Die Situation der Baha’is im Frauentrakt für Gewissensgefangene im Gefängnis Vakilabad

Zamaaneh, 30. Dezember 2012 – In den Fokus geriet das Gefängnis Vakilabad in Mashhad, als bekannt wurde, dass dort in den letzten zwei Jahren heimliche Massenhinrichtungen stattgefunden haben. In diesem Gefängnis sitzen aber auch einige Gewissensgefangene, deren Namen niemals in den Medien erwähnt wurden.

Es gibt zwei Trakte für Gewissensgefangene im Gefängnis Vakilabad – einen für Männer und einen für Frauen. Im Männertrakt sitzen vermutlich einige Studenten und Unterstützer der Grünen Bewegung, Unterstützer der MKO, Baha’is, Derwische, Sunniten und der eine oder andere christliche Konvertit. Im Frauentrakt sitzen zur Zeit neun Angehörige der Glaubensgemeinschaft der Baha’i ein.

Der Frauentrakt [für Baha’i] von Vakilabad – das ist ein kleiner Raum mit einem eisernen Fenster von etwa einem halben Meter Länge, durch das nur sehr wenig Sonnenlicht eindringen kann. Bis vor 2,5 Jahren wurde dieser Raum als Lager benutzt. Dann wuchs die Zahl der Gefangenen, die dem Baha’i-Glauben anhängen, und nachdem der Geheimdienst Mashhad strenge Order erlassen hatte, dass es zwischen Baha’i und den anderen Gefangenen keinen Kontakt geben dürfe, wurde dieser ganz am Ende des Frauentraktes gelegene Raum in eine Zelle für Gewissensgefangene umgewandelt, und die [weiblichen] Baha’is unter den Gefangenen wurden dort hineinverlegt.

Kontakte zwischen Baha’is und anderen Gefangenen sind verboten
Der fragliche Raum enthält drei dreistöckige Betten und ist so eng, dass, die Gefangenen innerhalb der Zelle nicht hin- und hergehen können – was die meisten Gefangenen in der Regel am häufigsten tun, um sich die Zeit zu vertreiben. Fünf bis sechs Gefangene können auf dem Boden sitzen, die anderen müssen auf ihren Betten sitzen oder liegen.

Da der Raum einst als Lagerraum genutzt wurde und am Ende des Frauentraktes gelegen ist, befindet sich dort auch die Ventilation für die Reinigung der Luft in der Halle. Die Lüftung ist ununterbrochen in Betrieb, und der ständige Lärm lässt die Gefangenen keine Minute zur Ruhe kommen.

Auf Anordnung des Geheimdienstes von Mashhad ist jeder Kontakt zwischen Baha’is und anderen Gefangenen des Frauentraktes streng verboten, was die Insassinnen dieser Zelle zusätzlich unter Druck setzt. So ist ihre Zellentür stets verschlossen, und da auch eine Toilette und Waschgelegenheiten in der Zelle installiert wurden, gibt es selten einen Grund für die Gefangenen, die Zelle zu verlassen.

Dass in diesem kleinen und überbelegten Raum auch noch sanitäre Anlagen installiert sind, bereitet den Gefangenen zusätzlich Probleme. Gelegenheiten, an die frische Luft zu kommen, bieten sich den Gefangenen beispielsweise, wenn sie zum Telefonieren gehen – natürlich nur dann, wenn sich keine anderen Gefangenen dort aufhalten. Auch die Sportanlagen und die Bibliothek dürfen sie nur nutzen, wenn keine anderen Gefangenen dort anzutreffen sind.  Die Gefängnisbeamten nehmen die Order, den Kontakt zwischen Baha’is und Nicht-Baha’is zu unterbinden, so ernst, dass sie am letzten Neujahrsfest, als einige der Baha’is Obst und Süßigkeiten für die zu Besuch bei ihren inhaftierten Müttern im Gefängnis anwesenden Kinder schickten, diese Mütter zurechtwiesen und zwangen, die Geschenke in den Müll zu werfen.

Der Druck auf die Baha’is wird ohne ersichtliche Gründe immer stärker
Vor Kurzem wurden ohne Angabe besonderer Gründe die monatlichen persönlichen Besuche verboten, und die wöchentlichen Kabinenbesuche für die weiblichen Baha’is finden jetzt nur noch alle zwei Wochen statt. Auf Nachfragen der Angehörigen verwiesen die Gefängnisbeamten nur auf Anordnungen von höherer Stelle.

