Ein Grüner Tag an der Teheran-Universität

GVF – 7. Dezember 2010 – Anhänger der Grünen Bewegung dominierten eine von der Islamischen Vereinigung der Universität organisierte Veranstaltung am Montag, einen Tag vor den Protesten zum iranischen Studententag an den Universitäten des Landes. Die Studenten sangen und skandierten Parolen für die Grüne Bewegung und ihren Führer Mir Hossein Moussavi, aber auch Parolen gegen die derzeitige Regierung Ahmadinejad. Unter anderem skandierten sie „Nieder mit dem Diktator“ [„Marg bar diktator“, wörtl. „Tod dem Diktator“, d. Übers.]. Auf oppositionellen Webseiten war die Rede von einer „Atmosphäre der Solidarität“ unter den Grünen Studenten der Teheran-Universität.

Der Vortrag mit dem Titel „Hoffnung: Der lauteste Protest“ fand am Montag Nachmittag statt. Es waren prominente Gastredner aus dem Lager der Reformer zugegen, so z. B. Majid Ansari, Elaheh Koulaei, Mohsen Rohami und Hamid Reza Jalaeipour. Die Islamische Vereinigung der Teheran-Universität hatte auch den früheren Reformer-Präsidenten Mohammad Khatami eingeladen, bei dem Seminar einen Vortrag zu halten, was jedoch auf den Widerstand der Universitäts-Offiziellen stieß. Khatamis Videobotschaft an die Studenten wurde auf einem Großbildschirm im Hörsaal gezeigt.

Studenten, die sich im Chamran-Hörsaal der Teheran-Universität befanden, berichteten, dass viele ihrer Kommilitonen wegen des großen Andrangs keinen Platz mehr im Hörsaal ergattern konnten, in dem die Vorlesung stattfand. Die Studenten brachten ihre Unterstützung für die Grüne Bewegung mit grünen Symbolen und Plakaten des ehemaligen Präsidenten Khatami zum Ausdruck.

Die dem Oppositionsführer Mir Hossein Moussavi nahestehende Webseite Kalemeh berichtet, dass der schiitische Geistliche Mohsen Rohami über die gewaltsamen Angriffe gegen die Teheran-Universität vom letzten Jahr und die Sicherheitsproblematik im Land sprach. Das brandmarken [unliebsam auffallender] Studenten mit dem „Sterne-System“ und die Bestrafung von Studenten könnten die Universitäten im Land nicht zum Schweigen bringen, sagte der Geistliche.

Die ehemalige Parlamentsabgeordnete und Professorin Elaheh Koolaei nahm zu Fragen der Modernität in der iranischen Gesellschaft Stellung und forderte Freiheit auf dem Gebiet der Forschung. Der Reformgeistliche Ali Ansari sprach über die wirtschaftlichen Probleme in Iran und warnte vor der von der Regierung Ahmadinejad an den Tag gelegten Missachtung der Gesetze. Er forderte das staatliche Fernsehen auf, auch regimekritische Stimmen zu Wort kommen zu lassen, und erklärte seine Bereitschaft, sich bei Fernsehdebatten zu äußern.

Hamidreza Jalaeipour, Professor für Soziologie an der Teheran-Universität und langgedienter Reformer, hatte am Montag einen unerwarteten Auftritt, bei dem er über die iranische Studentenbewegung sprach und diese als demokratisch und offen für Kritik beschrieb. Die Studentenbewegung in Iran sei nicht daran interessiert, an die Macht zu kommen, und sei „ziviler“ als die französische Bewegung, so Jalaeipour, der sich in seinen neuesten Forschungen eigenen Angaben zufolge auf die iranische Studentenbewegung konzentriert hat.

Die folgenden Videos und Fotos stammen aus der gestrigen Veranstaltung: