Zamaaneh, 2. September 2011 – Iranische Abgeordnete für den Bezirk Oroumiyeh haben die gesamte iranische Bevölkerung aufgerufen, sie bei der Bekämpfung der fallenden Wasserstände im Urmia-See zu unterstützen.
Nader Ghazipour erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur ILNA, der See gehöre der gesamten Bevölkerung Irans, und alle müssten bei der Rettung dieses Naturerbes mitwirken.
Die Einleitung von Wasser aus den Flüssen Aras und Prianshahr sei der einzige Weg, um den See zu retten, so Ghazipour. „Der Plan wird von den entsprechenden Ministerien und von der Landwirtschaftlichen Kommission geprüft. Sobald dieses Wasser in den See eingeleitet wird, wird es nicht mehr notwendig sein, aufgestautes Wasser abzulassen.“
Ghazipour erklärte, die Abgeordneten des Parlaments würden danach beurteilt werden, wie sie in dieser Frage abstimmen; jeder Widerstand gegen den Plan werde ihren Rückhalt in der Bevölkerung bei den nächsten Parlamentswahlen schwächen.
Unterdessen wird der Plan von mehreren Lagern kritisiert. Die Tageszeitung Eghtesad-e Pouya („Dynamische Wirtschaft“) griff den Vorschlag in einem Leitartikel an. Verantwortlich für das Problem seien der Gesetzgeber und alle, die im Interesse der Deckung des Bedarfs von Landwirtschaft und Anwohnern immer wieder die Umleitung von Zuflüssen des Sees gefordert haben, so der Artikel. „Genau diese Leute haben immer wieder auf die verschiedenen Regierungen Druck ausgeübt, damit die Überquerung über den Urmia-See gebaut wird und man etwas schneller von Oroumiyeh nach Tabriz gelangt“, heißt es in dem Leitartikel. „Waren es nicht diese Abgeordneten, die wollten, dass die Regierung den Wassermangel und die Austrocknung der Obstgärten in Maragheh und anderen Städten der Provinz bekämpft? Waren es nicht die Menschen, die in der Nähe des Sees leben, die immer mehr Wasser verlangten, ohne danach zu fragen, wo es herkam?“
Der Leitartikel erkennt die desaströsen Folgen einer Austrocknung des Urmia-Sees an, „aber es ist keine Lösung, den Aras-Fluss auszutrocknen und andere fruchtbare Regionen zu zerstören. Eine Lösung wäre, unseren Wasserverbrauch zu reduzieren, Wasser zu sparen und dem Energieministerium zu erlauben, gestautes Wasser in den See fließen zu lassen, wo es hingehört.“
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Radio Zamaaneh, 2. September 2011
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Der Urmia-See
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Online- Petition für die Rettung des Urmia-Sees:
http://www.ipetitions.com/petition/urmugulu/
Petitionstext auf Deutsch:
„Unterschriftsgskampagne zur Rettung des Urmu-Sees
Rettung des Urmu-Sees ist Rettung der Menschheitserbe auf unserem Planet. Unser Planet braucht die Hilfe und Solidarität aller Menschen zur Rettung und Erhaltung des Urmu-Sees.
Der Urmu-See im Provinz Aserbaidschan im Nordwesten Irans: Mit einer Fläche von knapp 5.470 Quadratkilometern ist er rund zehnmal größer als der Bodensee und zwanzigstgrößte Binnensee der Erde.
Sowjetische Planwirtschaft verursachte einer der größten Umweltkatastrophe der zwanzigsten Jahrhundert im Mittelasien. Der Aral-See mit ursprünglich rund 68.000 km² der viertgrößte Binnensee der Erde. 1990 wies der Aralsee nur noch eine Fläche von etwa 36.000 km² auf.
Das gleiche Schicksal erwartet der Urmu-See. Der See ist 140 Kilometer lang, 55 Kilometer breit bei einer durchschnittlichen Tiefe von nur rund sieben Metern. Der tiefste Punkt ist 16 m Sein Wasserspiegel liegt auf 1280 Metern über NN. Der Salzgehalt des Sees beträgt bis zu 30 Prozent, was etwa dem Niveau des Toten Meer entspricht. Dem hohen Salzgehalt trotzen allerdings Salinenkrebse. An seinen Ufern finden sich häufig Salzablagerungen
Es gibt im Iran praktisch kein Umweltbewusstsein, die wenigen Umweltschutzgruppen werden vom Staat genau überwacht. Mehr als kleine Protestaktionen und Aufklärungskampagnen sind praktisch unmöglich.
Mit dem Sinken des Wasserstands und die zunehmende Versalzung wird ein Leben für Mensch und Tier unmöglich. Nur Algen und kleine krebsartige Würmer leben noch in diesem Schlamm. Hier an diesem See machten die Flamingos für Monate Rast, auf ihrem Weg nach Sibirien Hier legten sie ihre Eier. Der See bot ihnen genügend Nahrung, auch ihre Hauptnahrung: Artemia, ein kleiner Wurm, der voll von Protein ist. Die Zeit, in der hier Hirsche und Widder und Flamigos, Pelikane und andere Vögel zu Hunderttausenden lebten, scheint endgültig vorbei zu sein. Dazu taucht seit einiger Zeit ein neues Phänomen auf. Der See verfärbt sich rot und keiner weiß warum. Einige vermuten, es liege an einer Algenart, andere sagen es seien Magnesiumverbindungen, denn die Konzentration der magnesiumhaltigen Salze hat sich dramatisch erhöht. Die Salzbrisen vom See und das Salz, das in das Grundwasser eindringt, lassen die Pflanzen vertrocknen und damit schadet Versalzung der Landwirtschaft in der Region.
Experten warnen seit langem davor, dass es neben natürlichen Faktoren, wie zu wenig Regen und globaler Erwärmung, vor allem menschliche Faktoren sind, die dem See das Leben rauben. Ein von Menschen gemachtes Problem ist die Straße quer über den See. Ein großer Teil wurde aufgeschüttet, quasi als Damm, und ein kleiner Teil sollte als Brücke den Wasseraustausch zwischen beiden Seeteilen ermöglichen. Doch dann wurde – gegen alle Absprachen und gegen jede Logik – auch unter der Brücke ein Damm aufgeschüttet. Wasseraustausch – Fehlanzeige. Sieben Staudämme rund um den Urmu-See verhindern, dass Frischwasser nach fließt.
Die Situation verschlechtert sich von Tag zu Tag und die Regierung in Tehran ignoriert das Problem, schaut tatenlos zu und unternimmt nicht. Das Trocknen und Versalzung des Urmu-Sees wird über 10 Miliarden Tonen Salz hinter lassen. Es wird zu einer Umweltkatastrophe in großes Ausmaß nicht nur an Menschen, Natur, Fauna und Flora in Region sondern in ganzen Nachbarländern führen.
Wir appellieren an alle Menschen, Umweltschutzorganisationen: Uns helfen und iranische Regierung darauf dringen etwas gegen bevorstehende Umweltkatastrophe zu unternehmen und das Leben der Aserbaidschaner im Region zu schützen, bevor es spät ist.“
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