Archiv der Kategorie: Gooya

Weitere Derwische verhaftet

Iran Daily Brief, 1. Februar 2013 – Vier Mitglieder des Gonabad-Ordens sind auf ihrem Weg von Isfahan nach Shahre Kord verhaftet worden. Es handelt sich um die Derwische Arash Shaltuki, Mehrdad Shirazi, Morteza Sohrabi und Hamid Akbari.

Sicherheits- und Geheimdienstkräfte umstellten die vier Männer, die mit ihrem Auto auf der Autobahn unterwegs waren, die die beiden Städte verbindet. Ihr Auto wurde angehalten, die vier Männer wurden durchsucht. Dem Bericht zufolge war die Verhaftung von Gewalt begleitet. Die Gefangenen wurden dann nach Isfahan gebracht, wo drei von ihnen nach mehrstündigen Verhören freikamen.

Asrash Shaltuki wurde ins Teheraner Evin-Gefängnis gebracht, während Agenten des Geheimdienstministeriums sich Zutritt zu seinem Haus in Karaj verschafften, seine Familie bedrohten und persönliche Gegenstände Shaltukis beschlagnahmten.

Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Iran Daily Brief
Persisch: Gooya

Todesurteil gegen kurdischen politischen Gefangenen ist rechtskräftig

Gooya, 15. Januar 2013 – Der Oberste Gerichtshof hat das gegen den kurdischen politischen Gefangenen Reza Molazadeh aus Salmas verhängte Todesurteil bestätigt. Es besteht nunmehr ernste Gefahr für sein Leben.

Der 25jährige Reza war vor 18 Monaten von Revolutionsgardisten verhaftet worden. Monatelang gab es keine Information über seinen Aufenthaltsort und Zustand. Erst vergangene Woche konnte Reza seine Familie kontaktieren, um ihr mitzuteilen, dass er wegen Mitgliedschaft in der kurdischen Partei PJAK zum Tode verurteilt wurde.

Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Iran Daily Brief
Persisch: Gooya

Amir Reza Arefi zum Tode verurteilt

Veröffentlicht auf Gooya am 16. Februar 2010
Quelle (Persisch): http://news.gooya.com/politics/archives/2010/02/100581.php
Übersetzung Persisch-Deutsch: Faramars Jalali, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

RAHANA: Nach der Hinrichtung von Arash Rahmanipour und Mohammad Reza Zamani wegen der Beteiligung an den Protesten nach den Präsidentschaftswahlen im Iran – beide waren schon vor den Wahlen inhaftiert worden – wird berichtet, dass die Justizbehörde der Islamischen Republik Iran den 21jährigen verheirateten Amir Reza Arefi, der am 15. 04. 2009 (vor den Wahlen) festgenommen worden war, wegen der Mitgliedschaft und der aktiven Zusammenarbeit mit dem Monarchistischen Verein als Mohareb (Kämpfer gegen Gott) zum Tode verurteilt hat. Er und sein Anwalt haben von heute an 20 Tage Zeit, um sich zu den Anschuldigungen zu äußern.

Artikel von RAHANA, 16. Februar 2010
Quelle (Englisch) http://www.rhairan.net/en/?p=701
Deutsche Übersetzung: Julia

RAHANA Prisoners’ Rights Unit – Die 15. Abteilung des Revolutionsgerichts in Teheran hat Amir Reza Arefi des Vergehens des „Moharebeh“ [Feindschaft/Kampf gegen Gott, d. Ü.] für schuldig befunden und ihn nach Artikeln 186, 187, 189, 190, 191 und 46 des Islamischen Strafgesetzes zum Tode verurteilt. Der 21jährige Arefi ist verheiratet und wurde vor den Präsidentschaftswahlen vom Juni [vergangenen Jahres], am 15. April 2009, verhaftet.

Mohammad Mostafaie, der Arefi vertritt, schreib auf seinem Blog: „Am Sonntag, dem 14. Februar, wurde ich per Telefon gebeten, am Dienstag zur Abteilung 15 des Revolutionsgerichts zu kommen in einer Angelegenheit, die meinen Klienten Amir Reza Arefi betrifft. Die Tatsache, dass ich telefonisch vorgeladen wurde, beunruhigte mich.

Heute bin ich bei Gericht gewesen und habe den Gerichtsbeschluss über Arefi geprüft. Die 15. Abteilung des Revolutionsgerichts hat meinen 21jährigen Klienten für schuldig befunden, ein „Mohareb“ zu sein, weil er angeblich Mitglied in der (Monarchisten-Gruppe im Exil) Anjoman Padeshahi ist. Das Gericht hat ihn nach Artikel 186, 187, 189, 190, 191 und 46 des Islamischen Strafgesetzes zum Tode verurteilt.“

Mostafaie und sein Klient haben 20 Tage Zeit, um Berufung einzulegen.

