Tagesarchiv: 8. August 2010

Insgesamt 140 Jahre Haft für 7 Administratoren der Baha’i-Gemeinschaft

Englische Übersetzung veröffentlicht bei Persian2English am 8. August 2010
Quelle (Persisch): Committee of Human Rights Reporters/CHRR

Berichten des Committee of Human Rights Reporters [CHRR] zufolge sind sieben ehemalige Administratoren der Baha’i-Gemeinschaft von Abteilung 28 des Revolutionsgerichts zu jeweils 20 Jahren Haft verurteilt worden.

Sie werden bereits seit zwei Jahren auf der Grundlage wiederholter ungesetzlicher temporärer Haftanordnungen festgehalten. Ihre Gerichtsverhandlungen wurden mehrmals verschoben. Nachdem in den letzten Monaten mehrere Verhandlungen stattfanden, wurden sie jetzt zu diesen harten Gefängnisstrafen verurteilt.

Sechs der inhaftierten Baha’i, die für Angelegenheiten der Baha’i im Iran zuständig sind, waren am 15. Mai 2008 in ihren Häusern verhaftet worden. Die siebente Gefangene, Mahvash Sabet, war am 5. März 2008 verhaftet worden.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Gespräch mit einem der Gefangenen von Kahrizak

Veröffentlicht bei Enghelaab (ohne Datum)

Am 18. Tir [9. Juli 2009, d. Hrsg.], um halb vier oder vier Uhr nachmittags bin ich an die Kreuzung Vali Asr gekommen und zum Vali Asr-Platz weitergegangen. Die Straße war ziemlich voll, und je näher ich an den Platz kam, desto mehr Menschen waren dort. Alle haben Parolen gerufen. Die Polizei und die Spezialeinheiten haben uns ein paar mal angegriffen, sie versuchten uns zu belagern. Ich wurde ein paar Mal geschlagen, aber ich konnte weglaufen.

Ich saß an einem Straßenrand und habe mich etwas ausgeruht. Ein Agent in Zivil rief mich. Erst hatte ich Angst, dass sie mich erkannt haben. Genau in diesem Moment hat jemand mich von hinten festgehalten und meine Hände zusammengebunden. Weil ich schwarz gekleidet war und ein wenig Bart hatte, dachten sie zuerst, dass ich vielleicht ein Basiji bin, aber andere Baisjis dort haben gesagt, dass sie mich nicht kennen. Sie haben mir mein Mobiltelefon abgenommen und einer Basiji-Frau gegeben. Ich habe sie gebeten, meine Familie anzurufen und Bescheid zu sagen, dass ich verhaftet bin, aber sie haben mich mit Gewalt und unter Beleidigungen ins Auto geworfen und zur Polizeistation 107 gebracht. Ich habe ihnen meine Adresse gegeben, damit meine Familie mich finden kann.

Es gab kein Abendessen, und Frühstück gab es nur gegen Geld. Nachdem sie uns verhört hatten, haben sie uns verteilt, manche wurden nach Evin gebracht, manche nach Kahrizak. Am Tor von Kahrizak haben die Behörden gesagt, dass das Gefängnis voll ist, aber schließlich wurden wir hineingebracht.

Als wir rein kamen, mussten wir uns nackt ausziehen, und sie haben unsere Informationen gesammelt. Sie waren sehr unhöflich und haben uns mit schlimmsten Worten beschimpft. Beim Hinein- und Hinausgehen mussten wir uns sehr beeilen, sonst wurden wir hart geschlagen. Deswegen waren viele verletzt. Als ich reinkam, hatte ein Freund von mir ein Stück Brot in der Hand, und das wurde ihm von einem Gefangenen, der schon dort war, abgenommen und sofort aufgegessen. Da verstanden wir, an was für einem Ort wir waren.

In dem Hangar war es sehr schmutzig. Der Boden war nass von unserem Schweiß. Dort gab es viele sogenannte „normale Gefangene“, die Gauner genannt wurden. Sie waren zum Teil sehr unangenehme Menschen, so dass viele von uns Angst hatten, allein auf die Toilette zu gehen. Aber es gab unter ihnen auch Menschen, die uns vor den anderen geschützt haben. Es gab keinen Platz zum Schlafen, und die enorme Hitze hat uns alle fertig gemacht. Ich habe dort nur zwei Stunden geschlafen.

