Zamaaneh, 11. November 2010 – Der bekannte iranische Filmregisseur Jafar Panahi hat sich am vergangenen Sonntag vor Gericht verteidigt. Er bezeichnete dabei das Verfahren gegen ihn als einen Angriff auf die Kunst- und Filmszene Irans.
Panahi war im vergangenen Dezember während einer Zusammenkunft in seinem Haus verhaftet worden. Auch seine Gäste, seine Frau und seine 15jährige Tochter wurden damals verhaftet.
Regierungstreue Webseiten hatten berichtet, dass Panahi an einem regimefeindlichen Film arbeitete und wegen „versuchter Anstiftung zu Protesten und Unruhen“ angeklagt wurde.
Panahi verteidigte vor Gericht sein Recht, Filme zu machen, in denen die sozialen Probleme des Landes zur Sprache kommen. Er widersprach der Anklage wegen „Teilnahme an Straßenversammlungen“ und verwies auf sein Recht als Filmemacher, die Entwicklungen in seinem Land zu beobachten.
Nach der Wiederwahl von Mahmoud Ahmadinejad im Juni 2009 waren Millionen Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Unterschlagung ihrer Wählerstimmen und den gefälschten Wahlsieg Ahmdinejads zu protestieren. Die Proteste wurden von der Regierung mit brutaler Gewalt niedergeschlagen, es folgten Verhaftungen und Inhaftierungen von Demonstranten und Reformern der Islamischen Republik.
Jafar Panahi erklärte, er sei zudem wegen des Unterzeichnens von Petitionen gegen die Regierung angeklagt. Die einzige Petition, die er unterschrieben habe, sei von 37 Filmemachern erstellt worden, die [darin] vor dem Hintergrund der verstörenden Ereignisse jener Zeit ihrer Besorgnis um die Zukunft des Landes Ausdruck verliehen. „Ist es ein Verbrechen, seine Meinung zu äußern, und sind alle 37 Filmemacher deshalb vor Gericht gestellt worden? Sollen sich Filmemacher um das Schicksal ihres Landes keine Gedanken machen?“, fragte Panahi das Gericht.
Die Anklage wegen „Organisation regierungsfeindlicher Demonstrationen im Ausland“ wies Panahi zurück. Bezüglich der Vorwürfe, er habe persischsprachigen Medien im Ausland Interviews gegeben,verwies er auf den Umstand, dass es keine Gesetze gibt, die dagegen sprechen.
Abschließend merkte er an, dass seine Verhaftung und die Verhaftung seiner Familie und seiner Kollegen „ein direkter Angriff gegen die Kunst- und Filmszene des Landes“ gewesen sei. „Trotz all dieser Grausamkeiten sage ich weiterhin, dass ich Iraner bin und in Iran bleiben werde.“
Der preisgekrönte Filmregisseur rief die Behörden dazu auf, keine Gewalt anzuwenden und alle menschlichen und sozialen Interaktionen auf die Grundlage von „Frieden, Toleranz und gegenseitigem Respekt“ zu stellen.
Jafar Panahi war drei Monate lang im Gefängnis festgehalten worden. Gegen Ende seiner Inhaftierung trat er in den Hungerstreik. Nach einer Woche Hugnerstreik wurde er gegen eine Kaution in Höhe von 200 000 Dollar schließlich freigelassen.
Viele Reformer und nach der Wahl Inhaftierte sind von der Justiz der Islamischen Republik zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Viele Regimekritier mussten aus Furcht vor staatlicher Repression aus dem Land fliehen.
Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 11. November 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/11/photow01-jafar-panahi-pro.html
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