Tagesarchiv: 5. August 2010

Karroubi von Ahmadinejad-Anhängern in Teheran angegriffen

Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 5. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/08/karroubi-attacked-by-ahma.html

Mehdi Karroubi

Die Nachrichtenagentur Fars News berichtet, dass der iranische Oppositionsführer Mehdi Karroubi in der Nour-Moschee in Teheran angegriffen wurde. Seine Leibwächter sahen sich daraufhin gezwungen, Schüsse in die Luft abzufeuern, um die Situation zu entschärfen.

Mehdi Karroubis Sohn Taghi Karroubi bestätigte diese Nachricht Radio Zamaaneh gegenüber. Er berichtete uns, eine Reihe „bewaffneter“ Personen, die der Basij-Miliz anzugehören schienen, hätten versucht, Mehdi Karroubi anzugreifen und mit Eiern nach ihm geworfen.

Taghi Karroubi berichtete weiter, dass die Leibwächter seines Vaters Schüsse in die Luft abgefeuert hätten, um die Angreifer auseinanderzutreiben und, da letztere bewaffnet waren, „weitere mögliche Zwischenfälle zu verhindern.“

Mehdi Karroubi nahm in Teheran an einer Beerdigung teil.

Taghi Karroubi zufolge beaufsichtigen „einige alte [„old“ – evtl. „frühere“, d. Übers.] Mitglieder der Revolutionsgarden eine feste Gruppe von Söldnern“, deren Auftrag es sei, Anlässe zu stören, an denen Mitglieder der Opposition teilnehmen.

Taghi Karroubi berichtete, dass Mehdi Karroubi bei dem Angriff nicht verletzt wurde. Der Angriff ereignete sich nach der Zeremonie außerhalb der Moschee.

Mehdi Karroubi ist im letzten Jahr mehrmals Ziel von Attacken regierungstreuer Kräfte gewesen. So wurde er z. B. letztes Jahr bei der Teheraner Medienmesse angegriffen. Während einer Fahrt nach Qazvin wurde sein Auto eingekreist, und bei Straßendemonstrationen im Februar wurde er Opfer eines Tränengasangriffs.

Im Juni wurde er während eines Besuchs bei reformorientierten schiitischen Geistlichen in der heiligen Stadt Qom ebenfalls von Regierungsanhängern angegriffen.

Mehdi Karroubi und Mir Hossein Moussavi waren für die Präsidentschaftswahl im letzten Jahr gegen Mahmoud Ahmadinejad angetreten und vertreten nach wie vor die Auffassung, dass dessen Wahlsieg auf einer Wahlfälschung beruht. Beide werden von Anhängern der Regierung der Islamischen Republik als „Anführer des Aufruhrs“ bezeichnet.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Mir Hossein Moussavis Botschaft an die politischen Gefangenen im Hungerstreik

Veröffentlicht auf Facebook/Mir Hossein Moussavi am 5. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.facebook.com/home.php?#!/note.php?note_id=415388737605&id=45061919453

Mir Hossein Mousavi hat sich mit einer Botschaft an die politischen Gefangenen gewandt, die aus Protest gegen die illegale und unmenschliche Behandlung durch die Gefängnismitarbeiter vor 12 Tagen in einen Hungerstreik getreten sind. Einerseit lobt er ihre Widerstandskraft und Beharrlichkeit, andererseits bittet er sie, den Hungerstreik zu beenden.

Der vollständige Wortlaut von Mir Hossein Moussavis Botschaft:

Im Namen Gottes,

Ihr eingekerkerten freien Männer! Alle, die nach Freiheit und Gerechtigkeit streben, haben eure Botschaft vernommen und gesehen, mit welcher Ausdauer ihr für eure menschlichen und legitimen Forderungen einsteht.

Ich beglückwünsche euch dazu, denn euer Widerstand beweist, dass man zwar Körper einsperren, niemals aber Seelen bezwingen kann.

Ihr Menschen, die ihr vom Volk geliebt werdet und die ihr die Front der Grünen Bewegung seid! Nun, da eure Botschaft und die eurer mit euch kämpfenden Familien die Welt durchdrungen hat, sind die Menschen in Sorge um eure Gesundheit. Ihr seid das Vermögen des Landes. Wir bitten euch alle, den Hungerstreik zu beenden, und wir fordern die Gefängnisbehörden auf, die auf den existierenden unvollkommenen Regeln und Gesetzen basierenden Rechte von Gefangenen zu achten und die Würde und Ehre des Landes nicht weiter vor den Augen der Welt zu verkaufen.