Bei den neun hier inhaftierten weiblichen Baha’is handelt es sich um:

1. Rosita Vaseghi, verhaftet im März 2010 und seitdem inhaftiert. In ihren Verhören wurde sie stark unter Druck gesetzt, damit sie ein rechtswirksames Dokument unterzeichnet, in dem sie erklärt, nicht mehr für den Baha’i-Glauben zu werben. Rosita Vaseghi berichtete ihrer Familie in einem Brief davon und schrieb, die für sie zuständigen Verhörbeamten sollten zur Verantwortung gezogen werden, sollte sie irgendeine Art von gesundheitlichen Beeinträchtigungen davontragen. Rosita Vaseghi verbrachte sechs Monate in Einzelhaft und wurde dann nach Vakilabad verlegt. Sie ist zu fünf Jahren Haft verurteilt. Obwohl sie bereits mehr als die Hälfte dieser Haftstrafe abgesessen hat, hat sie keinen Hafturlaub erhalten, wie es für politische Gefangene nach der Hälfte der Haftzeit üblich ist.

2. Nahid Ghadiri wurde im März 2010 verhaftet und nach Vakilabad gebracht. Die Mutter dreier Kinder leistet eine fünfjährige Haftstrafe ab.

3. Sima Eshraghi (Aghdaszadeh) wurde im November 2010 vom Revolutionsgericht Mashhad vorgeladen und nach Vakilabad gebracht. Sie ist zu fünf Jahren Haft verurteilt. Eines ihrer beiden Kinder, Sina Aghdaszadeh, wurde kürzlich nach zwei Monaten Gewahrsam vom Geheimdienst Mashhad gegen Kaution freigelassen und wartet jetzt auf seinen Prozess.

4. Noura Nabilzadeh wurde im August vorgeladen, verhaftet und nach Vakilabad gebracht. Auch sie ist zu fünf Jahren Haft verurteilt. Ihr Vater Davar Nabilzadeh und ihr Onkel Jalayer Vahdat leisten ebenfalls fünfjährige Haftstrafen in Vakilabad ab. Sie befinden sich seit mehr als zwei Jahren dort.

5.  Sonia Ahmadi (Taami) wurde zusammen mit Noura Nabilzadeh vorgeladen und verhaftet. Sie ist ebenfalls zu fünf Jahren Haft verurteilt. Vor etwa 13 Jahren saß sie wegen ihrer religiösen Überzeugungen bereits für zweieinhalb Jahre im Gefängnis Vakilabad ein. Sie ist Mutter eines Kindes.

6. Sanaz Tafazoli (Rouhi) wurde im November vorgeladen, verhaftet und zur Ableistung ihrer Haftstrafe nach Vakilabad gebracht. Sie ist zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Ihr Ehemann Babak Rouhi ist zu fünf Jahren Haft verurteilt. Zwei seiner Brüder wurden vor Kurzem ebenfalls verhaftet, kamen aber gegen Kaution wieder frei. Einer der beiden – Shayan Tafazoli – ist zu sechs Monaten Haft verurteilt. Gegen das Urteil läuft derzeit ein Berufungsverfahren. Sanaz Tafazoli hat zwei minderjährige Kinder.

7. Dori Amri (Esmailpour) wurde verhaftet, als sie sich am Revolutionsgericht von Mashhad nach dem Stand ihres Berufungsverfahrens erkundigen wollte, und nach Vakilabad gebracht. Sie ist zu sechs Monaten Haft verurteilt. Im vergangenen Jahr wurde sie ebenfalls verhaftet und verbrachte drei Monate im Gefängnis. Dori Amri hat zwei Kinder.

8./9. Nika und Nava Kholosi sind Schwestern und beide 28 Jahre alt. Sie wurden im vergangenen August von Mitarbeitern des Geheimdienstes Mashhad verhaftet und nach zweimonatigen Verhören in den Frauentrakt von Vakilabad gebracht. Ihr juristischer Status ist derzeit ungeklärt.

Zwei weitere Baha’is, Nasrin Ghadiri und Sima Rajabian, wurden vor Kurzem aus Vakilabad entlassen. Beide Frauen haben eine zweijährige Haftstrafe hinter sich.

Übersetzung aus dem Englischen
Quelle: Radio Zamaaneh

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