Veröffentlicht auf Sahand Zamanis Blog am 14. Januar 2010
Quelle (Englisch): Sahand.posterous.com
Deutsche Übersetzung: Julia
Wie Mohammad Taqi Khalajis Sohn Mehdi Kalaji mitteilt, wurde sein Vater am 12. Januar verhaftet. Die Pässe aller Familienangehörigen wurden beschlagnahmt, und sie haben bis auf Weiteres Ausreiseverbot. Diese Verhaftung ist ein weiterer Schritt der umstrittenen iranischen Regierung seit den Präsidentschaftswahlen vom Juni 2009 und den jüngsten Ereignissen seit dem Tod Ayatollah Montazeris, eines der höchsten schiitischen Geistlichen, in der anhaltenden Repression gegen die grüne Bewegung.
In den letzten Monaten hatte nicht nur Montazeri die Gewalt und das Vorgehen der iranischen Behörden – darunter auch den Wahlbetrug – kritisiert. Auch viele andere gemäßigte islamische Geistliche hatten sich auf die Seite der friedlichen Demonstranten gestellt und deren Grundrecht auf friedliche Demonstrationen unterstrichen.
Die bereits seit Jahren existierende Kluft zwischen vielen hohen islamischen Geistlichen und der iranischen Regierung hat sich vertieft. Religiöse Persönlichkeiten, die als „unantastbar“ galten, wurden nun zu „personae non gratae“, selbst höchste Geistliche wie Ayatollah Sanei setzen sich nun mit dem Versagen der Islamischen Republik auseinander und werden deshalb als Verräter an den „revolutionären Werten“ angesehen. Wie lange die konservative Geistlichkeit noch hinter Ahmadinejad und den Revolutionsgarden mit dem obersten Führer Ayatollah Ali Khamenei stehen wird, ist offen, denn der religiöse Teil Irans setzt noch immer auf die Autorität der Geistlichkeit. Diese Geistlichkeit hat großen Einfluss darauf, wieviel Legitimität einer Regierung der Islamischen Republik Iran zuerkannt wird.
Berlin/Sahand Zamani
Originalbericht von Mehdi Khalaji:
Am Nachmittag des 12. Januar kamen vier Agenten des Geheimdienstministeriums in unser Haus in Qom und verhafteten meinen Vater Mohammad Taqi Khalaji. Sie durchsuchten das Haus und beschlagnahmten hunderte seiner Aufzeichnungen, Bücher, persönlicher Briefe, seinen Computer und unseren Satellitenempfänger. Sie nahmen auch die Pässe aller Familienmitglieder an sich und erklärten, dass die gesamte Familie Ausreiseverbot habe. Meine Eltern wollten mit meiner Tochter zusammen im März für zwei Wochen in die USA fliegen, um mich zu besuchen. Meine Familie weiß nicht, wo mein Vater festgehalten wird, und die iranischen Behörden geben ihnen keine Informationen.
Mein Vater ist ein bekannter Geistlicher, der Ayatollah Montazeri nahestand. Er ist einer der engsten Vertrauten von Ayatollah Sanei, der erst vor Kurzem vom Regime angegriffen wurde. Mein Vater hat die grüne Bewegung offen unterstützt und in seinen letzten Reden in Teheran und Qom das Regime für dessen aktuelle Politik kritisiert.
Seine Fotos und der Audio-Mitschnitt seiner Rede am Abend vor Ashura im Hause von Ayatollah Sanei liegen vor. Ich denke, es ist besser, diesen Vorfall bekannt zu machen, als darüber zu schweigen. Ich weiß alle Bemühungen zur Verbreitung der Nachricht über die Verhaftung meines Vaters sehr zu schätzen, und ich bin bereit, mit den Medien darüber zu sprechen.