Während mehrere führende Offizielle der Islamischen Republik in den letzten Tagen die „Notwendigkeit der Einheit“ unterstrichen, gab ein Vertrauter Ahmadinejads gestern bekannt, dass der Chef der Exekutive nicht wünsche, an den Sitzungen des Expertenrats teilzunehmen – trotz Ayatollah Khameneis Bitte an Ahmadinejad, dies zu tun. Unterdessen weigerte sich [Ayatollah Khomeinis Enkel] Seyyed Hassan Khomeini, der in letzter Zeit von Unterstützern der Grünen Bewegung häufig dafür kritisiert worden war, dass er bei offiziellen Anlässen mit Ahmadinejad spricht, an einem Zusammentreffen teilzunehmen, das gestern am Schrein des Gründers der Islamischen Republik Ayatollah Khomeini stattfand. [Ahmadinejad wurde bei dem Treffen deshalb von Hassan Khomeinis Sekretär begrüßt.]
Seit Mahmoud Ahmadinejad an der Macht ist, hat er an keiner einzigen Sitzung des Expertenrats teilgenommen. Kürzlich ging er so weit, die Entscheidung des Expertenrats über die Zuweisung von zwei Milliarden Dollar an das Teheraner U-Bahn-Projekt als „illegal“ zu bezeichnen – ein beispielloser Schritt, mit dem er nach Meinung von Experten in Opposition zum Ratsvorsitzenden Hashemi Rafsanjani ging.
Dennoch sprach die konservative Webseite Khabar Online gestern von „Ayatollah Khameneis Wunsch nach einer Teilnahme Ahmadinejads an der Sitzung des Expertenrates“. Die Seite zitierte Morteza Nabavi, Chefredakteur der Hardliner-Tageszeitung Resalat und Mitglied des Expertenrates mit den Worten: „Ich bin einer von denen, die die Teilnahme des Präsidenten an [den Sitzungen des] Expertenrats für wichtig erachten, weil die Beschlüsse, die dort gefasst werden, sehr wichtig sind und Auswirkungen auf die Planungen der Regierung haben. Abgesehen davon, dass diese Forderung [nach der Teilnahme des Präsidenten] legitim ist und dass ich als Bürger ebenso wie andere Menschen dies erwarten, fordert es auch der oberste Führer.“
Inländische Medien hatten gestern über Nabavis Äußerungen berichtet. Präsidentenberater Mehdi Kalhor sagte unterdessen – in einem Tonfall, der den anderer Regierungsoffizieller versinnbildlicht: „Ahmadinejad möchte nicht teilnehmen.“
Der Nachrichtenagentur Mehr News gegenüber sagte Kalhor: „Ich war der erste, der Ahmadinejad fragte, warum er nicht an den Sitzungen des Expertenrats teilnimmt. Ahmadinejad sagte mir, er möge das nicht [„did not like“], woraufhin ich ihm sagte, dass er es nicht mögen müsse. Ich fragte ihn, ob er jeden in der UN mochte, als er dort war. Ich sagte zu ihm, dass die Menschen ihn gewählt hätten und sein Gehalt zahlen und von ihm erwarten, dass er an den Sitzungen des Expertenrats teilnimmt.“
Die Darstellung Morteza Nabavis von Ahmadinejads Weigerung, der „Forderung des obersten Führers“ nachzukommen, beherrschte gestern die Schlagzeilen, während Hassan Khomeini, der Enkel Ayatollah Khomeinis, sich weigerte, an einem auch von Ahmadinejad besuchten Treffen am Schrein des verstorbenen Ayatollah Khomeini teilzunehmen.
Inländische Medien, darunter auch die studentische Nachrichtenagentur ISNA, berichteten kurz über die Anwesenheit des Kabinetts am Schrein Khomeinis und erwähnten, dass Ahmadinejad von Seyed Hassan Khomeinis Sekretär Hamid Ansari begrüßt wurde.
Die gegenwärtig zwischen den führenden Persönlichkeiten der Islamischen Republik herrschende Atmosphäre, aber auch die Art und Weise, wie Hassan Khomeini sich Ahmadinejad gegenüber verhält, sowie [Ahmadinejads] Weigerung, der Forderung Ayatollah Khameneis Folge zu leisten, zeigen, dass der Führer es nicht geschafft hat, die Risse in der Führungsriege des Regimes zu kitten – nicht einmal an der Oberfläche. Damit verlieren wiederholte Rufe nach Einheit ihre Wirkung.
Nazanin Kamdar
Veröffentlicht bei Rooz Online am 31. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.roozonline.com/english/news/newsitem/article/2010/august/31//ignoring-khameneis-unity-plan.html
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