RFE/RL, 12. Juni 2013 – Von Mardo Soghom – Zwei aktuellen Umfragen zufolge liegt der Hoffnungsträger vieler reformorientierter Strömungen in Iran, Hassan Rohani, kurz vor der Präsidentschaftswahl am Freitag fast gleichauf mit dem konservativen Kandidaten Mohammad Bagher Ghalibaf.
Das Teheraner „Mehr Public Opinion Survey Center“ stellte in den letzten zwei Tagen fest, dass der derzeitige Teheraner Bürgermeister und ehemalige Sicherheitsoffizier Ghalibaf mit einer Unterstützung von 17,8 Prozent in Führung liegt. Der Wert basiert auf Befragungen von 800 Menschen in 31 Provinzzentren. Das Umfrageinstitut steht in Verbindung mit der gleichnamigen halbamtlichen Nachrichtenagentur und gilt als konservativ.
Die in den USA ansässige Meinungsforschungsorganisation IPOS (Information and Public Opinion Solution), die die iranische Bevölkerung telefonisch befragt, berichtet, dass die Unterstützung für Rohani in den letzten beiden Tagen von 14,6 auf 26,6 Prozent gestiegen sei. Ghalibaf hat IPOS zufolge derzeit 24,8 Prozent der Befragten hinter sich. Das private Unternehmen IPOS wird von dem in den USA lebenden bekannten iranischen Soziologen und Meinungsforscher Hossein Ghazian geleitet.
In den letzten Tagen hatten Ali Akbar Hashemi Rafsanjani und Mohammad Khatami, zwei frühere Präsidenten der Islamischen Repulik, die sich mit der derzeit herrschenden Elite in Iran überworfen haben, sich hinter Rohani gestellt.
Noch bis vor Kurzem hatte man den Eindruck gehabt, dass die Wahlen in Iran ereignislos verlaufen und fest in der Hand der konservativen liegen. Rafsanjanis Kandidatur wurde nicht genehmigt, und das Feld der zugelassenen Kandidaten ist dominiert von Regimetreuen, die dem obersten iranischen Führer Ali Khamenei treu ergeben sind.
Während der Wahlkampfdebatten jedoch profilierte sich der Geistliche Hassan Rohani durch deutlich abweichende Ansichten und Kritik an der Verhandlungsführung der iranischen Regierung im Atomstreit mit dem Westen. Schrittweise verschaffte er sich damit offenbar die notwendige Glaubwürdigkeit, um als echter Kandidat für die Reformer zu fungieren, deren Führer entweder inhaftiert oder an den Rand gedrängt sind. Rohani selbst galt nie als Reformführer wie beispielsweise Khatami, dennoch scheinen jetzt viele Menschen in Iran, die sich nach grundsätzlichen Veränderungen in der Regierungspolitik sehnen, in ihm einen Hoffnungsträger zu sehen.
Wenn diese Meinungsumfragen die öffentliche Stimmung so widerspiegeln, wie sie tatsächlich ist, könnte es zu einer Stichwahl zwischen den beiden konkurrierenden politischen Strömungen kommen und die diesjährige Wahl sowohl für Iraner als auch für Beobachter interessant machen.
Ein zweiter Wahlgang, in dem Rohani gegen einen ehemaligen Sicherheitsbeamten antritt, der in der Vergangenheit bei Unruhen Demonstranten verprügelte, könnte die Öffentlichkeit aufrütteln und möglicherweise sogar ähnliche Stimmungen erzeugen wie 2009, als viele Iraner glaubten, dass das Regime das Wahlergebnis zu Gunsten des Amtsinhabers Mahmoud Ahmadinejad gefälscht hätte. Damals gingen Millionen Iraner monatelang auf die Straße, um gegen den Wahlausgang zu protestieren. Dutzende wurden getötet und hunderte Menschen verhaftet.
Der Autor ist Regionalleiter für Iran und Irak bei RFE/RL
Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Radio Free Europe/Radio Liberty
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