RFE/RL, 27. Februar 2012 – Als der iranische Filmregisseur Asghar Farhadi für seinen Film „Eine Trennung“ bei den gestrigen Academy Awards den Oscar für den besten ausländischen Film entgegennahm, sagte er :
Tatsächlich erwähnte Farhadi in seiner Ansprache das iranische Atomprogramm mit keinem Wort. Er sagte:
„In diesem Moment schauen viele Iraner in der ganzen Welt auf uns, und ich glaube, dass sie sehr glücklich sind. Nicht nur wegen der Verleihung einer wichtigen Auszeichnung, wegen eines Films oder eines Regisseurs. Sie sind glücklich, weil in einer Zeit des Tauziehens, der Einschüchterung und der Aggressionen zwischen Politikern der Name ihres Landes – Iran – hier im Zusammenhang mit der glorreichen Kultur dieses Landes ausgesprochen wird – einer reichen und uralten Kultur, die unter dem dicken Staub der Politik aus dem Blickfeld verschwunden ist.
Ich widme diese Auszeichnung mit Stolz dem Volk meines Landes, dem Volk, das alle Kulturen und Zivilisationen trotz herrschender Feindseligkeit und Abneigung respektiert. Vielen Dank.“
Die von manchem Iraner auch als „False News“ titulierte Nachrichtenagentur Fars News, der nachgesagt wird, in Verbindung mit den iranischen Revolutionsgarden (IRGC) zu stehen, war offenbar nicht angetan von der eloquenten, über die politische Ebene hinausgehenden Ansprache Farhadis und peppte sie mit ein paar eigenen Zutaten auf.
Doch nachdem die Version auf sozialen Netzwerken aufgegriffen worden war und sich zum Bumerang entwickelte, ersetzte Fars sie durch eine neue Version ohne Bezüge zum iranischen Atomprogramm. Geistesgegenwärtige Blogger hatten allerdings bereits ein Screenshot der Geschichte gespeichert.
Die Erfindung von Fars stand jedenfalls in vollem Einklang mit der pro-atomaren, anti-westlichen Position des iranischen Establishments, das das iranische Atomprogramm zum wichtigsten Thema für die iranische Bevölkerung proklamiert hat.
Farhadi jedoch nutzte seinen kurzen Moment im globalen Scheinwerferlicht unter den Augen von geschätzten 1,2 Milliarden Fernsehzuschauern nicht, um diese Behauptung zu bestätigen.
Und als er in der anschließenden Pressekonferenz nach den Spannungen zwischen Iran und den USA gefragt wurde, wiederholte er noch einmal, dass seine Arbeit jenseits der Politik angesiedelt sei: „Was Sie ansprechen, spielt sich zwischen den Regierungen ab. Ich habe den Regierungen nichts zu sagen, denn ich bin der Meinung, dass dieser Film mit den Menschen kommuniziert. Ich glaube nicht, dass Politiker sich wirklich für das Kino interessieren oder seine Botschaft verstehen.“
Golnaz Esfandiari
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Radio Free Europe/Radio Liberty
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