Mir Hossein Moussavi

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Persisches Original

منبع:کلمه

میرحسین موسوی در پیامی خطاب به زندانیان سیاسی که در اعتراض به رفتار خلاف قانون و ضد دینی ماموران امنیتی دست به اعتصاب غذا زده بودند ضمن ستایش استواری و ایستادگی این زندانیان از آنان خواست تا به اعتصاب غذای خود پایان دهند.

به گزارش کلمه متن این پیام به شرح زیر است:

باسمه تعالی

آزاد مردان زندانی! همه آزادی خواهان و حق طلبان پیام شمارا شنیدند و استواری شما را بر سر مطالبات انسانی و مشروع مشاهده کردند.

درود بر شما! ایستادگی شما گواه بر آن است که می توان بدن ها را به محبس کشید، اما نمی توان بر جان آن ها چیره شد.

عزیزان ملت و پیشتازان جنبش سبز! اکنون که پیام شما و خانواده های مبارزتان در سطح جهان و داخل کشور منتشر شده است، مردم نگران سلامتی شما به عنوان سرمایه های سبز کشورند. ما ازهمه شما درخواست می کنیم اعتصاب غذای خود را پایان دهید از مسوولان زندانها نیز می خواهیم که حقوق همه زندانیان را بر اساس همان قوانین و آئین نامه های ناقصی که وجود دارد، محترم شمارند و بیش از این آبرو و حیثیت کشوررا در پیش ملت های جهان در معرض حراج نگذارند.

میرحسین موسوی

Iranische Opposition richtet Appell für Gerechtigkeit an schiitische Geistlichkeit

Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 5. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/08/iranian-opposition-appeal.html

In einem Brief an führende iranische Geistliche haben Mir Hossein Moussavi und Mehdi Karroubi gegen den Hardliner-Geistlichen Ahmad Jannati und dessen jüngste Anschuldigungen gegen die beiden Oppositionsführer protestiert.

Der Brief appelliert an die schiitischen „Quellen der Nachahmung/Emulation“ [Marjas], von Ahmad Jannati Beweise für dessen jüngste Behauptungen zu fordern.

Vergangene Woche hatte Ayatollah Jannati vor einer Versammlung in der Jamkaran-Moschee in der Stadt Qom erklärt, er habe Beweise dafür, dass die Führer der Proteste [gegen die gefälschte Wiederwahl Mahmoud Ahmadinejads zum Präsidenten, d. Übers] über Saudische Mittler Geld von den USA erhalten hätten.

Die Oppositionsführer erklären, Ayatollah Jannati mache gebe solche unfundierten Anschuldigungen von sich, weil er die Unterstützung der Revolutionsgarden habe und nicht befürchten müsse, für seine Äußerungen zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Sie rufen die Marjas im Iran dazu auf, den Ruf des Islam zu retten und von Ayatollah Jannati Beweise für dessen Behauptungen zu verlangen.

Zuvor hatte die reformorientierte Partei „Islamische Iranische Partizipationsfront“ Ayatollah Jannatis Behauptungen ebenfalls verurteilt und die Justiz aufgefordert, Schritte gegen ihn einzuleiten.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Interview mit Mohammad Mostafaei: “Ich hatte das Recht, Sakineh Mohammadi zu verteidigen”

Veröffentlicht bei Radio Free Europe/Radio Liberty am 5. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.rferl.org/content/Iranian_Lawyer_Who_Fled_I_Had_The_Right_To_Defend_Sakineh_Mohammadi/2118914.html

Mohammad Mostafaei (2009)

WASHINGTON – „Ich war der Anwalt von Sakineh Mohammadi Ashtiani, und ich hatte das Recht, sie zu verteidigen“, sagt der iranische Anwalt Mohammad Mostafaei zu dem Fall, der international für Aufmerksamkeit sorgte.

Mostafaei hatte die Verteidigung der wegen Ehebruchs zum Tode durch Steinigung verurteilten Iranerin Ashtiani übernommen. In einem offensichtlichen Versuch, Mostafaei unter Druck zu setzen und zum Aufgeben zu zwingen, hatten iranische Behörden seine Ehefrau, ihren Bruder und seinen Schwiegervater verhaftet. In seinem ersten Interview nach seiner Flucht aus dem Iran in die Türkei sprach Mostafaei mit Golnaz Esfandiari von RFE/RL. Er verurteilt die „Geiselnahme“ seiner Frau durch die iranischen Behörden und berichtet von den Umständen, die ihn dazu zwangen, aus dem Iran zu fliehen und seine Familie und seine siebenjährige Tochter zurückzulassen. (Berichten zufolge wurde Mostafaei von türkischen Behörden in Gewahrsam genommen, der UN-Flüchtlingsagentur zufolge soll er Asyl beantragen können.)