Am 28. Januar 2010 waren Arash Rahmanipour und Mohammad Reza Alizamani wegen ihrer angeblichen Verbindungen zu Anjoman Padeshahi heimlich hingerichtet worden.

Bericht von Shirin Ebadi an die Sitzung der Menschenrechtskommission der UNO in Genf

Veröffentlicht auf Gooya News am 8. Februar 2010
Quelle (Persisch): http://news.gooya.com/politics/archives/2010/02/100172.php
Übersetzung Persisch-Deutsch: Faramars Jalali

Das Büro von Shirin Ebadi erklärt:
Am 15. 02. 2010 findet eine Sitzung der Menschenrechtskommission der UNO über die Lage der Menschenrechte in Genf statt. Zuerst wird der Vertreter der Islamischen Republik Iran eine Stunde lang seinen Bericht vortragen. Dann werden die Vertreter der Mitgliedsstaaten sich dazu äußern. Da der Bericht des Vertreters der iranischen Regierung nicht die ganze Wahrheit enthalten wird, hat Dr. Shirin Ebadi einen kurzen Bericht – der die Geduld und die Zeit der o. g. Vertreter nicht überstrapazieren wird – verfasst und diesen der Hohen Kommissarin der Vereinten Nationen zukommen lassen.

Der vollständige Text des Berichtes ist dieser Ankündigung beigefügt.

Das Büro von Dr. Shirin Ebadi
08. Februar 2010

Hohe Kommissarin der Menschenrechte, Frau Pilay,
verehrte Mitglieder der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen,

auch wenn ich mich in der Vergangenheit wiederholt schriftlich und persönlich zur Verschärfung der Situation der Menschenrechte geäußert habe, halte ich es dennoch für erforderlich, anlässlich der Berichterstattung der Regierung der Islamischen Republik Iran am 15. 02. 2010 Ihre geschätzte Aufmerksamkeit sowie die der verehrten Mitglieder der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen auf folgende Punkte zu lenken:

Meine Landsleute durchleben schwere Tage. Ihre friedliche Proteste werden mit Bleikugeln und Kerker erwidert. Es gibt viele Film- und Bilddokumente sowie Augenzeugen, die die staatliche Gewalt dokumentieren. In manchen Fällen sind sogar die Mörder mit ausreichenden Beweismitteln den staatlichen Organen und der Bevölkerung vorgestellt worden. Aber es wurden leider keine Maßnahmen zur Festnahme der Mörder oder Unterbindung der Gewaltakte seitens der Justizbehörde oder anderer staatlicher Organe eingeleitet.

Zahlreiche politische, gesellschaftliche und sogar kulturelle Aktivisten wurden unter unbegründete Anklagen gestellt, und manche von ihnen wurden in Schauprozessen nach nur wenigen Stunden hinter verschlossenen Türen zum Tode verurteilt. Nach den offiziellen Erklärungen der Regierung der Islamischen Republik Iran sind bisher 4 Gefangene hingerichtet worden. Weitere 25 warten in den Todeszellen auf die Vollstreckung ihrer Urteile.

Die Gefangenen werden sehr schlecht behandelt, so dass einige von ihnen im Gefängnis unter Folter gestorben sind. Die politischen Gefangenen bekommen nicht die elementarste Rechte, die den einfachen Gefangenen und den Schwerverbrechern eingeräumt werden. Das Leben von einigen von ihnen ist aufgrund von Krankheiten oder hohem Alter akut gefährdet. In diesem Zusammenhang kann man Dr. Ebrahim Yazdi, Dr. Mohammad Maleki und Ingenieur Behzad Nabawi erwähnen. Die ersten beiden sind über achtzig Jahre alt und leiden an Krebs. Der dritte hat Herzprobleme und ist den unhygienischen Bedingungen im Gefängnis ausgesetzt. Sie bekommen keinerlei ärztliche Behandlung. Es besteht akute Gefahr, dass sie unter diesen Umständen ihr Leben verlieren. Es ist eine traurige Tatsache, dass sich die Zahl der politischen Gefangenen, die dringend ärztliche Versorgung brauchen, nicht auf diese drei beschränkt. Über 60 Gefangene müssten stationär behandelt werden.