Die Agenten dort haben jede Gelegenheit genutzt, um uns zu schlagen. Sie haben Amir [Javadifar] auch oft geschlagen, obwohl er krank war und Fieber hatte. Mohsen [Rouholamini] war ein sehr netter Junge, er hat vielen geholfen und sich bemüht, damit die Stimmung nicht schlecht wurde. Er hat für uns „Ziyarat Ashoora“ gesungen, und wir haben alle zusammen gesungen, auch manche der „normalen“ Gefangenen. Ungefähr 20 von uns Gefangenen waren in einem Käfig, und sie haben schrecklich gelitten.

Das Essen bestand aus verschimmelte Kartoffeln mit Wasser, das wie Abwasser stank, und es gab auch nie genug. Der Hangar hatte ein kleines Fenster, durch das sie Abgase hineingeleitet haben, so dass viele von uns sehr krank wurden und schreckliche Entzündungen bekamen. Sie haben uns an den Beinen aufgehängt.

Wir haben alle furchtbar gestunken. Viele von uns hatten schlimme Entzündungen, und manche starben, wie Amir. Am 23. Tir [14. Juli] haben sie uns in die Busse nach Evin gesetzt und uns unter die Dusche gestellt. Die Wachen setzten sich Hygienemasken auf, bevor sie sich uns näherten.

Dort habe ich gehört, dass Kahrizak nach dem Tod von Amir und Mohsen geschlossen wurde.

Übersetzung aus dem Persischen: Hadi, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Irans Kulturministerium: Kritische Filme sind schlimmer als Spionage

Vröffentlicht bei Radio Free Europe/Radio Liberty am 8. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.rferl.org/content/Iranian_Culture_Ministry_Critical_Films_Worse_Than_Espionage/2120409.html

Der stellvertretende iranische Kulturminister hat Berichten zufolge erklärt, iranische Filmemacher, die das Leben im Iran kritisch hinterfragen, machten sich des „kulturellen Verrats“ schuldig, was „schlimmer als Spionage“ sei.

Die iranische Nachrichtenagentur ISNA zitiert den stellvertretenden Kulturminister Javad Shamgadri mit den Worten, einige iranische Filmemacher suchten „nur nach den dunklen Seiten Irans, um sie in ihren Filmen bloßzustellen“ und bei internationalen Filmfestivals Auszeichnungen einzuheimsen.

Seit Präsident Mahmoud Ahmadinejad im Jahre 2005 an die Macht kam, vor allem aber seit seiner umstrittenen Wiederwahl im letzten Jahr, sind kulturelle Freiheit und Pressefreiheit im Iran zunehmend eingeschränkt worden.

Künstlern zufolge hat die drastisch gesunkene Toleranz der iranischen Regierung gegenüber Kritik viele iranische Filmemacher dazu bewogen, entweder ins Ausland zu gehen oder ihren Beruf zu wechseln.

– Zusammengestellt aus Agenturberichten –

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Politische Gefangene setzen Hungerstreik fort

Veröffentlicht bei Green Voice of Freedom am 8. August 2010
Quelle (Englisch): http://en.irangreenvoice.com/article/2010/aug/08/2246
Zusammenfassende Übersetzung eines Artikels von Kalemeh: Negar Irani

Sonntag, 8. August 2010 – Zusammenfassung: Die 16 politischen Gefangenen, die vor 13 Tagen in den Hungerstreik getreten waren, nachdem sie wegen ihres Protests gegen das inakzeptable Verhalten von Gefängnismitarbeitern in Einzelhaft verlegt worden waren, setzen ihren Hungerstreik fort, obwohl eine ihrer Forderungen erfüllt worden ist. Die Freilassung des Fotojournalisten Babak Bordbar [vor seiner Freilassung einer der 17 Gefangenen im Hungerstreik, d. Übers.] war eine der fünf Forderungen dieser politischen Gefangenen. Bordbar war von den Gefängnisbehörden in Einzelhaft verlegt worden, obwohl die Gerichte bereits seine Freilassung angeordnet hatten.

