Tagesarchiv: 4. August 2010

Ahmadinejad: „England ist eine kleine Insel westlich von Afrika“

Veröffentlicht bei Radio Free Europe/Radio Liberty am 4. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.rferl.org/content/England_Is_A_Small_Island_In_West_Africa_Says_Ahmadinejad/2118843.html

Von Golnaz Esfandiari

England ist offenbar eine kleine Insel westlich von Afrika – einer Rede zufolge, die der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad heute in der Stadt Hamedan hielt.

„England, eine kleine, winzige Insel westlich von Afrika, sie haben Schiffe gebaut und Waffen hergestellt, sie haben Indien angegriffen, das zehn Mal größer ist als England und eine zehn mal höhere Bevölkerung hat als England. Sie haben Indien unter ihre Kontrolle gebracht“, sagte Ahmadinejad. *)

Das Video, auf dem diese Bemerkungen zu hören sind, wurde bei Iranern umgehend zum Hit.

War es ein Versprecher? Oder war der iranische Präsident nach der „Detonation“ oder der „kleinen Explosion“ nervös geworden, die sich angeblich in der Nähe seines Konvois ereignet hatte?

Über den Zwischenfall gibt es widersprüchliche Meldungen.

Irans offizielle Nachrichtenagentur meldete, dass ein junger Mann, aufgeregt wegen Ahmadinejads Besuch, einen Feuerwerkskörper gezündet und dies mit den Worten kommentiert habe: „Ein paar ausländische Medien haben versucht, dieses Ereignis für ihre Ziele auszunutzen.“ Andere Quellen berichteten von selbsthergestelltem Sprengstoff, der in der Nähe von Ahmadinejads Fahrzeugkolonne hochgegangen sei.

Die halbamtliche Nachrichtenagentur Mehr News zitierte „Zeugen“ mit den Worten, im Zusammenhang mit dem Vorfall seien mehrere „Verdächtige“ festgenommen worden.

*) Anm. d. Übers.: Ahmadinejad redet wirklich so.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Bahman Ahmadi-Amouei, Keyvan Samimi und Majid Tavakoli im trockenen Hungerstreik

Veröffentlicht bei RAHANA am 4. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.rhairan.us/en/?p=6125+

Bahman Ahmadi-Amouei, Keyvan Samimi und Majid Tavakoli sind infolge ihres trockenen Hungerstreiks in einem kritischen Zustand.

RAHANA: Die inhaftierten Journalisten Bahman Ahmadi-Amouei und Keyvan Samimi sowie der studentische Aktivist Majid Tavakoli befinden sich seit 10 Tagen in einem trockenen Hungerstreik. Die übrigen 14 Gefangenen [die ebenfalls im Hungerstreik sind, d. Übers.] nehmen Flüssigkeit zu sich.

Der Webseite Kalemeh zufolge wurden Bahman Ahmadi-Amouei und Keyvan Samimi mindestens ein Mal in die gefängniseigene Klinik von Evin verlegt. Die Familien der hungerstreikenden politischen Gefangenen machen sich große Sorgen über deren Zustand, vor allem um die drei Gefangenen im trockenen Hungerstreik.

Vor 10 Tagen waren 17 politische Gefangene in einen Hungerstreik getreten, nachdem sie in Einzelhaft verlegt worden waren, weil sie gegen die schlechten Bedingungen in Abteilung 350 und das Verhalten der Gefängnismitarbeiter protestiert hatten.

Ihre Familien hatten sich an die Justizbehörden gewandt, aber keine Antwort erhalten. Sie [vermutlich die Gefangenen im Hungerstreik, d. Übers.] haben die Teheraner Staatsanwaltschaft aufgefordert, ihre Forderungen zu erfüllen und sie in die allgemeine Abteilung zurückzuverlegen.

Die im Hungerstreik befindlichen Gefangenen verlangen Einhaltung der Gefängnisrichtlinien hinsichtlich der Rechte von Gefangenen, Bestrafung von Gefängnismitarbeitern, die gegen die Gesetze verstoßen, sofortige und bedingungslose Freilassung des Fotojournalisten Babak Bordbar, Verlängerung der zulässigen Telefonzeiten, medizinische und Hygieneeinrichtungen für jeden Gefangenen und volle Umsetzung der Gesetze, die Gefangene betreffen.

Bei den politischen Gefangenen, die in Einzelhaft verlegt wurden und seit 10 Tagen im Hungerstreik sind, handelt es sich um den studentischen Aktivisten und Mitglied des Büros zur Konsolidierung der Einheit (Advar-e Tahkim-e Vahdat), Ali Malihi, den Journalisten Hossein Nourinejad, den studentischen Aktivisten Ali Parviz, den politischen Aktivisten Hamidreza Mohammadi, den Bürgerrechtsaktivisten Jafar Eghdami, den Fotojournalisten Babak Bordbar, den mit Studienverbot belegten Studenten Zia Nabavi, den Blogger und Menschenrechtsaktivisten Koohyar Goodarzi, den studentischen Aktivisten Majid Dorri, sowie Gholam Hossein Arshi, Mohammad Hossein Sohrabi-Rad und Peyman Karimi-Azad.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Anwalt im Steinigungsfall Ashtiani in der Türkei festgenommen

Veröffentlicht bei Green Voice of Freedom am 4. August 2010
Quelle (Englisch): http://en.irangreenvoice.com/article/2010/aug/04/2227

Mohammad Mostafaei, der Anwalt der im Iran zum Tode durch Steinigung verurteilten Frau [Sakineh Mohammadi Ashtiani, d. Übers.] befindet sich nach Angaben der UN-Flüchtlingsagentur jetzt in der Türkei.

