Zamaaneh, 9. Mai 2011 – Nachdem vor Kurzem Berichte über sexuelle Übergriffe und kritische hygienische Zustände in iranischen Gefängnissen an die Öffentlichkeit gelangten, werden die dort herrschenden furchtbaren Zustände von den Medien aufgegriffen.
Die oppositionelle Webseite Jaras hat einen Brief des inhaftierten Journalisten Mehdi Mahmoudian veröffentlicht, der im Gefängnis Rajai Shahr in Karaj eine fünfjährige Haftstrafe ableistet. In seinem an den iranischen obersten Führer Khamenei gerichteten Brief schreibt Mahmoudian, die Vergewaltigung junger Männer in Rajai Shahr sei eine „akzeptierte und verbreitete tägliche Praxis“, die von Gefängnisbeamten völlig ignoriert werde.
In seinem im vergangenen September verfassten, aber erst jetzt veröffentlichten Brief schreibt das inhaftierte Mitglied der Reformpartei IIPF (Islamische Iranische Partizipationsfront): „Ich weiß nicht, welches Schicksal mich nach diesem Brief erwartet“, doch jedes Wort, das er schreibe, entspreche der Wahrheit.
Mahmoudians journalistische Recherchen und Berichte waren maßgeblich für die Aufdeckung der in der berüchtigten Haftanstalt Kahrizak im Sommer 2009 begangenen Verbrechen. Mindestens drei Gefangene [junge Demonstranten, d. Übers.] waren unter Folter gestorben. Mahmoudian hatte zudem über die angeblichen Massenbegräbnisse ermordeter Demonstranten berichtet. Er ist seit September 2009 in Haft.
Die oppositionelle Webseite Kalemeh berichtet von einem Schreiben von Angehörigen weiblicher Gefangener im Gefängnis Gharchak in Varamin an die „Islamische Menschenrechtskommission“. In dem Brief wird die „humanitäre Katastrophe“ beschrieben, die sich in diesem Gefängnis abspielt. Kalemeh zufolge wird in dem Brief beschrieben, wie Gefangene geschlagen werden und dass es weder angemessenes Essen noch sanitäre Einrichtungen dort gebe.
„In diesem Gefängnis gibt es für 600 Frauen 4 Badezimmer, die für alles genutzt werden müssen, was mit Waschen zu tun hat – Baden, Kleider waschen, Geschirr spülen“, schreiben sie. „Den größten Teil des Tages ist im Gefängnis das Wasser abgestellt.“
[Anm. d. Übers.: Eine englische Übersetzung des Kalemeh-Artikels und des Briefes findet sich bei Banooye Sabz]
Die Behandlung iranischer Gefangener hat sich seit den Protesten gegen den vermuteten Wahlbetrug bei der Präsidentschaftswahl von 2009 dramatisch verschlechtert, was die Kritik verschiedener internationaler Gruppen auf den Plan rief. Die Behörden der Islamischen Republik lassen bisher keine externen Begutachtungen ihrer Gefängnisse zu.
Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 9. Mai 2011
Quelle (Englisch): http://radiozamaneh.com/english/content/opposition-reports-dreadful-conditions-iranian-prisons
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