Tagesarchiv: 7. August 2010

Studenten der Amir-Kabir-Universität treten aus Solidarität mit den Gefangenen in Evin in den Hungerstreik

Englische Übersetzung veröffentlicht bei Persian2English am 7. August 2010
Quelle (Persisch): Rahe Sabz, 7. August 2010

Berichten von JARAS zufolge werden Studenten der Technischen Amir-Kabir-Universität in Teheran am Sonntag, dem 8. August in Solidarität mit ihren Brüdern in Abteilung 350 des Evin-Gefängnisses ebenfalls in den Hungerstreik treten. In einem Statement teilen sie mit, dass sie so lange im Hungerstreik bleiben werden, bis die politischen Gefangenen ihren Hungerstreik beenden.

Sie bitten alle iranischen Studenten und Grünen Bürger darum, alles ihnen Mögliche zu tun, um die Gewissensgefangenen zu unterstützen, die sich seit 13 Tagen im Hungerstreik befinden.

Der volle Wortlaut ihrer Botschaft:

Wir grüßen euch und preisen eure Beharrlichkeit und Zähigkeit, die den Herrschenden das Leben bitter machen.

Wir grüßen und preisen die Studenten, die wieder einmal unter Beweis gestellt haben, dass die Universität in Evin lebt.

We grüßen und preisen die Journalisten, deren Prosa hinter Gittern noch stärker geworden ist.

Wir grüßen und preisen die ehrbaren Grünen Denker unseres Landes.

Um die von unseren geschätzten und geliebten [Gefangenen], vor allem von unserem lieben Majid Tavakoli und seiner Kollegen an den Tag gelegte Belastbarkeit und ihren Widerstand zu ehren, werden wir uns ab Sonntag, dem 8. August ihrem Hungerstreik anschließen und ihn so lange fortsetzen, wie [der Hungerstreik der Gefangenen] dauern wird.

Wir rufen alle Grünen Studenten und Bürger im Iran auf, sich uns anzuschließen und alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die seit 13 Tagen im Hungerstreik befindlichen Gewissensgefangenen zu unterstützen.

Die Grünen Studenten der Amir-Kabir-Universität

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Fereshteh Halimi, Mohammad Mostafaeis Ehefrau, ist frei

Englische Übersetzung veröffentlicht von Negar Irani am 7. August 2010 (z. Zt. noch auf Facebook)
Quelle (Persisch): Kalemeh am 7. August 2010

Zusammenfassung – Fereshteh Halimi, Ehefrau des Menschenrechtsanwalts Mohammad Mostafaei, ist heute gegen Kaution aus dem Evin-Gefängnis freigelassen worden. Halimis Bruder und Vater waren vor einigen Tagen ebenfalls freigelassen worden.

Die Ehefrau des Menschenrechtsanwalts Mohammad Mostafaei, sein Schwager und sein Schwiegervater – alle drei wegen der gegen Mostafaei erhobenen Vorwürfe verhaftet – sind jetzt frei.

Der Webseite „IranGreenVoice“ zufolge waren Fereshteh und Farhad Halimi am 24. Juli 2010 von Sicherheitskräften verhaftet worden. Ihr Vater wurde wenige Tage später verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Fereshteh Halimi ist heute, am 7. August 2010, endlich gegen Kaution freigelassen worden. Halimis Bruder und Vater waren bereits vor ein paar Tagen freigekommen.

Der Menschenrechtsanwalt Mohammad Mostafaei, der viele Gewissensgefangene vertreten hat, hatte den Iran verlassen und in der Türkei politisches Asyl beantragt. Zuvor hatte er sich zutiefst besorgt um seine inhaftierten Familienmitglieder geäußert.

Mostafaei war am 24. Juli 2010 von der Teheraner Staatsanwaltschaft vorgeladen worden. Als Gründe für seine Flucht und die Beantragung von Asyl in der Türkei gab er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe sowie ein gegen ihn verhängtes Ausreiseverbot an.

Mostafaei berichtete, dass er nach der Vorladung durch die Staatsanwaltschaft und dem dort stattgefundenen Verhör in sein Büro zurückgekehrt sei, wo Polizisten und Kommissare ihn erwarteten.

Sicherheitskräfte hatten Mostafaeis Ehefrau Fereshteh und seinen Schwager Farhad Halimi am selben Abend in der Nähe seines Büros verhaftet.

Anfang dieser Woche hatte Mostafaei in einem Brief an den Teheraner Generalstaatsanwalt die Freilassung seiner Frau und seines Schwagers verlangt.

Mostafaei, der bei der Hohen Kommission für Menschenrechte in der Türkei Zuflucht gesucht hatte, war der Anwalt der zum Tode durch Steinigung verurteilten Sakineh Mohammadi Ashtiani, deren Steinigung zur Zeit infolge der internationalen Aufmerksamkeit für ihren Fall ausgesetzt ist.