Mostafaei wurde wegen Problemen mit seinem Pass in der Türkei verhaftet, kann aber nach Angaben der Agentur Asyl beantragen.

Er war letzten Monat verschwunden, nachdem er zur Befragung in Teheran vorgeladen worden war.

Amnesty International wirft den iranischen Behörden vor, Mostafaei zu schikanieren.

Mostafaei, ein bekannter Kritiker des iranischen Justizsystems, hatte die Verteidigung von Sakineh Mohammadi Ashtiani übernommen, einer zweifachen Mutter, die wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt ist.

Das Steinigungsurteil wurde zwar mittlerweile aufgehoben, allerdings droht Ashtiani immer noch die Hinrichtung durch den Strang.

Metin Corabatir, Sprecher der Hohen Flüchtlingskommission der UN (UNHCR) in der Türkei, teilte mit, dass Mostafaei sich in der Türkei in Gewahrsam befinde und Asyl für die Türkei beantragt habe.

Der Nachrichtenagentur AFP gegenüber sagte Corabatir, der UNHCR sei auf der Suche nach Drittstaaten, die ihn aufnehmen können.

„Leider ist das ein langwieriger Prozess, aber es gibt spezielle Verfahren für besonders gefährdete Personen“, fügte er hinzu.

Nachdem Corabatir [sic, es muss „Mostafaei“ heißen, d. Übers.] als vermisst gemeldet worden war, hatte Malcolm Smart von Amnesty International ihn als „Dorn im Fleisch der iranischen Behörden“ bezeichnet.

Quelle: BBC

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Polizei attackiert Familien politischer Gefangener im Iran

Veröffentlicht bei Radio Zamaaneh am 4. August 2010
Quelle (Englisch): http://www.zamaaneh.com/enzam/2010/08/police-attacks-families-o.html

Eine Angehörige zeigt vor dem Evin-Gefängnis Fotos der 17 Gefangenen im Hungerstreik

Die Polizei hat heute eine Zusammenkunft von Angehörigen iranischer politischer Gefangener vor dem Gebäude der Teheraner Staatsanwaltschaft gewaltsam angegriffen und den Anwesenden mit Verhaftung gedroht.

Die Webseite Kalemeh berichtet, dass „mit Schlagstöcken ausgerüstete Anti-Aufruhr-Einheiten der Polizei die Angehörigen politischer Gefangener in Sabzeh Meydon in Teheran angriffen, den Anwesenden die Fotos der Gefangenen abnahmen und sie zerrissen, während sie die Mütter beleidigten und beschimpften.“

Gestern hatten sich die Angehörigen der Gefangenen auch vor dem Gebäude des Büros für Gefängnisangelegenheiten versammelt [die genaue und offizielle Bezeichung dieser Institution ist mir leider nicht bekannt, d. Übers.]

Die Familien machen sich große Sorgen um ihre Angehörigen, die vor mehr als einer Woche im Evin-Gefängnis in den Hungerstreik getreten sind.

RAHANA zufolge haben Mitarbeiter der Krankenstation des Evin-Gefängnisses heute damit begonnen, die im Hungerstreik befindlichen Gefangenen zu „belästigen und zu beleidigen“.

RAHANA berichtet, dass die Mitarbeiter die Gefangenen angeschrien und gesagt hätten: „Erst stürzt ihr das Land ins Chaos und nun auch noch das Gefängnis.“

Vor zehn Tagen waren 17 politische Gefangene im Evin-Gefängnis in einen Hungerstreik getreten, um gegen die Verletzung ihrer Rechte als Gefangene zu protestieren.

Gefangene im Gefängnis Rajai Shahr [in der Stadt Karaj, d. Übers.] hatten gestern in einem offenen Brief ihre Unterstützug für die politischen Gefangenen in Evin ausgedrückt, diese jedoch gedrängt, ihren Hungerstreik abzubrechen, weil „die Protestbewegung für Demokratie im Iran“ sie brauche, um „einen freien Iran aufbauen zu können“.

Übersetzung aus dem Englischen: Julia, bei Weiterveröffentlichung bitte Link angeben

Deutschland: Ein iranischer Dissident erzählt (ARTE)

Ali Kantoori ist Anhänger der iranischen Opposition. Der 29-jährige ist aus seiner Heimat geflohen, zunächst in die Türkei, dann nach Deutschland. Vor zwei Wochen kam er in der Bundesrepublik an. ARTE Journal hat ihn für ein Interview getroffen.

Link zum Video, Teil 1

Teil 2: http://www.arte.tv/de/3361626.html