RFE/RL, 9. März 2012 – Mit dem Schatten eines drohenden Krieges zu leben ist für die Iraner, von denen viele noch den blutigen Krieg mit Irak (1980 – 1988) in Erinnerung haben, nicht einfach.
Während Spekulationen über mögliche Militärschläge Israels oder der USA nicht abreißen, haben iranische Frauenrechtsaktivistinnen sich zu einer Internet-Kampagne auf YouTube zusammengeschlossen. In englisch untertitelten Videos sprechen die Frauen darüber, wie sehr insbesondere die Frauen in Iran durch einen Krieg oder auch schon die Möglichkeit eines Krieges von wachsender Armut, Not und Diskriminierung bedroht sind.
„Die Gewalt, der Frauen bisher ausgesetzt waren, hat sich verstärkt“, so eine Aktivistin in ihrem Video. „Unser Kampf gegen diskriminierende Gesetze geht zwar weiter, aber die Angst vor dem Krieg belastet das Leben und die psychische Verfassung der Frauen immer mehr.“
Eine andere Aktivistin befürchtet, dass ein Krieg dazu führen könnte, dass alle kritischen Stimmen zum Schweigen gebracht werden. „Der Krieg ist dafür da, dass Generäle sich voreinander brüsten und hervortun. Darum wird jede Stimme des Protestes oder der Kritik erstickt“, sagt sie in ihrem Video. „Ich bin gegen den Krieg, weil ich denke, dass der Klang der Stimmen von Männern und Frauen zu hören, die für Freiheit und Gleichberechtigung kämpfen, viel schöner ist als der Klang von Waffen.“
In einem weiteren Video schließt sich ein junger männlicher Aktivist seinen Kolleginnen an: „Der Krieg kostet Menschenleben, während Militarismus die Menschen ganz allmählich des Lebens beraubt“, sagt er.
Seit Monaten warnen iranische und internationale Akademiker und Aktivisten, dass ein Militärschlag gegen Irans Atomanlagen die schon jetzt katastrophale Menschenrechtslage in Iran noch weiter verschärfen könnte.
Der bekannte iranische Soziologe Hossein Ghazian, der selbst früher im Gefängnis saß, hatte im September 2011 gegenüber RFE/RL gesagt, eine militärische Aktion dem iranischen Establishment höchst willkommen wäre und der Demokratie im Land schaden würde: „Das Establishment hätte dann genügend Legitimität, Vorwände und Entschuldigungen für eine Unterdrückung seiner Gegner, erst recht, wenn die Angriffe von einem Feind im Ausland kämen. Es liegt in der politischen Kultur des iranischen Volkes, dass es sich gegen jede Art der Intervention von außen mobilisiert. Das iranische Establishment könnte sich diese Mobilisierung der Öffentlichkeit zunutze machen, nicht aber die Opposition.“
Seit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad in 2009 hat die Regierung die Unterdrückung kritischer Stimmen verstärkt, viele Oppositionsführer und Menschenrechtsaktivisten einsperren lassen und die Zensur verschärft.
Golnaz Esfandiari
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: http://www.rferl.org/content/iran_women_activists_say_no_to_war/24510733.htmlRadio Free Europe/Radio Liberty
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