RFE/RL, 13. März 2012 – Seit vielen Jahren bemühen sich die Behörden der Islamischen Republik darum, die Nutzung von Satellitenschüsseln [durch private Haushalte] zu verhindern. Denn Satellitenschüsseln bedeuten Anschluss an ausländische Sender und ihre Programme und sind in der Islamischen Republik verboten. Mit großem Zeitaufwand spürt die iranische Polizei Satellitenschüsseln auf, demontiert und beschlagnahmt sie. (Ein Beispiel für eine solche „Demontage“ ist auf diesem YouTube-Video zu sehen).
Doch wie es scheint, steht die Obrigkeit in ihrem Kampf gegen die Satellitenschüsseln auf verlorenem Posten. Weder die Razzien der Polizei, noch empfindliche Geldbußen haben die Iraner bisher davon abhalten können, ihre Lieblingsprogramme auch weiterhin zu empfangen.
Während eines Seminars über die „schädlichen Auswirkungen“ von Satellitenschüsseln, das kürzlich in der Stadt Qom stattfand, gab der Forscher Mohammad Reza Khoshrou an, dass 65 Prozent aller Teheraner Einwohner Satellitenschüsseln verwenden. In Qom – der Stadt der religiösen Seminaristen – seien es zwischen 30 und 40 Prozent, ebenso in anderen iranischen Städten. Zu den Quellen für diese Zahlen machte Khoshrou keine Angaben.
Iran hat die Popularität von Satellitensendern bei mehreren Anlässen offiziell eingeräumt und gleichzeitig vor den negativen Auswirkungen ausländischer Sender gewarnt. Im Juli 2011 bezeichnete der erzkonservative Geistliche Ahmad Khatami Satellitenprogramme als Teil des „sanften Krieges“, den Irans Feinde gegen das Land angezettelt hätten. „Eines der Hauptanliegen der Satellitensender ist es, den Islam, die Islamische Revolution und die große iranische Nation zu bekämpfen“, hatte Khatami bei einer Freitagspredigt in Teheran verkündet.
Für viele Iraner sind Satellitenprogramme der einzige Zugang zu unzensierten Nachrichten und qualitativ hochwertiger Unterhaltung, die im staatlichen Fernsehen ebenfalls äußerst selten ist.
Eine Einwohnerin der iranischen Hauptstadt, deren Satellitenschüssel vor Monaten von der Polizei zerstört wurde, sagte gegenüber der Rubrik „Persian Letters“, sie habe am Tag nach der Razzia in ihrem Wohnkomplex als erstes eine neue Satellitenschüssel und ein neues Empfangsgerät bestellt.
„Das ist doch die einzige Freude, die wir hier haben. (Im staatlichen Fernsehen) gibt es nichts, was sich anzuschauen lohnt. Sie können gern kommen und meine Satellitenschüssel mitnehmen. Ich werde eine neue kaufen!“
Golnaz Esfandiari
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle/weitere Fotos: Radio Free Europe/Radio Liberty
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