Tagesarchiv: 3. August 2010

Angehörige von politischen Gefangenen im Iran beginnen Hungerstreik

Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 3. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/08/families-of-17-iranian-po.html

Familien von politischen Gefangenen vor der "Gefängnis-Organisation"

Acht Tage, nachdem 17 politische Gefangene im Evin-Gefängnis in einen Hungerstreik getreten sind, haben ihre Angehörigen bekannt gegeben, dass sie außerhalb des Gefängnisses ebenfalls einen Hungerstreik beginnen werden.

Oppositionelle Webseiten berichten, dass die Familien aus „Sorge um das Wohlergehen der Gefangenen“ in den Hungerstreik getreten sind.

17 politische Gefangene in der berüchtigten Abteilung 350 des Evin-Gefängnisses hatten letzte Woche einen Hungerstreik begonnen, um gegen die schlechte Behandlung durch Gefängnisbeamte, die unwürdigen Haftbedingungen und die Einschränkungen für Familienbesuche zu protestieren.

Den Gefangenen, die in Einzelhaft genommen wurden, wurde angedroht, man werde Evin in ein „zweites Kahrizak“ verwandeln, wenn sie ihren Hungerstreik nicht beenden. Die Haftanstalt Kahrizak hatte letzten Sommer einen Skandal verursacht, als herauskam, dass Gefangene dort gefoltert und sogar getötet wurden. [Anm. d. Übers.: Gefangene wurden dort nicht „nur“ gefoltert, sondern auch brutal und offenbar systematisch vergewaltigt].

Vier der im Hugnerstreik befindlichen Gefangenen wurden gestern in die gefängniseigene Krankenstation verlegt. Ein weiterer, der an Diabetes erkrankt ist, wurde in ein Krankenhaus außerhalb des Gefängnisses gebracht.

Angaben der Familien zufolge liegen ihnen keinerlei Informationen über den Gesundheitszustand ihrer Angehörigen vor.

Oppositionelle Webseiten berichten, dass den Familien der 17 Gefangenen mitgeteilt wurde, dass diese heute keinen Besuch von außen erhalten dürften. Weiterhin wurde ihnen mitgeteilt, dass die Gefangenen möglicherweise in das Gefängnis Rajai Shahr in der Stadt Karaj verlegt werden, was es den Familien noch mehr erschweren würde, ihre Angehörigen zu besuchen. [Das Gefängnis Rajai Shahr ist nach allem, was darüber nach außen dringt, ein Ort, der nur als Albtraum bezeichnet werden kann, d. Übers.]

Die 17 Gefangenen haben angekündigt, ihren Hungerstreik so lange fortsetzen zu wollen, bis ihrer Forderungen erfüllt werden.

Sie fordern „Respektierung der Rechte der Gefangenen, keine Beleidigungen und Erniedrigungen gegenüber Gefangenen, juristische Aufarbeitung von Verletzungen der Rechte von Gefangenen durch Wachleute, Zurückverlegung der Gefangenen in die allgemeine Abteilung des Gefängnisses, bedingungslose Freilassung von Babak Bordbar, dessen Freilassung für letzte Woche angesetzt war, mehr Platz und Gesundheitseinrichtungen, Einhaltung der Rechte von Gefangenen.“

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Rafsanjani übergibt Akten von 22 Folterfällen an Khamenei

Veröffentlicht bei Khodnevis am 13. Mordad 1389 (3. August 2010)
Quelle (Persisch): http://www.khodnevis.org/index.php?news=8133

Nachdem die Führer der Grünen Bewegung vor ein paar Tagen auf Fälle unmenschlicher Folter gegen bekannte Gefangene (nach den Unruhen, die auf die Wahl im letzten Jahr folgten) hingewiesen haben, ist der Brief von Hamzeh Karami *) an Ayatollah Khamenei, in dem er seine Folter beschreibt, im Internet veröffentlicht worden.

Eine Quelle mit Verbindungen zu Hashemi Rafsanjani, dem Chef des Expertenrates, sagt, dass vereinbart worden sei, dass dieser Brief zum jetzigen Zeitpunkt nicht hätte veröffentlicht werden dürfen.

Diese Quelle, die auf eigenen Wunsch anonym bleiben muss, sagt weiter, Hashemi Rafsanjani habe die Briefe von 22 bekannten Folteropfern persönlich an Ayatollah Khamenei übergeben und in einer Sitzung  persönlich fünf dieser Briefe vorgelesen. Die Quelle berichtet, dass Ayatollah Khamenei die Behauptungen zunächst für Lügen gehalten habe. Nach einem Gespräch mit Hashemi Rafsanjani habe er jedoch eine fünfköpfige Kommission eingerichtet, um die Wahrheit herauszufinden.

Mohseni Ezhei und Herr Yunesi, zwei ehemalige Informationsminister, sind Mitglieder dieser Kommission. Wie diese Quelle mitteilt, haben die Folteropfer Anklage gegen die Folterer und Auftraggeber erhoben. Einer der Angeklagten ist der ehemalige Basij-Führer [Hossein] Taeb und der jetzige Chef des Sepah-Informationsdienstes. Dieser Quelle zufolge hatte Ayatollah Khamenei schon vorher den Befehl gegeben, dass keine Folter mehr stattfinden darf. Sollte sich erweisen, dass diese Fälle tatsächlich so stattgefunden haben, würde dies bedeuten, dass der Informationsdienst der Sepah den Anordnungen des Führers nicht gefolgt ist.

Übersetzung aus dem Persischen: Hadi, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

*) Anm. d. Redaktion:
Hamzeh Karami ist ein ehemaliger Sepah Führer, Manager der reformorientierten Webseite Jomhouriat und war unter den reformorientierten Präsidenten Hashemi Rafsanjani und Mohammad Khatami politischer Generaldirektor