40 Tage nach seiner Freilassung leidet Ashkan Zahabian noch unter den psychologischen Folgen der Haft

Ashkan Zahabiyan vor seinem Gefängnisaufenthalt (l.) und nach weniger als 6 Monaten Haft (r.)

Kalemeh, 2. Dezember 2011– Täglich hört man aus dem gesamten Land von den körperlichen und psychischen Schäden, unter denen politische Aktivisten, zivile Aktivsten und Journalisten während und nach ihrer Haft als politische Gefangene zu leiden haben. Am schlimmsten sind die unbekannteren Gefangenen betroffen.

Obwohl viele neue Informationen über die Folterungen an Gefangenen an die Öffentlichkeit gelangt sind, haben weder die Justiz- noch die Gefängnisbehörden bisher darauf reagiert. Sie ignorieren die entsprechenden Berichte und propagieren weiterhin religiösen Eifer [eigtl. „riotousness“, d. Übers.] und moralische Werte.

Zwar gelangen immer wieder neue besorgniserregende Berichte über die grausame Behandlung politischer Gefangener an die Öffentlichkeit, aber viele Gefangene schweigen über das Erlebte und sprechen aus Angst vor Repressalien oder erneuter Verhaftung nicht über Einzelheiten der von ihnen erlittenen Folterungen und die Auswirkungen.

Der jüngste solche Fall ist der des Studenten Ashkan Zahabian, der vor einiger Zeit aus dem Gefängnis entlassen wurde. Ashkan leidet an den Folgen von Repression und Folter im Gefängnis und an den Nachwirkungen eines Hungerstreiks, den er während seiner Haft absolvierte.

Ashkan Zahabian, Mitglied des Generalrates der Studentenvereinigung „Daftar-e-Tahkime Vahdat“ war am 21. September 2011 aus dem Gefängnis entlassen worden. Zuvor war er zwei Monate lang illegal und in Einzelhaft in der Haftanstalt Shahid Kachoui in der nordiranischen Stadt Sari sowie vier Monate lang zusammen mit Schwerstkriminellen im Gefängnis Mati Kala in Babol (ebenfalls Nordiran) festgehalten worden.

Heute leidet Ashkan an mehreren gesundheitlichen Problemen, die nach Auffassung von Ärzten eine direkte Folge der im Gefängnis erlittenen Folter sind.

Infolge langer und wiederholter Verhörsitzungen, der unmenschlichen Behandlung im Gefängnis und der langen Einzelhaft stottert Ashkan auch 40 Tage nach seiner Freilassung. Vor seiner letzten Verhaftung am 2. Mai 2011 hatte er noch nicht gestottert. Wegen seines Stotterns, das sich in weniger als 6 Monaten Haft eingestellt hat, befindet er sich in neurologischer und logopädischer Behandlung.

Schon in den letzten Tagen seiner Haft litt Ashkan zudem an heftigen Schmerzen in der Leber, die bis heute anhalten. Nach Angaben der Ärzte haben die unhygienischen Bedingungen im Gefängnis, aber auch sein Hungerstreik und die nicht erfolgte Impfung vor seiner Inhaftierung dazu geführt, dass Ashkan eine Hepatitis A und Magenprobleme entwickelt hat.

Zur Zeit wird die Hepatitis von Spezialisten behandelt.

Außerdem hat er sich infolge der mangelhaften hygienischen Bedingungen im Gefängnis eine Hautkrankheit zugezogen.

Verhaftet wurde Ashkan Zahabian, der auch Mitglied im Rat für das Recht auf Bildung ist, am 2. Mai 2011 von Mitarbeitern der Geheimdienstzentrale der nordiranischen Provinz Mazandaran. Er wurde zunächst in die Haftanstalt des Geheimdienstministeriums der Stadt Sari gebracht, wo er zwei Monate unter großem psychischen und physischem Druck in Einzelhaft verbrachte. Nach Beendigung seiner Verhöre kam er ins Gefängnis Mati Kala in Sari.

Nachdem er mehr als die Hälfte seiner sechsmonatigen Haftstrafe abgeleistet hatte, trat er aus Protest gegen seine illegale Inhaftierung und Unterbringung mit Schwerkriminellen im Gefängnis von Sari in einen Hungerstreik.

Am zweiten Tag seines Hungerstreiks verschlechterte sich sein Zustand. Doch anstatt ihn ärztlicher Obhut zu übergeben, wurde er in Einzelhaft verlegt, wo sich sein Zustand weiter verschlechterte und er schließlich bewusstlos wurde.

Während Ashkan sich im Hungerstreik befand, sprach sein Vater mit der oppositionellen Webseite Kalemeh. „Mein Sohn ist in einer bedrohlichen Situation, und sein Leben ist in Gefahr. Stellen Sie sich vor, Sie wären mit 60 gefährlichen und zum Tode verurteilten Kriminellen zusammen inhaftiert. Seine Zellengenossen haben sich gewundert, wer dieser junge Mann wohl sein könnte. Erst später haben sie herausgefunden, dass er ein politischer Gefangener ist. Ich mache mir sehr große Sorgen um meinen Sohn, seine Situation ist bedrohlich. Ich wünschte, die Medien würden mehr darüber berichten und seinen Fall öffentlich machen.“

Ashkans Mutter sagte gegenüber Kalemeh, ihr Sohn habe nur Mir Hossein Moussavi und Mehdi Karroubi [oppositionelle Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl 2009, d. Übers.] unterstützt. „Sie haben ihn gefragt, warum er Ayatollah Sanei und Vahid Khorasani zu Hause besucht hätte. Ist das etwa ein Verbrechen? Diese beiden Herren galten noch vor nicht allzu langer Zeit als gute Menschen. Wieso sind sie plötzlich so schlecht, dass es ein Verbrechen ist, sie zu besuchen?“

Ashkan, der sich für den Wahlkampf des Präsidentschaftskandidaten [der Wahl vom 12. Juni 2009] Mehdi Karroubi engagiert hatte, ist bisher drei Mal verhaftet worden. Das erste Mal wurde er bei einer Studentendemonstration an der Universität Mazandaran am 16. Juni 2009 verhaftet. Bei der Verhaftung wurde Gewalt angewendet, er wurde heftig geschlagen und war bewusstlos, als Geheimdienstagenten ihn wegbrachten.

Weder vor noch während seiner Gerichtsverhandlung durfte er seinen Anwalt sehen, eine Verteidigung wurde ihm nicht genehmigt. Das Revolutionsgericht Babol verurteilte ihn in Abwesenheit zu sechs Monaten Gefängnis. Er wurde über den Termin seiner Gerichtsverhandlung nicht infomiert und hatte keine Möglichkeit, sich vor Gericht zu verteidigen.

Am 2. November 2009 wurde Ashkan erneut verhaftet, dieses Mal wegen Gefährdung der nationalen Sicherheit durch Gründung der Islamischen Gesellschaft der Nördlichen Provinzen.

Im Jahr 2008, als er Mitglied des Zentralrats der Islamischen Gesellschaft der Ferdowsi-Universität und des Medizinischen Instituts in Mashhad war, wurde er der Universität verwiesen und an die Universität Mazandaran zwangsversetzt.

Nach zwei Semestern in Mazandaran und mit insgesamt 120 Credit Points wurde Ashkan der Universität verwiesen.

Am 2. Mai 2011 wurde Ashkan zum dritten Mal verhaftet. Der Vorwurf dieses Mal: Sein Treffen mit Großayatollahs in Qom.

Übersetzung aus dem Englischen
Quelle/Übersetzung ins Englische: Persian Banoo
Persisch: Kalemeh

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