RFE/RL: Welche Umstände zwangen Sie dazu, den Iran zu verlassen, und wie kamen Sie in die Türkei?

Mohammad Mostafaei: Am 24. Juli wurde ich zum Büro der Staatsanwaltschaft Shahid Moghdas bestellt, das sich im Evin-Gefängnis befindet. Ich fand mich um 9 _Uhr dort ein und wurde ca. 3 Stunden lang zu meiner Arbeit befragt. Schließlich wurde mir gesagt, dass ich gehen könne. Ich verließ Evin und rief meine Frau von einem geliehenen Telefon aus an – ich hatte kein Telefon bei mir – und sagte ihr, dass mein Problem gelöst und ich wieder draußen sei. Danach hatte ich mehrere Meetings, also fuhr ich gegen 17 Uhr zu meinem Büro. Dort erfuhr ich, dass mehrere Leute (bereits) dort gewesen waren, um mich zu verhaften. Ich sprach mit meiner Frau, die mir erzählte, dass jemand von der Staatsanwaltschaft für mich angerufen habe, der ausrichten ließ, dass ich (dorthin) kommen müsse, anderenfalls würde ich verhaftet werden. Ich habe die Nachricht, dass sie mich verhaften wollen, sehr ernst genommen. Ich wartete in meinem Büro, aber niemand kam. Später erzählte mein Schwiegervater mir, dass die Polizei meine Frau Fereshteh und ihren Bruder Farhad Halimi verhaftet hätten. Als ich das hörte, fasste ich den Entschluss, mich nicht zu stellen und zu ertragen, was auch immer geschehen würde.

Mehrere Tage später stellten (Offizielle) klar, dass meine Frau und (ihr Bruder) als Geiseln festgehalten werden und dass man sie nicht gehen lassen würde, bevor ich mich stelle. Ich beschloss, den Iran zu verlassen, und weil ich wusste, dass man mich nicht ungehindert ausreisen lassen würde, ging ich über die Grenze in die türkische Stadt Van. Dort nahm ich Kontakt zu Menschenrechtsgruppen auf, die das türkische Innenministerium informierten. Dann fuhr ich nach Istanbul, wo die Polizei (mit mir Kontakt aufnahm). Ich ging zur Polizei. Seitdem bin ich in Istanbul und warte darauf, dass die türkische Regierung mir die Ausreise in ein anderes Land gestattet.

Haben Sie Asyl beantragt?

Nicht vor (dem 3. August), denn ich habe einen gültigen Pass und ein Visa für die Schengen-Länder. Es sind sogar (Mitarbeiter) der Norwegischen Botschaft hier gewesen, die mir mitteilten, dass sie mich als norwegischen Staatsbürger aufnehmen würden. Sie haben sogar mit der Vorbereitung der notwendigen Dokumente begonnen. Aber heute musste ich bei der UN Asyl beantragen. Ich habe die Formulare ausgefüllt, die ich von UN-Mitarbeitern bekommen habe, und jetzt läuft das Verfahren.

Die Entscheidung, Iran zu verlassen, während Ihre Frau im Gefängnis ist und Ihre Tochter in Teheran bei Ihrer Familie ist, muss Ihnen sehr schwer gefallen sein.

Ich habe wirklich nicht geglaubt, dass es in der iranischen Justiz Menschen gibt, die keine Ahnung von Menschlichkeit haben. Ich hätte nie gedacht, dass es in unserer Justiz derart viel Gesetzlosigkeit gibt. Ich hätte nie gedacht, dass sie meine Frau fast zwei Wochen im Gefängnis behalten, wegen einer Sünde, die sie nicht begangen hat. Sie hat nichts mit meiner Arbeit zu tun. Sie haben sie meinetwegen eingesperrt. Ich werde mich niemals stellen, bevor unsere Justiz sich nicht geändert hat. Ich habe keine Angst vor dem Prozess, denn ich habe nichts Falsches getan. Ich habe lediglich anderen geholfen.

Wurde Ihnen oder Ihrer Familie mitgeteilt, warum man Sie verhaften will? Hat man Ihnen während des Verhörs irgendwelche Anschuldigungen zur Kenntnis gebracht?

