zufolge hat ihr Mann das Gefängnistelefon seit einem Monat nicht benutzt. Er dürfe es zwar benutzen, aber nur fünf Minuten lang, und die Gespräche wüden aufgezeichnet. Wegen dieser Einschränkungen habe Davoodi beschlossen, überhaupt nicht zu telefonieren.

Am 11. Februar 2010 war Arzhang Davoodi in eine siebentägige Einzelhaft verlegt worden. Danach reichte er beim Leiter des Gefängnisses, Ali Hajkazem, Beschwerde ein. Der Generalstaatsanwalt wurde in der Sache jedoch nicht tätig.

Nazanin Davoodi bezeichnete das Essen für die Gefangenen als „nicht gut“. Sie berichtete, dass die Gefangenen abwechselnd Mahlzeiten erhalten. Manchmal gibt es nichts mehr zu essen, bevor der Letzte in der Schlange etwas bekommen hat. Vor drei Wochen gab es vier Tage lang kein fließendes Wasser, nicht einmal zum Trinken.

Arzhang Davoodi befindet sich mittlerweile seit eineinhalb Monaten in Abteilung 3, die auf politische Gefangene spezialisiert ist. Die Gefangenen in dieser Abteilung dürfen alle zwei Wochen unter Aufsicht Besuch empfangen. Davor konnte Nazanin Davoodi ihren Mann ein Mal im Monat sehen.

Sie äußerte sich angesichts seines Hungerstreiks besorgt und verglich die Situation mit der vor zwei Jahren, als er in einen 70tägigen Hungerstreik getreten war. Er war damals extrem geschwächt und musste im Rollstuhl sitzen.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Was meine Frau im Gefängnis erlebte

Veröffentlicht bei http://www.roozonline.com/english/ am 19. Juli 2010
Quelle (Englisch): http://www.roozonline.com/english/opinion/opinion-article/article/2010/july/19//my-husbands-prison-experience-narges-mohammadi.html
Anmerkungen in eckigen Klammern stammen von der Übersetzerin

Vorbemerkung: Narges Mohammadi ist Journalistin und Vizepräsidentin und Sprecherin des „Defenders of Human Rights Center“ sowie Präsidentin des Exekutivausschusses des National Peace Council.

Von Taghi Rahmani

„Respekt vor dem Gesetz im Umgang mit Anklagen gegen Gefangene ist der Wunsch eines Mannes namens Taghi Rahmani, der 14 Jahre lang in den Gefängnissen der Islamischen Republik Iran verbrachte.“

Das war meine Antwort auf die Frage eines jungen Mannes, der mich vor der letzten Präsidentschaftswahl im Iran 2009 fragte, warum ich Mehdi Karroubi wählen wolle. Ich glaube, dass Karroubi sich politischen Gefangenen gegenüber sehr gütig verhalten hat, sich ihre Probleme angehört und alles in seiner Macht stehende getan hat, um ihre Rechte zu schützen.

Ich erwähne diese Episode, weil ich darüber sprechen möchte, wie meine Frau Narges Mohammadi verhaftet und behandelt wurde.

– Meine Frau Narges wurde um Mitternacht verhaftet. Sie wurde die ganze Nacht lang bis zum Morgengrauen verhört. In den ersten Stunden ihres Verhörs wurde sie aufs Übelste beleidigt. Sie wurde mit Huren verglichen, was sie sehr aufbrachte.

– Nach ihrer Verhaftung durch Agenten des Geheimdienstministeriums fragte der Staatsanwalt von Teheran sie: „Warum haben Sie Leute ohne [Durchsuchungs]Befehl in Ihr Haus gelassen? Warum haben Sie ihnen erlaubt, Ihr Haus zu durchsuchen?“ Narges antwortete: „Wir haben protestiert, aber niemand hat sich darum gekümmert.“

– Nach ihrem Verhör bekam Narges starke Muskelkrämpfe. Zwei Wochen lang hatte sie jeden Tag zwei Mal diese Krämpfe. Aber die Verhöre wurden trotzdem fortgesetzt. Die Verhöre dauerten lange, und die Fragen wiederholten sich. Es ging dabei um Statements des Zentrums, und meine Frau wurde dabei auch bedroht.

– Ein Mal erlitt Narges einen Nervenzusammenbruch und brach zusammen. Dann passierte es noch einmal. Sie wurde die Treppe hinunter gestoßen. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich, obwohl sie Beruhigungsmittel nahm und einer der Ärzte ihren Befragern sogar sagte, dass sie sogar sterben könnte.

– Doch was wollten sie von Narges? Sie wollten, dass sie das Defense of Human Rights Center, den National Peace Council und andere Nichtregierungsorganisationen, für die sie arbeitete, verurteilt. Ich frage: Wo verläuft die Trennungslinie zwischen der Arbeit der Sicherheitsorgane und der der Justiz?

