Zahra Bahramis Anwältin von Hinrichtung geschockt: „Ermittlungen waren noch nicht abgeschlossen“

ICHRI, 29.Januar 2011 – Noch vor wenigen Tagen hatte Zahra Bahramis Tochter in einem Interview mit ICHRI alle im Zusammenhang mit Drogendelikten gegen ihre Mutter erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Nun berichtete die Nachrichtenagentur Fars News vor wenigen Stunden, dass die niederländisch-iranische Staatsbürgerin hingerichtet wurde. ICHRI gelang es, vor wenigen Minuten mit Bahramis Anwältin Zhinous Sharif Razi in Teheran zu sprechen, die von der Hinrichtung noch nichts wusste. „Ich bin schockiert. Ich war überhaupt nicht darüber unterrichtet. Sie hätten Frau Bahramis Anwältin über die Hinrichtung informieren müssen, aber ich weiß von nichts. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin schockiert“, sagte sie.

Eine informierte Quelle berichtete ICHRI, dass Zahra Bahramji während ihrer Haft von Mitarbeitern des Spionagebekämpfungsteams des iranischen Geheimdienstministeriums verhört wurde. Vor diesem Hintergrund ist es nahezu ausgeschlossen, dass sie von Anfang an wegen Drogenvergehen angeklagt war. Der besagten Quelle zufolge wurde Zahra Bahrami in den ersten Wochen ihrer Haft körperlich und psychologisch gefoltert, damit sie, einem vorgefertigten Szenario folgend, Geständnisse für das Fernsehen ablegt.

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Wie Zhinous Sharif gegenüber ICHRI erklärte, hat die iranische Justiz die sicherheitsrelevanten Anklagen [? „security charges“] gegen ihre Klientin noch nicht geprüft. „Ich bin fassungslos darüber, dass das Todesurteil gegen meine Klientin gefällt wurde, während diese Anklagepunkte noch nicht geprüft waren.“  Die unmittelbar nach Zahra Bahramis Verhaftung gegen sie erhobenen Vorwürfe bezogen sich auf Sicherheitsfragen, ihre Teilnahme an den Protesten nach der Präsidentschaftswahl und Interviews, die sie ausländischen Medien gegeben haben soll. Dazu erklärte Bahramis Tochter, die iranischen Behörden hätten die öffentliche Aufmerksamkeit vom Thema der Wahlen ablenken wollen. „Meine Mutter ist niederländische Staatsbürgerin. Vermutlich haben sie diese Anschuldigungen gegen sie erhoben, um der niederländischen Regierung die Möglichkeit zu nehmen, (diesen Fall) irgendwie zu beeinflussen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie derartige unbegründete Anklagen gegen Menschen erheben. Vor einiger Zeit haben sie behauptet, dass im Büro eines bekannten Anwalts Drogen gefunden wurden. Sie kamen mit dieser Geschichte allerdings nicht sehr weit, weil er so bekannt war. Meine Mutter jedoch ist allein, sie hat niemanden, also denken sie, dass sie das mit ihr machen können. Sie wissen, dass es niemanden gibt, der ihr helfen kann“, sagt Zahra Bahramis Tochter Banafsheh Nayebpour.

Die Nachrichtenagentur Fars bezeichnet Zahra Bahrami als „Drogenschmugglerin“ und „Mitglied einer internationalen Drogenschmuggelbande, die mit Hilfe ihrer Kontakte in den Niederlanden Kokain von dort nach Iran schmuggelte. Mittels dieser Verbindungen wurde zwei Mal Kokain ins Land gebracht und dort verteilt.“

Fars News zufolge wurden „bei einer Durchsuchung in der Wohnung der besagten Person, die zuvor wegen sicherheitsrelevanter Anschuldigungen verhaftet worden war, 450 Gramm Kokain und 420 Gramm Opium entdeckt. Bei späteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass sich auch 150 Gramm Kokain verkauft hatte.“

„Meine Mutter hat immer gesagt, dass ihre Geständnisse und ihre Teilnahme an einem Fernsehinterview erzwungen waren. Sie sagt, sie war gezwungen, sich darauf einzulassen, da man ihr zugesagt hatte, ihr zu helfen. Leider wurde ihr überhaupt nicht geholfen“, hatte Zahra Bahramis Tochter gegenüber ICHRI letzte Woche gesagt. Auf die Frage, ob ihre Mutter bei ihren Besuchen in Iran Drogen transportiert habe, sagte sie: „Als ihre Tochter weise ich jede dieser Anschuldigungen zurück. Meine Mutter hat vor Gericht ausgesagt, dass sie bei den Verhören unter Druck gesetzt wurde und deshalb diese Aussagen machen musste. Meine Mutter interessiert sich überhaupt nicht [für Drogen]. Sie raucht nicht einmal Zigaretten – von Drogenbesitz ganz abgesehen. Wie kann jemand, der sich an den Protesten nach der Wahl beteiligt und sein Leben aufs Spiel gesetzt hat, sich mit derartigen Aktionen gegen sein Land befassen?“

Bei Fars News heißt es weiter: „Nach Abschluss der  Ermittlungen und Ausstellung der Anklageschrift wurde Zahra Bahramis Akte an das Teheraner Revolutionsgericht übersandt; die Gerichtsverhandlung fand im Beisein eines Vertreters der Staatsanwaltschaft und der/des Rechtsanwältin/Rechtsanwalts der Angeklagten statt. Danach wurde die genannte Person wegen Besitzes von 450 Gramm Kokain und Beteiligung am Verkauf von 150 Gramm Kokain zum Tode und Beschlagnahmung ihres Vermögens verurteilt. Wegen des Besitzes von 420 Gramm Opium wurde sie  außerdem zu einer Geldstrafe von 2.400 Dollar und 70 Peitschenhieben verurteilt. Das Urteil wurde von der Generalstaatsanwaltschaft bestätigt.“

Veröffentlicht bei International Campaign for Human Rights in Iran 29. Januar 2011
Quelle (Englisch): http://www.iranhumanrights.org/2011/01/zahra_bahrami_exeuted_tehran/

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