Die fünf Forderungen der Gefangenen, die sie für eine Beendigung ihres Hungerstreiks zur Bedingung machen, lauten:

1. Volle Einhaltung der Rechte der Gefangenen, wie in den Gefängnisvorschriften festgehalten; insbesondere Einstellung der Beleidigung von Gefangenen, Unterminierung ihrer Rechte, sowie Zugang zu Büchern und Veröffentlichungen.

2. Rechtliche Konsequenzen und Bestrafung der Gefängnismitarbeiter und -behörden, die gegen das Gesetz verstoßen haben; insbesondere die Forderung an die Justizbehörden, dem inakzeptablen Verhalten und den Rechtsverstößen der Gefängniswärtern Einhalt zu gebieten; Schutz der Rechte von Gefangenen in Einzelhaft; Sicherstellung einer baldmöglichsten Verlegung von in Einzelhaft befindlichen Gefangenen in die allgemeine Abteilung.

3. Die umgehende und bedingungslose Freilassung des Fotojournalisten Babak Bordbar (diese Forderung wurde bereits erfüllt).

4. Verlängerung der zulässigen Dauer von Telefongesprächen, Verbesserung der medizinischen und hygienischen Einrichtungen für jeden Gefangenen. – Derzeit hat jeder politische Gefangene in Evins Abteilung 350 weniger als 1 m zur Verfügung. Telefonkontakte sind drastisch eingeschränkt worden, und die medizinischen Einrichtungen sind unterdurchschnittlich.

5. Umgehende und vollständige Umsetzung der Gesetze, die Gefangene betreffen; Sicherstellung des Schutzes ihrer Rechte zu jeder Zeit.

Unter den Gefangenen, die in Einzelhaft verlegt wurden und sich im Hungerstreik befinden, sind Ali Malihi, studentischer Aktivist und Mitglied der studentischen Alumni-Organisation Daftar-e Tahkim Vahdat, Bahman Ahmad Amouie, Journalist, Hossein Nourinejad, Journalist und Mitglied der Reformpartei „Partizipationsfront“, Abdollah Momeni, studentischer Aktivist und Sprecher von Dafter-e Tahkim Vahdat, Ali Parviz, studentischer Aktivist, Hamid Raza Mohammadi, politischer Aktivist, Jafar Eghdami, Bürgerrechtsaktivist, Babak Bordbar, Fotojournalist [jetzt freigelassen, d. Übers.], Zia Nabavi, „Sternstudent“ und Mitglied des Rates zum Schutz des Rechts auf Bildung, Ebrahim (Nader) Babaie, Bürgerrechtsaktivist und Versehrter des Iran-Irak-Krieges, Kouhyar Goodarzi, Menschenrechtsaktivist und Blogger, Majid Dorri, studentischer Aktivist, Majid Tavakoli, studentischer Aktivist, Keyvan Samimi, Journalist, Gholamhossein Arashi, verhaftet bei einer Demonstration an Ashura [27. Dezember 2009] in Teheran, und Mohammad Hossein Sohrabi Rad.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Vater eines Gefangenen im Hungerstreik verhaftet

Veröffentlicht bei Green Voice of Freedom am 8. August 2010
Quelle (Englisch): http://en.irangreenvoice.com/article/2010/aug/08/2243

GVF – Der Vater eines zur Zeit im Hungerstreik befindlichen politischen Gefangenen im Evin-Gefängnis ist verhaftet worden.

Wie die Oppositionsführer Mir Hossein Moussavi nahestehende Webseite Kalemeh berichtet, wurde der Vater von Ali Parviz heute Morgen im Gebäude der iranischen Justiz verhaftet. Er wollte im Namen der Familien von politischen Gefangenen einen Brief dort abgeben.

Ali Parviz ist einer der 17 Gefangenen in Evins Abteilung 350, die am Montag, dem 26 Juli aus Protest gegen ihre Verlegung in Einzelhaft und die schlechten Haftbedingungen in Abteilung 350 in den Hungerstreik getreten waren.

Der Fotojournalist Babak Bordbar [einer der Gefangenen im Hungerstreik, d. Übers.] ist Berichten zufolge gestern freigelassen worden.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben