Irans Ziel sei es, die Bildung jeglicher Opposition in Europa zu verhindern, auch in Norwegen, erklärt der frühere Konsul der iranischen Botschaft in Norwegen dem Fernsehsender NRK.
Asylbewerber werden gezielt angeworben, um Mitglieder der iranischen Opposition in Norwegen zu überwachen.
Im Kasper-Asylzentrum in Moss sind zahlreiche Asylbewerber angekommen, die vor dem iranischen Regime geflohen sind. Im Mai letzten Jahres tauchte dort ein Mann auf, der iranische und afghanische Asylbewerber fragte, ob sie Hilfe benötigten. Sie bekamen kostenlose SIM-Karten und Hilfe bei ihren Asylanträgen. Zu spät merkten die Asylbewerber, dass der Mann für iranische Behörden in Norwegen tätig war.
Tonaufnahmen
NRK ist mit einem iranischen Asylbewerber in Kontakt, der in die Falle gegangen ist und der nun bereit ist, seine Geschichte zu erzählen. Er hatte ein Angebot bekommen, dass er schwer ablehnen konnte:
– „Sie baten mir Bargeld an und wollten meine Anwaltskosten übernehmen. Sie sagten mir, wenn ich kein Asyl bekäme, könnten sie mir dabei helfen, in einem anderen Land Asyl zu beantragen. Bei einem der Treffen überreichten sie mir Geräte, um Tonaufnahmen zu machen,“ berichtet er NRK.
Als Gegenleistung verlangte man von ihm, Treffen iranischer Oppositionsgruppen in Norwegen aufzuzeichnen. Er sollte auch Namen von Personen weitergeben, die innerhalb der iranischen Opposition in Norwegen eine wichtige Rolle spielen.
„Die Botschaft kann helfen“
Er zweifelt nicht daran, dass hinter dem Versuch, ihn für illegale Abhörmaßnahmen gegen iranische Oppositionelle in Norwegen zu gewinnen, die iranische Botschaft steht.
– „Ich sagte ihnen, dass die Tonaufnahmen Spionage seien und dass dies in Norwegen strafbar sei. Wer würde mir denn helfen, wenn mich die Polizei festhält? Sie versicherten mir, dass die Botschaft mich in diesem Fall unterstützen würde.“
Der Asylbewerber bekam speziell den Auftrag, den abtrünnigen Diplomaten Mohammad Reza Heydari zu überwachen, der früher für die iranische Botschaft in Oslo tätig war.

Der abtrünnige iranische Diplomat Mohammad Reza Heydari soll speziell überwacht werden. Foto: Tore Linnerud
Eine starke Opposition soll verhindert werden
Heydari bestätigte gegenüber NRK, dass der Iran eine umfassende Spionagetätigkeit in oppositionellen Kreisen in Norwegen unterhält, und dass dafür gezielt Menschen in Notsituationen rekrutiert werden.
– „Die Anwerbungsversuche der iranischen Botschaften im Ausland richten sich an Menschen, die wirtschaftliche Schwierigkeiten haben oder die an psychischen Problemen leiden, weil sie nicht mehr in den Iran reisen können. Eine andere Methode besteht darin, solche Personen über Verbindungsleute anzusprechen, die mit der Botschaft in Kontakt sind. Diese Menschen werden für das Ziel der iranischen Regierung missbraucht, Uneinigkeit und Konflikte zwischen den Oppositionsgruppen in Norwegen zu stiften,“ sagt Heydari.
Nach der Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad im Jahr 2009 hat der Iran die Überwachung der Opposition außerhalb des Landes durch seine diplomatischen Vertreter verstärkt. Dies gilt auch für Norwegen, wie Quellen aus dem iranischen Oppositionsmilieu NRK berichteten.
– „Iran betreibt eine Politik gegen seine eigenen Bürger im Ausland, die die Bildung einer starken Opposition gegen das Regime mit allen Mitteln verhindern soll.“
Auch der Sicherheitsdienst der norwegischen Polizei (PST) ist mit dem Problem der sogenannten Flüchtlingsspionage vertraut. Gemäß den Informationen, die NRK vorliegen, beobachtet der PST die Flüchtlingsspionage Irans mit besonderer Aufmerksamkeit.
– „Es ist mir wichtig, dass die norwegische Bevölkerung von diesem Problem erfährt,“ meint der Flüchtling, mit dem NRK gesprochen hat.
NRK hat im Zusammenhang mit der Angelegenheit Kontakt zur iranischen Botschaft in Oslo aufgenommen. Diese wollte den Inhalt der Reportage bisher nicht kommentieren.
Deutsche Übersetzung: Elli Mee
Quelle (Englisch): http://germantoenglish.wordpress.com/2011/04/01/
Originalartikel (Norwegisch): http://www.nrk.no/nyheter/norge/1.7572429, 30. März 2011
Pingback: Wie die Deutsche Bundesbank den Haghani-Gangstern 9 Milliarden € besorgt