RFE/RL, 17. August 2011 – Wasserschlachten und Wasserpistolen werden in Iran offenbar allmählich zu einem sensiblen Thema. Anfang des Monats waren mehrere junge Leute verhaftet worden, die in Teheran an einer öffentlichen Wasserschlacht teilgenommen hatten. Ihnen wurde vorgeworfen, gegen islamische Grundsätze und Normen verstoßen zu haben. Wenige Tage später wurde aus Bandar Abbas berichtet, dass dort 17 junge Leute verhaftet wurden, weil sie einander mit Wasser bespritzt hatten. Sie hatten Wasserpistolen und Flaschen dafür verwendet.
Nach diesen beiden Vorfällen warnte General Ahmad Rouzbahani, der Chef der iranischen Moralpolizei, die Polizei werde „mit Nachruck“ gegen derartiges Verhalten vorgehen und „nicht zulassen, dass so etwas an öffentlichen Plätzen oder irgendeinem anderen Ort in Iran“ passiert.
Eine Frau aus der iranischen Hauptstadt, die anonym bleiben möchte, berichtete der Rubrik „Persian Letters“, ein Ladenbesitzer in einem Einkaufszentrum in Shahrak Gharb habe sich vergangene Woche geweigert, ihr eine Plastik-Wasserpistole zu verkaufen, die ihre fünfjährige Tochter im Schaufenster gesehen hatte. Als Grund gab der Ladenbesitzer an, er habe Anweisung, keine Wasserpistolen zu verkaufen. Als sie versicherte, dass ihre Tochter die Wasserpistole nicht in der Öffentlichkeit tragen werde und dass niemand erfahren werde, dass sie aus diesem Geschäft stammt, sagte der Ladenbesitzer: „Ich will nicht, dass mein Laden geschlossen wird, weil ich eine Wasserpistole verkauft habe.“ Die Polizei wisse genau, wie viele Wasserpistolen er vorrätig habe, und er dürfe keine einzige entnehmen, auch nicht für seine eigenen Verwandten. Die Polizei habe regelmäßige Kontrollen angekündigt.
„Es gibt Bikinis für Frauen und Kinder, und sie sind nicht verboten. Aber Wasserpistolen sind eine andere Sache“, zitierte die Frau den Ladenbesitzer.
Warum der Ladenbesitzer die Wasserpistole im Schaufenster ausstellte, obwohl er sie nicht verkaufen will, ist nicht bekannt. Möglicherweise hatte er noch keine Zeit gehabt, sie zu entfernen.
Und wie üblich begegnen die Iraner den zeitweise absurden Situationen mit Humor. Zur neuesten Wasser-Problematik kursiert folgender Witz:
„Ein Mann kommt in einen Laden und verlangt eine Flasche Wasser. Der Verkäufer wickelt die Flasche in eine Zeitung und gibt sie ihm. Der Kunde fragt: „Warum wickeln Sie sie ein? Es ist doch kein Alkohol.“ Darauf der Ladenbesitzer: „Ich weiß, aber es ist sehr gefährlich geworden. Sie könnten dafür länger ins Gefängnis kommen als für Alkoholbesitz.“
Golnaz Esfandiari, Mehrdad Mirdamadi
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Radio Free Europe/Radio Liberty, 17. August 2011
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