Persian Icons , 21. September 2012 – „Der diesjährige Studentische Friedenspreis geht an einen jungen und mutigen Menschen“, so der norwegische Außenminister Jonas Gahr Støre. Die Jury drücke dem iranischen studentischen Aktivisten Majid Tavakoli mit dem Preis ihre Anerkennung aus für seinen gewaltfreien Kampf um Redefreiheit und Demokratie.
Inhaftierter Freiheitskämpfer
Majid Tavakoli leistet zur Zeit eine neunjährige Haftstrafe ab, zu der er wegen einer Rede verurteilt wurde, mit der er 2009 das iranische Regime kritisiert hatte. Wenige Monate zuvor war Mahmoud Ahmadinejad [nach offiziellen Angaben, d. Übers.] erneut zum iranischen Präsidenten gewählt worden. Die Präsidentschaftswahl wurde von der Opposition, aber auch von ausländischen Organisationen und Staatsführungen als undemokratisch bezeichnet. In der Folge kam es zu öffentlichen Massendemonstrationen, auf die das iranische Regime mit verstärkten Repressionen reagierte.
Die Studenten bilden eine wichtige Gruppe innerhalb der iranischen Gesellschaft. Viele junge Menschen in Iran besuchen Hochschulen und Universitäten. Doch viele von ihnen erleben Einschränkungen, dürfen nicht studieren und/oder werden wegen ihres oppositionellen politischen Engagements verfolgt.
Tavakoli studierte an der Technischen Universität Amir Kabir in Teheran und war ein bekannter Führer der dortigen Islamischen Studentenvereinigung. Er setzt sich mit Reden und Veröffentlichungen primär für studentische Rechte und Demokratisierung ein. Schon früher war Tavakoli jeweils für kürzere Zeiten inhaftiert, hat aber unter Beweis gestellt, dass er nicht aus Angst schweigen wird. Auch im Gefängnis schreibt er weiterhin kraftvoll formulierte Briefe an die Regierung. [siehe z. B. Brief vom Januar 2011, d. Übers.]
„Unter Einsatz seines Lebens und seiner Zukunft kämpft Majid Tavakoli für friedliche Reformen und Fortschritt durch Teilhabe und Demokratie. Dieser Preis ist ein deutliches Signal an das Regime, dass die Welt nicht wegschaut“, sagt Jan Tore Sanner von der zweitgrößten norwegischen Partei (Høyre).
„Wir alle sind Majid“
Auf das Konto des derzeitigen iranischen Regimes gehen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen. Laut Amnesty International wurden im Jahr 2011 mehr als 600 Menschen hingerichtet. Folter und Haft gehören zu den Standardmethoden der Regierung.
Kurz nach Majid Tavakolis Verhaftung [im Jahr 2009] gelangten Fotos von ihm an die Öffentlichkeit, auf denen verschleiert und in Frauenkleidung zu sehen war. Nach Meinung von Oppositionellen sollte er damit öffentlich gedemütigt und entehrt werden. Doch die Bilder lösten einen wahren Sturm der Solidarität und Aufmerksamkeit für Tavakoli aus. Hunderte iranischer Männer ließen sich in Frauenkleidern und mit Kopftuch fotografieren und veröffentlichten die Fotos unter dem Motto „Wir alle sind Majid“ im Internet. Damit wurde Tavakoli zu einer Symbolfigur und zum Repräsentanten iranischer Studenten und politischer Aktivisten.
„Ihre größte Angst ist, dass sie vergessen werden“
Amir Bayani arbeitet für die Organisation „Artikel 19“ [der Verfassung der Islamischen Republik Iran, d. Übers.] und kennt Tavakoli und dessen Arbeit. „Jeder, der einmal mit einem Gewissensgefangenen in Iran gesprochen hat, weiß, dass es ihre größte Angst ist, vergessen zu werden“, sagt er.
Der Studentische Friedenspreis wird alle paar Jahre im Namen aller norwegischen Studenten verliehen. Es ist das zweite Mal, dass er an einen inhaftierten Studenten geht. Im Jahr 2001 wurde Min Ko Naing aus Burma mit dem Preis ausgezeichnet, der Anfang dieses Jahres freigelassen wurde.
Im Vorfeld der Bekanntgabe des diesjährigen Gewinners am Freitag hatte es große Unsicherheit darüber gegeben, ob Tavakoli im Februar nach Norwegen kommen könne, um den Preis persönlich entgegenzunehmen.
Der Preisträger wird während des Studentenfestivals ISFiT (International Student Festival in Trondheim) mit einer Zeremonie geehrt und erhält zudem sein eigenes Denkmal in Jomfrugata in Trondheim als Teil des „Walk of Peace“. Ob Tavakoli dies persönlich miterleben kann, muss abgewartet werden.
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Persian Icons / Student Peace Prize
(Autoren: Julie Nilsen, Mari Reitstøen Arnesen)
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