– Man kann über den psychologischen und mentalen Druck hinwegsehen, der auf die Mutter von dreieinhalbjährigen Zwillingen ausgeübt wurde, und über die Entbehrungen, die sie erlitt, weil sie ihre Kinder in den ersten 20 Tagen ihrer Haft nicht sehen durfte. Aber wie kann man diese Art und Weise durchgehen lassen, in der ein kranker Mensch verhört wird?

Die Differenzen, die es zwischen der Staatsanwaltschaft und dem Sicherheitsapparat gab, arbeiteten für Narges Mohammadi. Aber was ist mit ihrer Familie, was hat sie durchgemacht?

– Die Familie wurde durch die Verhaftung in eine schwierige Situation gebracht. Fragen wie: Wo ist sie? Wann wird sie anrufen? quälten die Familie tagelang. Wir vermuteten, dass wir sehr lange nichts von ihr hören würden, aber Narges rief relativ bald an. Sie sagte, es gehe ihr nicht gut und bat uns, ihre Krankenakte ins Evin-Gefängnis zu bringen.

Wir nahmen ihre Krankenakte und erläuterten die Gefahren, die mit ihrer Krankheit einhergingen. Wir mussten das mehrmals tun, denn jedes Mal, wenn wir ihren Zustand erläuterten, hieß es, ihre Akte sei verloren gegangen. Irgendwann erklärten sie sich bereit, die Akte nochmals anzulegen.

– Bei ihrer Freilassung hatte Narges unglaublich viel Gewicht verloren. Sie berichtet von den Verhören und sagte, sie habe damals zwei Sorgen gehabt: Ihre Kinder, und dass die Bürgerrechtlerin Zeinab Jalalian gehängt werden würde.

– Wenige Tage nach ihrer Freilassung hatte Narges auf der Straße einen Muskelkrampf und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Zehn Tage später wurde sie entlassen.

Ich habe all dies erzählt, um aufzuzeigen, warum ich, ein Bürger, der mehr als 14 Jahre im Gefängnis gesessen hat, der sich seit 1974 politisch und intellektuell engagiert und der nie ein politisches Amt bekleidet hat, im Umgang mit Gefangenen die Einhaltung der Gesetze fordere.

Dies ist die Erfahrung eines Mannes, der Jahre auf dem politischen und intellektuellen Schlachtfeld der Gesellschaft zugebracht hat, der im Gefängnis war und dessen Familie im Gefängnis war. Man muss in einer solchen Situation sein, um zu verstehen, was ich meine. Glauben Sie mir.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Narges Mohammadi nach ihrer Freilassung (Foto eingefügt von der Übersetzerin)

Quelle: http://en.irangreenvoice.com/article/2010/jul/05/2138

Internetzensur im Iran ist wirklich streng, wenn…

Veröffentlicht bei http://www.rferl.org/ am 20. Juli 2010
Quelle (Englisch): http://www.rferl.org/content/You_Can_Tell_Web_Censorship_Is_Really_Bad_In_Iran/2104399.html

Von Golnaz Esfandiari
…selbst Webseiten, die dem Establishment nahe stehen und innerhalb des Landes angesiedelt sind, den Nutzern Antifilter-Tools zur Verfügung stellen.

Die beliebte Webseite „Tabnak“, die dem früheren Chef der iranischen Revolutionsgarden Mohsen Rezai nahestehen soll, hat für Nutzer einen Link zu einem Proxy-Server eingestellt, mit dessen Hilfe die Internetfilterung im Iran umgangen werden kann. (Dem Medien-Watchdog „Reporter ohne Grenzen“ zufolge steht Iran in puncto Ausmaß und Raffinesse der Internetzensur nach China an zweiter Stelle).

Offenbar ist die Internetzensur derart verbreitet, dass eine Ahmadinejad-treue Webseite sich im April darüber beschwerte, dass mehrere Hardliner-Blogs ebenfalls blockiert waren.

In den letzten Monaten haben iranische Aktivisten und Unterstützer der Grünen Oppositionsbewegung den Westen verstärkt dazu aufgefordert, den Iranern freien Internetzugang ohne Zensur zu ermöglichen. Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi sagte im Juni gegenüber RFE/RL, mit der Gewährleistung des freien Zugangs zu unzensierter Information könne man iranische Aktivisten unterstützen, ohne sie zu beschädigen oder der iranischen Regierung Vorwände für eine verstärkte Unterdrückung zu liefern.

„Das Beste, was man tun kann, um die Demokratie im Iran zu unterstützen ist, dem iranischen Volk den Zugang zum freien Informationsfluss zu ermöglichen“, so Ebadi.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben