GVF, 2. Januar 2012 – Die spürbare Verlangsamung des Internets in Iran in den letzten Wochen könnte mit den Bemühungen der iranischen Behörden zusammenhängen, mit der Einführung eines „nationalen Internets“ das World Wide Web zu verdrängen.
Wie die halbamtliche studentische Nachrichtenagentur ISNA berichtet, hat das Ministerium für Kommunikation und Informationstechnologie erklärt, man arbeite an der Verbesserung der Internetdienste und bemühe sich um Lösungen für die in letzter Zeit aufgetretenen Probleme der iranischen Nutzer.
Viele befürchten allerdings, dass die aktuelle Verlangsamung des Internets in Iran ein Zeichen für eine noch striktere Kontrolle von Inhalten und eine künftig noch schärfere Zensur und Überwachung von Regimekritikern sein könnte.
In einem Bericht der Tageszeitung Roozegar heißt es unter Berufung auf Offizielle aus dem Telekommunikationssektor, Grund für die Verlangsamung des Internet sei die bevorstehende Inbetriebnahme des „sauberen“ bzw. „nationalen“ Internets, die schon in etwa 2 Wochen erfolgen könnte.
Im Februar 2011 hatte Reza Bagheri Asl, der Direktor des Forschungsinstituts des Kommunikationsministeriums, erklärt, mit der Einführung des sogenannten „nationalen Internets“ würden 60 Prozent der iranischen Haushalte und Unternehmen in das interne Netzwerk eingebunden. Innerhalb von zwei Jahren würde auch der Rest des Landes folgen.
Nach Auffassung der in Paris ansässigen Medienorganisation „Reporter ohne Grenzen“, die Iran einmal als „Feind des Internet“ bezeichnet hatte, zeigt das Projekt, dass „das Regime alle Sektoren der Informationsverbreitung mit einer totalen Zensur belegen“ wolle.
Am Sonntag zitierte die iranische IT-Nachrichtenagentur den iranischen Minister für Kommunikation und Informationstechnologie Reza Taghipour Anvari mit den Worten, das neue nationale Internet werde „die im Netz vorherrschende Dunkelheit in Führung und Licht verwandeln.“
Iran ist mit seiner ausgeklügelten Onlinezensur nach wie vor führend in der Welt. Zehntausende Webseiten, die nach Ansicht der Regierung unerwünscht sind, sind blockiert. Oppositionelle Webseiten, unter anderem auch die Webseite „Green Voice of Freedom“, werden regelmäßig zur Zielscheibe von Cyberattacken.
Im Sommer 2011 hatte die niederländische Regierung mitgeteilt, dass Internetznutzer in Iran über fünf Wochen lang von einem oder mehreren Hackern ausspioniert worden waren. Die Hacker hatten den über G-Mail oder andere Google-Dienste verbreiteten Datenverkehr mitgeschnitten. Nach Expertenmeinung sollten diese Attacken das iranische Regime bei der Überwachung von Internetnutzern unterstützen.
Während der Unruhen nach der gefälschten Präsidentschaftswahl von 2009 hatten die Behörden regelmäßig durch Einstellung der Internet- und Kurznachrichtendienste die Kommunikation behindert.
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Green Voice of Freedom
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