„Strukturen, die schwer zu verändern sind“ – Interview mit der iranischen Frauenrechtlerin Parvin Ardalan

Svenska Dagbladet, 8. März 2011 – Heute gehen Frauen in Ländern wie Ägypten, Iran und Libanon auf die Straße und demonstrieren. Sie fordern Bewegungsfreiheit auf Straßen und an öffentlichen Plätzen. Die Frauen in diesen Ländern sind sich ihrer Rechte bewusst, sagt Parvin Ardalan, eine in Malmö lebende führende Figur der iranischen Frauenbewegung.

Die 43jährige Parvin Ardalan, derzeitige Malmöer Gastautorin im Rahmen des "Cities of Refuge"-Programms ist in ihrer Heimat Iran wegen ihrer Aktivitäten von Inhaftierung bedroht. Sie setzt sich unter anderem für Frauenrechte ein.

Die Volkserhebungen in Nordafrika und dem Nahen Osten haben inspirierende Wirkung. Im Vorfeld des Internationalen Frauentages veröffentlichten junge Feministinnen aus Ländern wie Ägypten, Iran und Libanon im Internet einen Aufruf, um auf die Situation der Frauen aufmerksam zu machen. Heute wollen sie auf die Straße gehen.

„Die Frauen in diesen Ländern werden sich ihrer Rechte mehr und mehr bewusst. Sie wissen, dass es universelle Rechte gibt, und sie beginnen, diese Rechte einzufordern“, sagt die Journalistin, Autorin und Frauenrechtlerin Parvin Ardalan.

Sie lebt seit mittlerweile fast einem Jahr als Gastautorin im Rahmen des „Cities of Refuge“-Programms in Malmö und spielt eine aktive Rolle im Kampf um die Rechte der Frauen im Nahen Osten. Im Jahr 2007 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Olof-Palme-Preis ausgezeichnet.

Was ist das drängendste Problem der Frauen im Nahen Osten?

„Häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen an öffentlichen Orten ist ein immenses Problem. Die Machtstrukturen in vielen Ländern des Nahen Ostens sind äußerst patriarchalisch, und das müssen wir ändern“, sagt Parvin Ardalan.

Um dies erreichen zu können, müssen Frauen aktiv am Demokratisierungsprozess teilhaben – und schon im Frühstadium auf eine Gesetzgebung drängen, die sich gegen Diskriminierung richtet. Gleichzeitig sei es wichtig, dafür zu sorgen, dass sich das Image der Frauen verändert und dass geschlechtsspezifische Fragen eine wichtigere Rolle spielen, so Ardalan.

Wie sieht die Zukunf der Frauen im Nahen Osten und Nordafrika aus?

„Die Stimmen, die sich für die Demokratie erheben, sind weder islamistisch noch fundamentalistisch. Diese Stimmen wollen grundlegende Menschenrechte und soziale Rechte, und die gelten auch für Frauen. Die Menschen haben jetzt den starken Wunsch, ihre Gesellschaft zu verändern. Doch das Problem ist, dass in vielen Ländern schon lange eine Diktatur herrscht, und es kann sehr schwer sein, die Strukturen zu verändern.  Das wichtigste ist, dass wir nicht in das alte System zurückfallen.“

Autorin: Karin Eurenius

Übersetzung aus dem Englischen
Quelle (Englisch): „German to English“
Originalartikel (Schwedisch): http://www.svd.se/nyheter/inrikes/strukturer-svara-att-forandra_5991247.svd, 8. März 2011

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