RFE/RL, 12. August 2011 – Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hatte am 10. August für das seit vier Tagen von Unruhen geschüttelte Großbritannien einen guten Rat: „Hört auf die Stimme des Volkes und gebt ihnen Freiheiten.“ Er warf der britischen Polizei „barbarische“ Aggression gegen Demonstranten vor.
Auch Brigadegeneral Mohammad Reza Naghdi, Chef der den Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) unterstellten iranischen paramilitärischen Milizen (IRGC), hat jetzt in den Teheraner Chor der Kritik an der britischen Regierung eingestimmt.
Naghdi, der Berichten zufolge bei einer blutigen Aktion gegen die Aufstände in Teheran von 1999 selbst eine Schlüsselrolle bei einem Angriff auf die Wohnheime der Teheran-Universität gespielt hat, bietet an, seine Ashura-Bataillone als Friedenstruppen nach London zu schicken.
Diese ausschließlich aus Männern bestehenden Bataillone sind speziell für den „Schutz von Wohngebieten in Notfällen“ ausgebildet. In Wirklichkeit sind es Sondereinheiten der Basijis, die nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl von 2009 oft für die Unterdrückung von Demonstrationen eingesetzt wurden. Sie und andere Einheiten der Basij-Milizen sind die erste Verteidigungsfront des Regimes gegen potenzielle Demonstranten und Dissidenten. Die aus weiblichen Basijis bestehenden Al-Zahra-Bataillone haben ähnliche Aufgaben.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars Newserklärte der General vor versammelten Offizieren der Basijis: „Leider gehen die Verbrechen und die Gewalt des diktatorischen königlichen Regimes in England gegen die benachteiligte Bevölkerung des Landes mit voller Kraft weiter. Nicht nur sind die Ratschläge mitleidiger Menschen bezüglich des Vorgehens der Offiziellen und der Unterdrückung seitens der Polizei dieses Regimes fruchtlos geblieben – wir haben außerdem gesehen, wie die benachteiligten Bevölkerungsteile als Diebe und Plünderer hingestellt wurden.“
„Wenn die UN-Generalversammlung einverstanden ist, sind wir bereit, einige unserer Ashura- und Al-Zahra-Bataillone als Friedenstruppen und Puffer zwischen der Bevölkerung Englands und ihrem unterdrückerischen königlichen Regime nach London, Liverpool und Birmingham zu schicken“, so Naghdi weiter.
Der General nutzte auch gleich die Gelegenheit, um der britischen Regierung zu empfehlen, die Steuergelder lieber für die Bedürftigen aufzuwenden als zur Finanzierung des Senders BBC.
Nachdem Ahmadinejad der britischen Polizei vorgeworfen „barbarische Aggression gegenüber Demonstranten“ vorgeworfen hatte, ließ Großbritannien der iranischen Regierung ausrichten, sie begrüße die Möglichkeit, über das iranische Vorgehen bei Straßenprotesten zu sprechen.
In einem Schreiben an den iranischen Außenminister erklärte die britische Spitzendiplomatin in Teheran Jane Marriott, London begrüße diese „Offenheit“ auf iranischer Seite und hoffe, dass Teheran in diesem Geiste auch dem UN-Menschenrechtsberichterstatter für Iran, Ahmad Shaheed, die Einreise nach Iran gewähren werde.
Der frühere Außenminister der Malediven und jetzige Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Iran hat bislang keine Einreiseerlaubnis für Iran erhalten.
Hossein Aryan
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Radio Free Europe/Radio Liberty, 12. August 2011
Ich versuche mir vorzustellen, was Naghdis Kolonnen in Londons Straßen wohl tun würden. Ein besonders überzeugendes Bild stellt sich leider nicht ein – d. Übers.
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