ICHRI, 19. März 2011 – Ebrahim Mehtari, ein junger Aktivist, der während der Proteste nach der Präsidentschaftswahl 2009 verhaftet und im Gefängnis misshandelt wurde, erlitt letzte Nacht bei einer Messerattacke in Paris mehrere
Verletzungen. Einer der beiden Männer, die ihn angegriffen hatten, war Iraner. Gestern berichtete Motamedi der Internationalen Kampagne für Menschenrechte im Iran, wie die beiden Angreifer ihm ein Seil um den Hals schlangen und mit dem Messer auf ihn einstachen. Die Attacke hätte weitaus schlimmere Folgen haben können, wären die Täter nicht von einer Polizeisirene in die Flucht geschlagen worden.
Letztes Jahr hatte Ebrahim Mehtari gemeinsam mit anderen ehemaligen Gefangenen vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen über seine Erfahrungen von Haft und Folter und über Menschenrechtsverletzungen in iranischen Gefängnissen berichtet. Der Angriff in Paris erfolgte nun genau ein Jahr später, während der Menschenrechtsrat wieder in Genf tagt. Gestern legten 49 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen eine Resolution vor, die sich gegen die verschlimmerte Menschenrechtslage im Iran richtet. Über den Text wird nächste Woche abgestimmt.
Wie im letzten Jahr waren bei dem Treffen in Genf auch diesmal Opfer staatlicher Gewalt und anderer Menschenrechtsverletzungen im Iran vertreten und durchkreuzten die Versuche der iranischen Delegation, diese Taten herunterzuspielen. Ebrahim Mehtari selbst hat Iran einige Monate nach der Wahl 2009 verlassen, weil er sein Leben gefährdet sah und unter großem psychischem Druck stand. Er lebt derzeit in Paris.
„Als ich gestern Nacht in Paris aus dem Haus ging, wurde ich nach drei- oder vierhundert Metern von zwei Männern angegriffen. Sie stachen mit dem Messer auf mich ein, in mein linkes Bein, die rechte Wade, auf den Brustkorb, in den Arm. Dann schlangen sie ein Seil um meinen Hals und wollten mich strangulieren, als plötzlich von weitem eine Sirene zu hören war (ich weiß nicht genau, woher das Geräusch kam), woraufhin sie wegrannten. Als sie fort waren, schleppte ich mich trotz meines Zustandes in ein Hotel, und die Leute an der Rezeption riefen sofort die Polizei, die mich dann in ein Krankenhaus brachte“, berichtet Mehtari der Kampagne.
Im vergangenen Monat nahm Ebrahim Mehtari während eines Vorbereitungstreffens des Menschenrechtsrats an einer Gesprächsrunde
teil, die die Internationale Kampagne für Menschenrechte im Iran organisiert hatte. Diese Sitzung wurde von zahlreichen Diplomaten besucht und war eine der Veranstaltungen zur Menschenrechtslage im Iran, die den größten Anklang fand.
Während des Treffens gab Mehtari einen detaillierten Bericht über Folter und
sexuellen Missbrauch, die er während seiner Haft erleiden musste. Dabei waren im Publikum auch einige Diplomaten anwesend, die nächste Woche über die Iran-Resolution abstimmen werden.
„Zuerst fragte mich einer der Angreifer, ob ich Iraner sei. Bevor ich mich zu ihm umdrehen konnte, gingen sie mit dem Messer auf mich los und schlugen auf mich ein. Das kam alles so überraschend, dass ich mich nicht erinnern kann, wie die Männer aussahen. Das Ganze dauerte nicht mehr als drei oder vier Minuten. Aufgrund der Art und Weise des Angriffs denke ich, dass sie es ernst meinten und mich nicht nur einschüchtern wollte,“ so Ebrahim Methari gegenüber der Kampagne. Einer der Angreifer sei Iraner gewesen.
Angriffe und körperliche Gewalt gegen iranische Aktivisten, die außerhalb Irans politisch tätig sind, kamen leider bereits in der Vergangenheit vor. ICHRI ist sehr besorgt, dass dieser Vorfall mit Ebrahim Mehtaris aufrichtigen Bemühungen zusammenhängt, Menschenrechtsverletzungen im Iran aufzudecken und bekannt zu machen, und dass der Angriff gegen ihn andere Zeugen davon abhalten soll, an die Öffentlichkeit zu gehen, so dass Gewalt und Folter im Iran unvermindert weiter gehen können.
Veröffentlicht bei International Campaign for Human Rights in Iran am 19. März 2011
Quelle (Englisch): http://www.iranhumanrights.org/2011/03/post-election-prison-torture-victim-attacked-by-knife-in-paris/
Deutsche Übersetzung: Elli Mee
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