Bei meinem Verhör ging es hauptsächlich um meine Arbeit. Warum helfe ich (jugendlichen Straftätern)? Warum arbeite ich ohne Bezahlung als Anwalt? Warum habe ich ein Bankkonto eingerichtet, um [das] Leben [zum Tode verurteilter Straftäter] zu retten, indem ich das Blutgeld für die Opfer zahle? Sie haben keine Anschuldigungen genannt, und ich weiß wirklich nicht, warum ein Haftbefehl für mich ausgestellt wurde.

Einige Ihrer Kollegen, mit denen wir sprachen, glauben, dass die Justiz Sie unter Druck setzt, weil Sie die Verteidigung von Sakineh Mohammadi Ashtiani übernommen haben, die zum Tode durch Steinigung verurteilt wurde, und weil ihr Fall international für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Glauben Sie, dass dies der Grund für das ist, was Ihrer Familie zugestoßen ist?

Ich war Sakineh Mohammadis Anwalt, und ich hatte das Recht, sie zu verteidigen. Ein Anwalt muss alles tun, was er (oder sie) kann um seinen/ihren Klienten vor ungerechter Bestrafung zu bewahren. Es war meine Pflicht, für das Leben von Sakineh Mohammadi einzutreten, und da die Justiz nichts dazu beitrug, sie vor der Steinigung zu bewahren, sorgte ich dafür, dass die Welt ihren Hilferuf hört, damit die Justiz unter Druck gerät und Sakineh Mohammadi der Steinigung entgeht.

Sie haben auch viele Straftäter verteidigt, die in der Islamischen Republik Iran wegen Straftaten zum Tode verurteilt wurden, die sie als Minderjährige (jünger als 18) begingen. Nun wurden Sie zur Flucht gezwungen. Was wird mit Ihren Klienten nun passieren?

Ich habe in den letzten Jahren 40 Fälle von minderjährigen Straftätern gehabt. 18 von ihnen konnte ich (vor der Hinrichtung) bewahren. Leider wurden 4 von ihnen hingerichtet. Die Fälle der anderen werden zur Zeit geprüft. Einigen droht die Hinrichtung, und ich weiß wirklich nicht, wie ich ihnen jetzt helfen kann, wo ich nicht mehr dort bin. Ich vertraue darauf, dass ich mich auch von außerhalb für ihre Rechte einsetzen und sie schützen kann, wenn ich unabhängige internationale Unterstützung bekomme.

Wie wird sich Ihre Situation auf die Arbeit anderer Anwälte im Iran auswirken, die mit Fällen befasst sind, die als sensibel gelten?

Eines der Ziele der Justiz ist leider, mit Druck und Drohungen gegen Anwälte und Familien zu erreichen, dass die Anwälte ihre Arbeit ordentlich tun können.

Ihr Schwiegervater und Ihr Schwager sind nach der Verhaftung, mit der Ihrer Ansicht nach Druck auf Sie ausgeübt werden sollte, wieder freigelassen worden. Ihre Frau ist immer noch im Gefängnis. Haben Sie Neuigkeiten über ihre Situation? Ist es wahrscheinlich, dass sie ebenfalls bald freigelassen wird?

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Justiz sie (länger) festhalten wird. Wenn sie es tut, wäre das ein Skandal und eine Schande für das Justizsystem (und) auch ein politischer Skandal. Warum jemanden als Geisel nehmen? Ich denke, so etwas ist der Justiz unwürdig, und es ist definitiv nicht islamisch. Ein Moslem würde so etwas nicht tun. Ich möchte diese Gelegenheit dazu nutzen, die Justizbeamten aufzurufen, die illegale Inhaftierung meiner Frau zu beenden und sie so schnell wie möglich freizulassen. Ich werde mich niemals ausliefern, es sei denn, die türkische Regierung weist mich aus.

Ist eine Ausweisung möglich? Wurde so etwas Ihnen gegenüber erwähnt?

Ich weiß es nicht, aber wir erleben solche Dinge überall auf der Welt, wenn es um internationale diplomatische Angelegenheiten und politische Spiele geht. Darum ist es durchaus möglich, dass ich ausgewiesen werde. Bisher wurde mir dazu aber noch nichts mitgeteilt, und sie haben mir zugesagt, dass es nicht geschehen wird.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Iran: Statistisches Zentrum übernimmt Berichterstattung über Wirtschaftswachstum

Angaben eines iranischen Offiziellen zufolge werden wichtige wirtschaftliche Indikatoren in Zukunft nicht mehr von der Zentralbank, sondern vom Statistischen Zentrum des Iran bekanntgegeben werden. Dies berichtet Radio Farda von RFE/RL. Weiterlesen