Kalemeh, 23. Oktober 2011 – Weil der politische Gefangene Sayed Mohammad Ebrahimi Einzelheiten über die von ihm erlittene Folter in der dem Geheimdienstministerium unterstehenden Abteilung 209 des Evin-Gefängnisses enthüllt hatte, wurde er vor wenigen Tagen vom Untersuchungsrichter des Gefängnisses vorgeladen und bedroht.
Laut Kalemeh vorliegenden Berichten wurde der Ebrahimi von einem Vertreter des Revolutionsgerichts – einem Geistlichen – verhört und bedroht.
Der Justizbeamte habe Ebrahimi aufgefordert, seine Berichte über die erlebte Folter zu dementieren. Die Berichte hatten im Internet große Aufmerksamkeit erregt. Ebrahimi habe es abgelehnt, seine Foltervorwürfe zurückzunehmen, woraufhin ihm von dem Justizbeamten mit vielen Jahren Haft gedroht wurde. Sollte er seine Vorwürfe zurücknehmen, werde er in Kürze entlassen. Ebrahimi habe das Angebot zurückgewiesen.
Hauptanklagepunkt gegen Ebrahimi ist seine Verbindung zu den „Müttern vom Laleh-Park“ (die „Trauernden Mütter“) und seine Funktion als Verbindungsglied zwischen den Müttern und Mir Hossein Moussavi.
Die „Mütter vom Laleh-Park“ sind eine Gruppe von Müttern, die bei den Ereignissen nach der Präsidentschaftswahl von 2009 ihre Kinder verloren haben, deren Kinder verhaftet, inhaftiert oder vermisst sind. Sie fordern die Freilassung aller Gewissensgefangenen und öffentliche Verfahren gegen die Verantwortlichen für die Tötung und Folter ihrer Kinder.
Vor wenigen Tagen hatte Mohammad Ebrahimis Schwester in einem Interview mit der Webseite Jaras Einzelheiten über die von ihrem Bruder erlebte Folter in Abteilung 209 preisgegeben. Daraufhin hatte es gegen ihren Bruder neue Drohungen gegeben.
„Zwei Wochen, nachdem mein Vater meinen Bruder in diesem furchtbaren Zustand in der Psychiatrie gesehen hatte, starb er vor Kummer“, hatte die Schwester in dem Interview gesagt. „Nach dem Besuch bei meinem Bruder hatte er unaufhörlich geweint und immer wieder gesagt ‚Seht, was sie mit meinem Sohn gemacht haben‘. Die Ärzte sagen, dass er infolge von Depressionen und großem Kummer gestorben ist. Sein Tod ist jetzt vier Monate her, und auch meiner Mutter geht es sehr schlecht.“
„Sieben Monate nach der Verhaftung meines Bruders hatten wir keinerlei Information über seine Situation. Nach sieben Monaten fanden wir heraus, was mit ihm geschehen war. Er erzählte uns, dass er in Einzelhaft gefoltert wurde. Er wurde so oft und heftig geschlagen, unter anderem auf den Kopf, dass er jetzt Konzentrationsstörungen hat.“
Ebrahimi verbrachte die ersten sieben Monate seiner Inhaftierung in Einzelhaft in Abteilung 209 von Evin, bevor er in die allgemeine Abteilung 250 verlegt wurde.
Vor zwei Monaten wurde er erneut zum Verhör in Abteilung 209 verlegt. Die Verlegung in den Hochsicherheitstrakt des Geheimdienstministeriums nach Abschluss der Untersuchungen und Verhöre und der anschließenden Verlegung in die allgemeine Abteilung ist rechtswidrig.
Bis heute ist gegen Ebrahimi kein Urteil ergangen, und er befindet sich in ungeklärter Situation in Abteilung 350. Nach Angaben seiner Mithäftlinge ist er in einem sehr schlechten körperlichen und psychischen Zustand.
Mehr zur Folter Mohammad Ebrahimis in Abteilung 209
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle/Übersetzung ins Englische: Persian Banoo
Persisch: Kalemeh
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