Der Iran hat sich in ein großes Gefängnis für Journalisten verwandelt, deren einziges Vergehen darin besteht, dass sie die Menschen informieren wollten. 63 Journalisten und Fotoreporter sind momentan in Haft.

Kleinste Kritik der Studenten wird mit Inhaftierung und Ausschluss vom Studium beantwortet.

Die iranischen Frauen, die Gleichberechtigung fordern, werden bezichtigt, das Regime der Islamischen Republik stürzen zu wollen. Gegen mehr als 100 von ihnen wurde Strafanzeige erstattet.

Arbeiter und Lehrer, die sich in ihren gewerkschaftlichen Organisationen für gerechte Löhne eingesetzt haben, werden als Abenteurer und Unruhestifter denunziert. Einige von ihnen wurden festgenommen, viele von ihnen haben ihre Arbeit verloren.

Nicht nur Nichtmoslems wie die Bahaiis werden schlecht behandelt. Seit der Gründung der Islamischen Republik Irans dürfen sie nicht an den Universitäten des Landes studieren. Auch die Schiiten – Gläubige der offiziellen Konfession des Landes – werden von den staatlichen Gewalttaten nicht verschont. So wurden z. B die Derwische in Gonabad zusammengeschlagen und verhaftet.

Eine traurige Praxis des Regimes besteht darin, dass es in letzter Zeit Druck auf politische und gesellschaftliche Aktivisten Druck ausübt, indem es einen oder mehrere Angehörige als Geiseln nimmt, um durch diesen psychischen Druck seine illegalen Ziele zu erreichen. Hierzu kann man auf die Inhaftierung von zwei Töchtern von Herrn Tavasssoli – einem politischen Aktivisten Irans – hinweisen. Leider sind auch acht weitere Familien Opfer dieser Praxis geworden.

Das Schicksal der Verteidiger der Menschenrechte ist hierbei am schlimmsten von allen. Denn die Verantwortlichen des Regimes wollen mit allen Mitteln verhindern, dass die Berichte über die Verletzung der Menschen über die Grenzen Irans hinaus bekannt werden. Deshalb sind die meisten bekannten Menschenrechtsaktivisten Irans entwerden verhaftet worden oder haben Ausreiseverbot erhalten. Viele von ihnen wurden gezwungen, in den Untergrund zu gehen und konspirativ weiter zu leben. Es sind leider für einige von ihnen Anklagen wegen „Moharebeh“ (Kampf gegen Gott) ausgestellt worden, was unter Todesstrafe steht.

Die schutzlos Bevölkerung Irans legt unter solchen Umständen hohe politische Reife an den Tag, leistet Widerstand und beharrt mit friedlichen Mitteln auf ihren gerechten Forderungen, nämlich Demokratie und Menschenrechte.

Ich frage Sie als Vertreter der Mitgliedsländer der Menschenrechtskommission: Wie lange kann man die Jugend noch zur Ruhe aufrufen? Die Geduld der Menschen Irans ist groß, sie ist aber nicht unendlich. Sollten sich die Ereignisse der letzten Monate wiederholen und die Politik der gewaltsamen Zerschlagung und der Ermordung der wehrlosen Bevölkerung fortgesetzt werden, kann es jeden Augenblick zu einer Katastrophe kommen, die nicht nur den Frieden Irans, sondern auch die Stabilität der Region gefährdet. Deshalb fordere ich Sie zum wiederholten Male auf, mit allen Ihnen möglichen Mitteln die Regierung der Islamischen Republik Irans dazu zu bewegen, die Resolutionen der Vereinten Nationen über die Menschenrechtsverletzungen im Iran, insbesondere die Resolution vom Dezember 2009, zu respektieren, die Menschenrechtsbeobachter in den Iran einreisen zu lassen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, damit sie über Themen wie willkürliche Verhaftungen, freie Meinungsäußerung, Religionsfreiheit und Rechte der Frauen recherchieren können.

Außerdem möchte ich Sie bitten, zur Überprüfung der Lage der Menschenrechte im Iran einen ständigen Beobachter zu benennen, der kontinuierlich das Vorgehen der Regierung untersucht und mit rechtzeitigen Hinweisen und Lösungsvorschlägen zur Beendigung der politischen Krise und der eskalierenden staatlichen Gewalt beiträgt.

Meine verehrten Kollegen sollten daran denken, dass wir alle uns vor der Geschichte verantworten müssen. Wir sollten uns nicht vor einem schutzlosen Volk für unser politisches Kalkül schämen müssen.

Shirin Ebadi
Menschenrechtsaktivistin und Trägerin des Friedensnobelpreises 2003
08. Februar 2010