Mostafaei sagte gegenüber BBC: „Ich hatte nicht vor, den Iran zu verlassen. Aber sie haben mir keine Wahl gelassen. Ich war absolut sicher, dass ich verhaftet werden würde, und von Leuten aus der Justiz hatte ich gehört, dass ich mit einem Ausreiseverbot belegt wurde. Darum war ich gezwungen, das Land illegal zu verlassen und in der Türkei Zuflucht zu suchen.“

Mostafaei hat erklärt, er werde in den Iran zurückkehren, sofern ihm gesetzliche Garantien zugesichert würden.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Siehe dazu auch:
Interview mit Mohammad Mostafaei nach seiner Flucht: „Ich hatte das Recht, Sakineh Mohammadi zu verteidigen“
Brief Mostafaeis an die Teheraner Staatsanwaltschaft
„Iran nimmt Mostafaeis Angehörige als Geiseln“

Die Schlacht der „Grünen“ Sender

Ein persönlicher Kommentar von Pedestrian, 6. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.sidewalklyrics.com/?p=7046

Lange vor der „Selektion“ [der Präsidentschaftswahl] von 2009, als eine reformorientierte Zeitung nach der anderen schneller geschlossen wurde, als man „Khamenei“ sagen kann, gab es in den Reihen der Reformer eine ständige Diskussion darüber, dass die Opposition ihre eigenen Fernsehsender und Medienkanäle haben müsste, fernab des Zugriffs der Hardliner. Karroubi sprach oft davon, einen unabhängigen Satellitensender zu etablieren.

Das Problem war natürlich immer schon, dass diese „Opposition“ so weit gefasst definiert ist, dass es niemals gelang, eine Gruppe daraus zu bilden.

Die Dynamik, die sich nach der „Selektion“ vom Juni 2009 herausbildete, hat der Frage jedoch neue Impulse und ein neues Ziel verliehen. Warum sollen BBC und VoA die Sprachrohre sein, fragten sich viele. Es ist Zeit, dass wir unsere eigene Stimme bekommen.

Jetzt haben zwei verschiedene Gruppen die Inbetriebnahme von Fernsehsendern angekündigt.

Die eine Gruppe hat eine Stiftung mit dem Namen „Bonyad-e Neda“ („Neda-Stiftung) gegründet. Chefs sind u. a. der Akademiker Ramin Jahanbegloo, der Karikaturist Nikahangh Kowsar, die Journalistin Masih Alinejad, die Schriftstellerin Shahrnoush Parsipour und die Aktivistin und Anwältin Mehrangiz Kar. Der Sender heißt „Iran Neda“. [Anm. d. Übers.: „Neda“ bedeutet auf Persisch „Stimme“]

Die andere Gruppe ist die von JARAS (Rahe Sabz), dabei sind Mohsen Kadivar, Abdolali Bazargan, Fatemeh Haghighatjou und Mohajerani. Ihr Sender wird „RASA“ – Grüner Pfad der Hoffnung [laut IranGreenVoice: Abkürzung für Resan-e Sabz-e Iran/Irans Grüne Medien, d. Übers.] heißen.

Über die Finanzierung der beiden Netzwerke ist noch nichts bekannt.

Zwar bestehen beide Gruppen aus Myriaden unterschiedlicher Menschen, aber wenn ich verallgemeinern müsste, würde ich sagen, dass die Leute von RASA religiöser orientiert sind und den politischen Reformparteien im Iran näher stehen. Einige von ihnen, darunter Mojaherani und Haghighatjou, waren früher selbst Politiker. Vermutlich stehen sie auch Rafsanjani nahe, der möglicherweise eine Finanzierungsquelle darstellt (sein Sohn, der seit Monaten in Großbritannien lebt, muss sich schließlich mit irgendwas beschäftigen).

Iran Neda hingegen ist stärker künstlerisch-akademisch orientiert.

Beide Gruppen bringen einen großen Reichtum an Wissen und Bildung ein, und obwohl wir uns jeweils einer der beiden Gruppen näher fühlen mögen, freue ich mich darauf, zu sehen, wie diese Projekte sich entwickeln werden. Ich drücke die Daumen, dass sie sich überhaupt entwickeln – zu viele solcher Projekte enden in Fehden, noch bevor das Projekt selbst über die Startphase hinaus gelangt ist.

