Tabubruch: Geteilte Reaktionen auf Nacktfoto iranischer Schauspielerin

Golshifteh Farahani löste mit ihrem Kurzauftritt in einem künstlerischen Foto- und Videoprojekt Diskussionen aus

RFE/RL, 19. Januar 2012 – Die in Paris lebende iranische Schauspielerin Golshifteh Farahani hat für ihren hüllenlosen Auftritt in einem französischen Magazin und die Veröffentlichung des Fotos auf ihrer Facebook-Seite sowohl Lob als auch Kritik eingeheimst.

Die iranischen Behörden hätten ihr mitgeteilt, dass sie nicht nach Iran zurückkommen solle, so Farahani, die letztes Jahr nach Paris gezogen war.

„Ein Mitarbeiter des Ministeriums für Kultur und islamische Führung hat mich darüber informiert, dass Iran keine Schauspieler und Künstler braucht und dass ich meine künstlerischen Dienste anderswo anbieten solle“ wurde die Schauspielerin in mehreren Medien zitiert.

Der Skandal brach aus, nachdem Farahani – die zusammen mit Leonardo DiCaprio in dem Hollywood-Film „Body of Lies“ (2008) spielte – hüllenlos für das französische Magazin Madame Le Figaro posiert hatte. Die Aktion war Teil eines künstlerischen Projektes von Regisseur Jean-Baptiste Mondino, in dem Schauspielerinnen und Schauspieler sich entkleiden, um für sich und den Begriff der körperlichen und künstlerischen Freiheit zu werben. Auf dem Foto blickt Farahani, nur mit einem Ring bekleidet, den Betrachter mit rätselhaftem Ausdruck an, während sie ihre Brüste mit den Händen bedeckt.

Im Video tritt sie zusammen mit französischen Schauspielerinnen und Schauspielern auf und entblößt eine Brust. Foto und Video – innerhalb kürzester Zeit mit persischen Untertiteln versehen – verbreiteten sich über soziale Netzwerke unter Iranern.

Erhitzte Debatten
Sie lösten eine hitzige Debatte über persönliche Freiheit, Frauenrechte und die Einschränkungen aus, denen Frauen in Iran unterworfen werden, wo das islamische Regime ihnen strenge Kleidervorschriften auferlegt und viele Männer Frauen als ihr persönliches Eigentum betrachten.

„Das erste, was ich dachte, als ich das Foto sah, war ‚Bravo, Golshifteh!'“, sagt Maryam Mirza, eine in Deutschland lebende iranische Journalistin. „Mit ihrem Nacktfoto hat sie demonstriert, dass ihr Körper ihr gehört. Wir werden seit Jahren unterdrückt, die Moralpolizei schreibt uns seit Jahren vor, wie wir uns anzuziehen und zu benehmen haben. Und jetzt kommt eine Frau und sagt: Das ist mein Recht!“.

Auf Farahanis Facebook-Seite, wo sie das Foto am 17. Januar veröffentlichte, erhielt sie viel Lob für ihren „Mut, ein unter Frauen in islamischen Ländern herrschendes Tabu zu brechen“.

Andere Reaktionen waren weniger freundlich.

„Mir wird schlecht; du hast dein Land und deinen Körper verkauft. Es ist eine Schande für eine iranische Frau“, schrieb ein Mann.

Die mit den erzkonservativen iranischen Revolutionsgarden verbandelte halbamtliche Nachrichtenagentur Fars News wirft Farahani „Obszönität“ vor und beschuldigt sie, ihre „Keuschheit“ verkauft zu haben, um Aufmerksamkeit zu erregen. „Das Schicksal einer Schauspielerin, die ihr Land verlassen hat und nach Hollywood gegangen ist, ist Unmoral, nichts anderes“, schreibt Fars.

Selbst viele Iraner, die mit Farahanis Aktion sympathisieren, meinen, dass das zutiefst konservative Land für so einen Schritt möglicherweise noch nicht bereit ist.

„Selbst in der oberen Mittelschicht und unter Intellektuellen schreiben Männer ihren Frauen vor, bestimmte Dinge nicht zu tragen, weil sie zu viel preisgeben“, schrieb eine Teheranerin gegenüber RFE/RL per E-Mail. „Nacktaufnahmen, selbst wenn sie künstlerischen Zielen dienen, könnten für viele schwer zu verdauen sein.“

Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Radio Free Europe/Radio Liberty

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