RFE/RL, 26. Januar 2011 – Nach den Unruhen, die auf die iranische Präsidentschaftswahl von 2009 folgten, geriet die Webseite des iranischen obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei unter heftigen Beschuss von Hackern. Dies geht aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Magazins Hamshahri hervor, in dem es heißt, der Redakteur von Khamenei.ir sei eine „Medienperson“, die es vorziehe, anonym zu arbeiten, um sich aus „politischen Fraktionen“ herauszuhalten.
Dem Bericht zufolge besteht das Hauptziel der Seite Khamenei.ir in der Verbreitung der „Ideen und Persönlichkeit“ Khameneis im virtuellen Raum. Seitenbesucher können aus einem Angebot mehrerer Sprachen wählen, darunter Englisch, Suaheli, Indonesisch, Russisch und Hausa.
Hamshahri zufolge wird die Webseite, die 2002 in Betrieb genommen wurde, von mehreren Internet-Cracks betrieben. Die Gruppe soll ihre eigene Software entwickelt haben, unter anderem weil sie glaubt, dass Software, die im Westen hergestellt wurde, nicht vertrauenswürdig ist.
Das Hauptanliegen der Seite ist es, Khameneis Ansichten und Kommentare schnellstmöglich verfügbar zu machen.
Hier einige Zitate aus dem achtseitigen Bericht:
„Khamenei.ir geriet in den Tagen des Aufruhrs [damit sind die Unruhen nach der Wiederwahl von Präsident Ahmadinejad im Sommer 2009 gemeint] unter heftigen Beschuss. So wurde u. a. versucht, Seiteninhalte zu verändern, was jedoch nicht gelang.“
„Die Seite verfügt über eigene Software und einen eigenen Media Player… (Die Software) ist wichtig, da einige westliche Firmen (ihre) Software benutzen, um auf geheimem Weg an Informationen zu kommen.“
„Eine Stärke der Seite ist, dass sie im Ranking der Webseiten iranischer Quellen der Emulation an erster Stelle steht. Dennoch sind die Manager der Seite mit dem jetzigen Stand noch nicht zufrieden. Ihrer Meinung nach muss die Seite in der gesamten islamischen Welt bewertet werden. Zuallererst wollen sie den Boykott schiitischer Nachrichten im Internet durchbrechen und das Potenzial des Internet umfassender nutzen.“
„Grundlage für die Einstellung des Personals für die Webseite war die Eignung der Bewerber für die Arbeit in der virtuellen Welt. Im Ergebnis wurde vor einem Jahr, als die sozialen Medien noch nicht in ernstzunehmender Weise genutzt wurden, ein Nutzer namens Khamenei.ir sehr aktiv auf Twitter und FriendFeed.“
Trotz der Schwierigkeiten bei der Verbreitung von Ideen und Botschaften im „diktatorischen Raum der westlichen Medien“ hoffen die Betreiber von Khamenei.ir, seine Botschaft allen Unterstützer auf der ganzen Welt zugänglich machen zu können, heißt es bei Hamshahri.
Khamenei.ir ist ein gutes Beispiel dafür, wie das iranische Establishment das Internet und neueste Technologien für ihre eigenen Ziele nutzt. Es verbreitet Propaganda und die Ansichten iranischer Führer, verbietet seinen Bürgern aber gleichzeitig den freien Zugang zu Informationen.
Golnaz Esfandiari
Veröffentlicht bei Radio Free Europe/Radio Liberty am 26. Januar 2011
Quelle (Englisch): http://www.rferl.org/content/website_of_ayatollah_khamenei/2287627.html
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