Auch interessant ist, wie die beiden Projekte sich in Name und Logo darstellen: Die erste Gruppe nennt sich „Iran Neda“ und schreibt „ein Medium, tausend Stimmen“. Die Farbe Grün ist bei ihnen verschwunden. Die zweite Gruppe nennt sich „Grüner Pfad der Hoffnung“, das Logo besteht aus einem „V“ auf grünem Hintergrund, und darunter ist zu lesen „Das Grüne Medium Irans“, womit sie sich klar als „Grüne“ Nachrichtenquelle zu erkennen gibt.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Ein detaillierter Artikel über RASA findet sich auf Englisch bei Green Voice of Freedom

Evin: Gefangene in Abteilung 350 starten “politisches Fasten” für ihre 17 im Hungerstreik befindlichen Brüder

Veröffentlicht bei RAHANA am 7. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.us/en/?p=6293

Die Gefangenen im Evin-Gefängnis haben in Solidarität mit den 17 Gewissensgefangenen, die in Einzelhaft verlegt wurden und sich seit 13 Tagen im Hungerstreik befinden, mit einem „politischen Fasten“ begonnen.

RAHANA – Außerdem wird berichtet, dass politische Gefangene im Gefängnis Rajai Shahr ebenfalls mit einem „politischen Fasten“ für ihre Brüder in Evin begonnen haben.

Obwohl viele der im Hungerstreik befindlichen politischen Gefangenen in einem sehr schlechten körperlichen Zustand sind, wurden ihre Familien über ihre Situation völlig im Dunkeln gelassen und sind äußerst besorgt.

Die 17 politischen Gefangenen sind heute seit 13 Tagen im Hungerstreik, dennoch haben ihre Familien keinerlei Kontakt mit ihnen. Viele Angehörige dieser Gefangenen hatten sich vor einigen Tagen vor dem Gebäude der Teheraner Staatsanwaltschaft und vor dem Evin-Gefängnis versammelt und waren von Sicherheitskräften angegriffen worden.

Unter den Gefangenen, die in Einzelhaft verlegt wurden und sich im Hungerstreik befinden, sind Ali Malihi, studentischer Aktivist und Mitglied der studentischen Alumni-Organisation Daftar-e Tahkim Vahdat, Bahman Ahmad Amouie, Journalist, Hossein Nourinejad, Journalist und Mitglied der Reformpartei „Partizipationsfront“, Abdollah Momeni, studentischer Aktivist und Sprecher von Dafter-e Tahkim Vahdat, Ali Parviz, studentischer Aktivist, Hamid Raza Mohammadi, politischer Aktivist, Jafar Eghdami, Bürgerrechtsaktivist, Babak Bordbar, Fotojournalist, Zia Nabavi, „Sternstudent“ und Mitglied des Rates zum Schutz des Rechts auf Bildung, Ebrahim (Nader) Babaie, Bürgerrechtsaktivist und Versehrter des Iran-Irak-Krieges, Kouhyar Goodarzi, Menschenrechtsaktivist und Blogger, Majid Dorri, studentischer Aktivist, Majid Tavakoli, studentischer Aktivist, Keyvan Samimi, Journalist, Gholamhossein Arashi, verhaftet bei einer Demonstration an Ashura [27. Dezember 2009] in Teheran, und Mohammad Hossein Sohrabi Rad.

Peyman Karimi Azad, der nach Ashura in Teheran verhaftet wurde, leidet an Diabetes und wurde zwei Tage nach Beginn seines Hungerstreiks ins Krankenhaus gebracht. Über seinen Zustand ist bis jetzt nichts bekannt.

Bahman Ahmadi Amouei, Keyvan Samimi und Majid Tavakoli sind seit mittlerweile vier Tagen im trockenen Hungerstreik (ohne Nahrung und Flüssigkeit).

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Babak Bordbar, Gefangener im Hungerstreik, ist frei

Veröffentlicht bei http://en.irangreenvoice.com/ am 7. August 2010
Quelle (Englisch): http://en.irangreenvoice.com/node/2242

GVF – Der iranische Fotojournalist Babak Bordbar ist vorübergehend aus dem Evin-Gefängnis freigelassen worden.

Die Webseite Free Journalists teilt mit, dass Bordbar nach siebenmonatiger Inhaftierung im Evin-Gefängnis freigelassen wurde. Der 25jährige aus Shiraz war während der Proteste an Ashura (27. Dezember 2010) verhaftet worden. Der einzige Grund für seine Inhaftierung war, dass er Fotos gemacht hatte – wofür er eine offizielle Genehmigung hatte.

Bordbar ist einer der 17 politischen Gefangenen in Evins Abteilung 350, die am 26. Juli in einen Hungerstreik getreten waren, um gegen die schlechten Haftbedingungen und ihre Verlegung in Einzelhaft zu protestieren. Über die anderen Gefangenen, die sich zur Zeit im Hungerstreik befinden, gibt es keine neuen Informationen. Mindestens fünf von ihnen sind ärztlich betreut worden, nachdem sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert hatte.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Anm. d. Übers.: Die Freilassung von Babak Bordbar gehörte laut RAHANA zu den Forderungen, die die Gefangenen mit ihrem Hungerstreik durchsetzen wollten.